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Landshaft

Ein Film von Daniel Kötter. 

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Während der Berlinale ver­lieh der Verband der deut­schen Filmkritik LANDSHAFT jüngst den Preis der deut­schen Filmkritik 2023 in der Kategorie Bester Dokumentarfilm. Die Jurybegründung: „Wie sich ein Krieg in die Landschaft zurück­zieht und sich dort als stum­me geo­po­li­ti­sche Formation abbil­det, wäh­rend die Menschen ihrem Leben wei­ter nach­ge­hen – davon erzählt in ein­drück­li­chen, aber immer auch respekt­voll Distanz wah­ren­den Bildern unser Gewinnerfilm. Hier ist nichts embedded, hier gibt es kei­ne gro­ßen Ereignisse und höchs­tens einen Aufruhr unter den Schafen. Auf trü­ge­ri­sche Weise scheint sich alles dem Zyklus der Natur unter­zu­ord­nen, wäh­rend der Konflikt jeder­zeit wie­der aus­bre­chen kann – so gesche­hen zuletzt im Spätsommer 2023. Für sei­ne glei­cher­ma­ßen sub­ti­le wie behut­sa­me Annäherung an die Menschen und Tiere, die im von Bergen ein­ge­heg­ten arme­nisch-aser­bai­dscha­ni­schen Grenzgebiet leben, geht der Preis für den Besten Dokumentarfilm an Daniel Kötter für sei­nen Film LANDSHAFT.“

In Form einer Reise folgt Daniel Kötters kon­tem­pla­ti­ve doku­men­ta­ri­sche Arbeit mensch­li­chen und nicht-mensch­li­chen Akteuren im Osten Armeniens vom Sewan See bis zur seit dem Karabach-Krieg 2020 aser­bai­dscha­nisch kon­trol­lier­ten Sotk-Goldmine. Landshaft ent­wirft die Psychogeographie einer geo­po­li­tisch auf­ge­la­de­nen Gegend und ihrer Bewohner zwi­schen Krieg und Vertreibung, zwi­schen einst und jetzt, noch vor dem im September 2023 eska­lier­ten der Konflikt um die Region Berg-Karabach, als Aserbaidschan die selbst­er­nann­te Republik mili­tä­risch ein­nahm und hun­dert­tau­sen­de Armenier flie­hen mussten.

Credits:

DE 2023 96 Min., arme­nisch mit deut­schen Untertiteln,
Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Daniel Kötter 

Trailer:
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May December

Ein Film von Todd Haynes. 

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Zusammen mit Julienne Moore und Nathalie Portman gelingt Todd Haynes ein raf­fi­niert gebau­tes und gespiel­tes Psychodrama, des­sen Grundstein auf tat­säch­lich Geschehenem basiert, des­sen Schwerpunkt aber anders lagert.
Bei frü­he­ren TV-Verfilmungen stand das skan­dal­träch­ti­ge ver­bo­te­ne und geahn­de­te Liebesverhältnis, bzw. der sexu­el­le Missbrauch eines 13-jäh­ri­gen, der hier Joe heißt, durch eine drei­mal so alte ver­hei­ra­te­te zwei­fa­che Mutter, hier Gracie genannt, vor 20 Jahren im Mittelpunkt. Diesmal geht es zuvor­derst um die Auswirkungen des Besuchs von Fernsehstar Elisabeth und ihrer Beziehung zu Gracie. Die soll sie näm­lich in einem die­ser „TV-Movies“ ver­kör­pern und möch­te, so sagt sie, für die Rolle leib­haf­tig recher­chie­ren. Joe und Gracie haben nach ihrer Haft, in der sie das ers­te der drei gemein­sa­men Kinder zu Welt brach­te, und sei­ner Volljährigkeit gehei­ra­tet und sind noch immer glück­lich zusam­men. Um ein mög­lichst wahr­heits­ge­treu­es Bild zu pro­du­zie­ren, wird dem Eindringen der Schauspielerin in ihr Leben zuge­stimmt. Durch Elisabeths Einsatz, ihrem Befragen aller Beteiligten und der Auseinandersetzung mit Gracie bekommt die per­fek­te Oberfläche dann doch Risse und Verletzungen wer­den sicht­bar. Die bei­den Frauen ver­brin­gen viel Zeit mit­ein­an­der, aller­dings bleibt stets nebu­lös, was sie wirk­lich von­ein­an­der wol­len und wel­che Ziele sie ver­fol­gen. Während Gracie sich unbe­merkt in Widersprüche ver­strickt, ver­sucht sich Elisabeth in Manipulationen und Grenzüberschreitungen. Und viel­leicht war­tet der Mittdreißiger Joe auch nur dar­auf, ein neu­es Leben zu begin­nen, wenn die Kinder end­lich aus dem Haus sind.
„… die Geschichte einer ver­bo­te­nen Liebe als intri­gan­tes Verwirrspiel mit Humor und ver­füh­re­ri­schen Fallstricken. … Dass sich Todd Haynes der Verfilmung die­ser ver­bo­te­nen Liebesgeschichte ange­nom­men hat, klingt zunächst nicht unge­wöhn­lich. Filme wie Far From Heaven und Carol haben gezeigt, mit wie­viel Kunstfertigkeit und Leidenschaft der Regisseur in sei­nen Melodramen immer wie­der die Trugbilder des ame­ri­ka­ni­schen Traums plat­zen lässt.“ Pamela Jahn | RAY Magazin

Credits:

US 2023, 113 Min., engl. OmU
Regie: Todd Haynes
Kamera: Christopher Blauvelt
Schnitt: Affonso Gonçalves
mit Natalie Portman, Julianne Moore, Charles Melton, Piper Curda, Elizabeth Yu, Gabriel Chung

Trailer:
MAY DECEMBER – Trailer OmU German | Deutsch
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Alle die Du bist

Ein Film von Michael Fetter Nathansky. 

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Nadine (Aenne Schwarz) weiß was los ist: Kollegen haben sie geru­fen, da ihr Mann Paul (Carlo Ljubek) ein­mal mehr eine Panikattacke bekom­men hat und sich in der Fabrik ver­schanzt hat. Trotz der Warnungen der Kollegen geht Nadine zu ihm – und steht vor einem Rind! Liebevoll umarmt sie es und hat kurz dar­auf ein Kind im Arm. Beide Variationen von Paul, bzw. Versionen von Paul, so wie Nadine sie wahrnimmt.

Doch inzwi­schen sieht sie Paul meist ein­fach „nur“ als Paul, ein Mann um die 30, so wie Nadine. Nach den omi­nö­sen sie­ben Jahren Beziehung hat sich bei dem Paar längst Routine ein­ge­stellt, zwei Kinder sind da, Leben und Arbeit gehen ihren all­zu gewohn­ten Gang. Dazu kommt, dass es in der Fabrik Probleme gibt, die Arbeitsplätze unsi­cher sind, Gehaltskürzungen nicht mehr rei­chen, Entlassungen dro­hen. Mit zuneh­men­der Verzweiflung, vor allem aber Traurigkeit, ver­sucht Nadine das Gefühl wie­der­auf­le­ben zu las­sen, wegen dem sie sich einst in Paul verliebte.

Nicht nur als Rind und Kind, auch als älte­re Frau sieht man Paul bis­wei­len, aber nicht zu oft. Es genügt, dass Michael Fetter Nathansky die­se Idee zu Beginn andeu­tet, um zu ver­ste­hen wor­um es geht: Um den sub­jek­ti­ven Blick auf ande­re Menschen, der oft eine ande­re Dimension offen­bart, als sie ein Unbeteiligter, emo­tio­nal nicht invol­vier­ter haben wür­de. Man kennt die­ses Konzept etwa aus dem Film „Schwer ver­liebt“ von den Farrelly-Brüdern, in denen ein Mann nur die inne­re Schönheit von Frauen wahr­nahm, wäh­rend sie Äußerlich nicht den kon­ven­tio­nel­len Schönheitsidealen ent­spra­chen. Auch Birgit Möller spiel­te letz­tes Jahr in „Franky Five Star“ mit der Darstellung unter­schied­li­cher Persönlichkeiten, die unter­schied­li­che Aspekte ihrer Hauptfigur repräsentierten.

So ein extre­mes Konzept funk­tio­niert dann am bes­ten, wenn es nicht Selbstzweck ist, son­dern nur Mittel, um einen Einblick in die Emotionen der Figuren zu bekom­men. Und das ist bei Michael Fetter Nathanskys „Alle die du bist“ der Fall, erst der zwei­te Film, den der 31jährige Regisseur gedreht hat. Und wie schon in sei­nem Debüt „Sag du es mir“, in dem er eine Geschichte aus drei ver­schie­de­nen Perspektiven erzähl­te, spielt Fetter Nathansky auch hier mit Erzählformen, die aber stets im Dienst der Figuren stehen.

Immer wie­der schnei­det er zwi­schen der Gegenwart, in der die Beziehung zwi­schen Nadine und Paul an ihr Ende gekom­men zu sein scheint und der Vergangenheit, als das Paar sich ken­nen­lern­te, hin und her, mar­kiert durch einen leich­ten Wechsel des Bildformates. Der Beginn und das mög­li­che Ende der Beziehung ste­hen also neben­ein­an­der, der sich ver­än­dern­de Blick, mit dem Nadine Paul betrach­tet, wird so unmit­tel­bar deut­lich. Und ganz neben­bei wird in „Alle die du bist“ auch noch die Welt der Arbeiterklasse sicht­bar, wird eine Welt jen­seits der bür­ger­li­chen Existenz sicht­bar. Auch das ein Grund, war­um Michael Fetter Nathansky zu den inter­es­san­tes­ten jun­gen deut­schen Regisseuren zählt, die sich trau­en, inhalt­lich und sti­lis­tisch neue, unge­wöhn­li­che Wege zu gehen.

Michael Meyns | programmkino.de

Credits:

DE/ES 2024, 108 Min., Deutsch mit eng­li­schen UT
Regie: Michael Fetter Nathansky
Kamera: Jan Mayntz
Schnitt: Andrea Mertens
mit Aenne Schwarz, Carlo Ljubek, Youness Aabbaz, Sara Fazilat, Naila Schuberth

Trailer:
ALLE DIE DU BIST (Trailer)
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Showing up

Ein Film von Kelly Reichardt.

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Der aktu­el­le Film von Kelly Reichardt kommt nun end­lich ins fsk!

Filme über Künstler*innen befas­sen sich nur sel­ten mit dem, was die­se in ihrem Alltag tun – oder pro­kras­ti­nie­rend nicht tun. Gerade des­halb ist Kelly Reichardts SHOWING UP eine sol­che Offenbarung – und als Wende im Schaffen die­ser Autorin und Regisseurin ein aus­ge­spro­che­nes Vergnügen. Ein Hauch von Humor fin­det sich oft in Reichardts Filmen, aber die­ser hier ist durch und durch eine Komödie – wenn auch cha­rak­te­ris­ti­scher­wei­se eine phi­losophische, ent­spann­te, melan­cho­li­sche. In Portland, Oregon – einer Bastion der US-Gegenkultur –, berei­tet die Bildhauerin Lizzy ihre Soloausstellung vor. Dabei lässt sie sich von den Widrigkeiten des Lebens ablen­ken: von ihrem psy­chisch kran­ken Bruder, ihrem schrul­li­gen Vater, einer ego­is­tisch-nach­läs­si­gen Vermieterin und Künstlerkollegin sowie einer ver­letz­ten Taube. In der Rolle der wort­kar­gen Lizzy zeigt Reichardts Stammschauspielerin Michelle Williams eine ganz neue komi­sche Seite ihres Talents.“ (Jonathan Romney)

In ihrer bereits vier­ten Zusammenarbeit gelingt Reichardt und ihrer wun­der­ba­ren Hauptdarstellerin Michelle Williams das bemer­kens­wert detail­lier­te Porträt einer Künstlerin im künstlerverliebten Portland. Mit bezau­bern­der Leichtigkeit erle­ben wir die Bildhauerin Lizzy in den letz­ten Wochen vor ihrer gro­ßen Galerieausstellung, der noch jede Menge Feinschliff fehlt. Das Chaos des Alltags, die Anforderungen des Brotjobs und die Nöte des Umfelds machen es nicht gera­de leich­ter … Es ist vor allem der lei­se Humor, abseits gängiger Künstler:innen-Klischees oder sati­ri­scher Überzeichnung, der SHOWING UP zum so amüsanten wie gro­ßen Kino macht. (Nada Torucar)

Credits:

US 2022 | 108 Min., engl. OmU
Regie & Schnitt: Kelly Reichardt
Kamera: Christopher Blauvelt
mit: Michelle Williams, Hong Chau, Judd Hirsch, André Benjamin, Heather Lawless, Amanda Plummer

Trailer:
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Das leere Grab

Ein Film von Agnes Lisa Wegner & Cece Mlay.

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Songea, Tansania. John Mbano ist fest ent­schlos­sen, die Gebeine sei­nes Urgroßvaters Songea Mbano zu fin­den, der von der deut­schen Kolonialarmee ermor­det wur­de. Seine Familie hat über Generationen hin­weg an einem geplün­der­ten Grab getrau­ert, denn Songea Mbanos Schädel wur­de damals zu ras­sis­ti­schen Forschungszwecken nach Deutschland gebracht. John und sei­ne Frau tre­ten eine Reise an, die ihr Leben ver­än­dert. Mit gro­ßer Zielstrebigkeit begin­nen sie ihre Nachforschungen und fah­ren schließ­lich nach Berlin, um dort nach den Knochen ihres Vorfahren zu suchen. Hier begeg­nen sie einer Gruppe von Aktivist*innen, die dafür kämp­fen, Leugnung und Versäumnisse in der Aufarbeitung der deut­schen Kolonialgeschichte sicht­bar zu machen.

Unser Film … gibt dem Publikum die Möglichkeit, etwas zu erfah­ren, was viel zu lan­ge unter den Teppich gekehrt wur­de. Und er stellt ent­schei­den­de Fragen: Wie lebt eine Familie, eine Community mit einem inter­ge­ne­ra­tio­nel­len Trauma? Wer ist ver­ant­wort­lich für die tat­säch­li­che Restitution der Ahnen? Welche Rolle spie­len Familien und Communities in die­sem Prozess? Wer hat die Geduld, die Beharrlichkeit, nach den jewei­li­gen Vorfahren zu suchen, und wie wird das finan­ziert? Und wor­auf alles hin­aus­läuft: Wie wol­len wir mit­ein­an­der leben?” Agnes Lisa Wegner & Cece Mlay

Filmgespräch am 27.5. mit dem Aktivisten und Protagonisten Konradin Kunze

Credits:

DE/TZ 2023, 97 Min., Suaheli, Deutsch und Englisch OmU
Regie: Agnes Lisa Wegner, Cece Mlay
Kamera: Marcus Winterbauer
Schnitt: Donni Schoenemond

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DAS LEERE GRAB Trailer [HD]
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Ein Traum von Revolution

Ein Film von Petra Hoffmann. 

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Vor 45 Jahren, mit dem Sieg der Revolution in Nicaragua, beginnt eine Ära der Hoffnung. Eine jun­ge Generation über­nimmt die Regierung mit dem ehr­gei­zi­gen Ziel, eine gerech­te­re und sozia­le­re Gesellschaft aufzubauen.

Allein aus Westdeutschland rei­sen in den 80er Jahren 15.000 „BrigadistInnen“ zum Wiederaufbau des aus­ge­blu­te­ten Landes nach Nicaragua: Liberale, Grüne, GewerkschafterInnen, SozialdemokratInnen, Linke und Kirchenvertreter ern­ten Kaffee und Baumwolle, bau­en Schulen, Kindergärten und Krankenstationen. Keine Bewegung hat so vie­le Menschen mobi­li­siert. Auch die Regisseurin Petra Hoffmann ist mit dabei. 45 Jahre nach dem Sieg der Revolution fragt sie nach, was aus den Wünschen und Träumen der RevolutionärInnen und ihrer UnterstützerInnen gewor­den ist.

Credits:

DE 2024, 95 Min., spa­ni­sche OmeU
Regie & Schnitt: Petra Hoffmann
Kamera: Börres Weiffenbach, Patrick Waldmann
Schnitt: Rafael Maier, BFS

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Ein Traum von Revolution (Teaser HD)
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Robot Dreams

Robot Dreams

Ein Film von Pablo Berger.

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Dog ist ein­sam. Nach den all­abend­li­chen Cheese-Maccharoni sitzt er allein vor dem Fernseher und switcht sich durch die Kanäle, nur die neu­gie­ri­gen Tauben schau­en von außen herein.

Doch plötz­lich gibt ein Reklame-Spot Hoffnung. Ein Roboter-Freund als do-it-yours­elf-Bausatz wird Freude und Spaß in Dog’s Leben brin­gen. Wir befin­den uns im som­mer­li­chen New York der 80er, und in den Straßen und Parks tobt das Leben, in das Dog und Robot fort­an ein­tau­chen. Rollschuhfahren, Breakdance, auch Punk-Posen lernt Robot schnell, und Dog ist an sei­ner Seite ein durch und durch glück­li­cher Hund. Aber der Ausflug nach Coney Island mit aus­gie­bi­gem Badespaß bekommt dem Blech-Kumpanen nicht, er ros­tet rapi­de. Um ihm zu hel­fen, muss Dog ihn allei­ne los, und kann nicht zurück. Eine sehn­suchts­vol­le lan­ge und trau­ri­ge Zeit für die bei­den Freunde beginnt – kön­nen sie wie­der zusam­men­kom­men, wer­den sie sich wiederfinden?

… allein auf­grund des Cartoon-Looks mit sei­nen knal­li­gen Farben, kla­ren Formen, detail­lier­ten Hintergründen und rund­um gelun­ge­nen Figurendesigns kommt man nicht drum­her­um, sich in die­sen Film zu ver­lie­ben. Robot Dreams ist ein klei­ner, aber sehr fei­ner Zeichentrickstreifen mit tol­lem Stil, gro­ßem Mut zum stil­len Erzählen und dem Herz am rech­ten Fleck.“ Christian Neffe | kino-zeit

Die schein­bar sim­pel daher­kom­men­den Zeichnungen kön­nen dazu ver­lei­ten, ROBOT DREAMS als Kinderfilm ein­zu­schät­zen. Doch all‘ die aus­ge­ar­bei­te­ten Details, die Filmzitate, das dra­ma­ti­sche Potenzial und die Handarbeit – die 150.000 ein­zel­nen Bilder wur­de von 60 Leuten in über x Jahren lie­be­voll ein­zeln gezeich­net, begeis­tert auch alle Ü10. Man braucht also kein Alibikind, um zu kom­men. Viele Herzen hat der dia­log­lo­se Film schon erwär­men kön­nen. Ausgestattet mit dem Grand Prix beim Animationsfestival in Annecy bekam er den gro­ßen GOYA, den Europäischen Filmpreis und wur­de OSCAR-nominiert.

Mit sei­ner lie­be­voll ent­wor­fe­nen, bis ins kleins­te Detail ein­falls­reich ange­räum­ten, gemal­ten Welt stellt Robot Dreams ein glän­zen­des Exempel jener hohen Kunst dar, aus dem frei flot­tie­ren­den Garn der Fantasie Gedanken und Gefühle wie Gold zu spin­nen.“ epd-Film | Alexandra Seitz

Nach der Graphic Novel „Robo und Hund“ von Sara Varon.

Credits:

ES/FR 2023 | 102 Min., ohne Dialog
Regie: Pablo Berger
Schnitt: Fernando Franco

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Die Vision der Claudia Andujar

Die Vision der Claudia Andujar

Ein Film von Heidi Specogna. 

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Claudia Andujar hat­te sich als Fotoreporterin in New York schon einen Namen gemacht, als sie 1960 begann, sich für die indi­ge­ne Bevölkerungsgruppen des bra­si­lia­ni­schen Amazonasgebiets zu inter­es­sie­ren. Die bedroh­te Lebenswelt der Yanomami nahm in Engagement und Arbeit der renom­mier­ten Fotografin ab da gro­ßen Raum ein. Nachdem sie zwei Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt bei und mit ihnen gelebt hat­te und die Menschen ihr ver­trau­ten, begann sie ihre foto­gra­fi­sche Dokumentation. Die war mehr als Selbstzweck. Sie half, Gesundheitsakten für eine (über)lebenswichtige Impfung gegen von Weißen ein­ge­schlepp­te Krankheiten zu erstel­len. Die Bilder soll­ten auch zei­gen und auf­klä­ren, welch‘ unge­heu­res Unrecht dort im Namen des Profits und Fortschritts geschieht.

Der Film mischt nicht nur geschickt die leben­di­gen Erzählungen der Protagonistin mit ihren Fotos und ihrer eige­nen, eben­falls trau­ma­ti­schen Geschichte, son­dern schlägt im letz­ten Teil auch noch die Brücke zur Gegenwart. Der Blick rich­tet sich auf die jun­ge Generation der Yanomami und ihren immer noch erfor­der­li­chen Kampf gegen die Zerstörung ihrer Heimat, gegen Folgen von Abholzung und die Vergiftung der Flüsse mit Quecksilber. Und sie führt ihn eben­falls mit bild­ge­ben­den Medien, mit Fotos und Filmen für die Öffentlichkeit.

Der Film macht deut­lich, was Claudia Andujars Fotografien so bedeut­sam macht. Es ist nicht der eth­no­gra­fi­sche Blick auf das Fremde, son­dern die Perspektive einer Frau auf Menschen, die ihr selbst einen Sinn im Leben gege­ben haben. Ihre Fotos sind wert­schät­zend; sie urtei­len nicht.” Thomas Klein | Filmdienst

Ein Großteil der Fotografien von Claudia Andujar ist im Museum of Contemporary Art Inhotim aus­ge­stellt. In den Hamburger Deichtorhallen sind ihre Werke bis zum 11. August zu sehen.

Credits:

DE/CH 2024, 88 Min., por­tu­gie­sisch, fran­zö­si­sche OmU
Regie: Heidi Specogna
Kamera: Johann Feindt
Schnitt: Kaya Inan

Trailer:
Die Vision der Claudia Andujar [Offizieller Trailer DEUTSCH HD] – Ab 9. Mai im Kino
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Eureka

Ein Film von Lisandro Alonso. 

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Lisandro Alsonsos Film EUREKA ist ein mal bedrü­cken­des, mal berü­cken­des Werk in drei Teilen, lose ver­bun­den durch die Themen der Landnahme und der Dezimierung indi­ge­ner Lebensräume. Der ers­te Teil spielt in Mexiko, im spä­ten 19. Jahrhundert. Der Revolverheld Murphy (Viggo Mortensen) ist auf der Suche nach sei­ner Tochter. Doch gibt sich EUREKA kei­ner Heldenreise hin, son­dern nutzt sie bloß als Bewegungsrichtung durch einen nichts­sa­gen­den Ort, getränkt in Alkoholismus und bei­läu­fi­ge Morde. Sobald der Film in der Konfrontation von Murphy mit sei­ner Tochter ins Melodramatische abdrif­tet, schal­tet Lisandro um: in das Pine Ridge-Reservat in South Dakota im Jahre 2019, wo sich die Polizistin Alaina (Alaina Clifford) auf ihre Schicht vor­be­rei­tet. Der ers­te Teil läuft dabei noch im Fernsehen im Hintergrund, und mit ihm die Ideologie des wil­den Westens mit sei­nen wei­ßen Heroen. Während Alainas zuneh­mend erschöp­fen­der nächt­li­cher Schicht sehen wir die Auswirkungen die­ser Ideologie, näm­lich die Verdrängung und Prekarisierung der über­le­ben­den indi­ge­nen Bevölkerung in von Drogen und Verwahrlosung geplag­te Reservate. Der drit­te Teil reist nach Brasilien ins Jahr 1975, zur Zeit der Ölkrise und des Goldrauschs, der die bis heu­te anhal­ten­de Vertreibung und Ermordung indi­ge­ner Menschen im Amazonasgebiet zur Folge hat­te.
Um nar­ra­ti­ve Konventionen küm­mert sich Lisandro Alonso wenig. Wer sich jedoch auf sei­nen asso­zia­ti­ven Erzählstil ein­lässt, wird mit einem Film belohnt, der neben Elend auch viel Schönheit fin­det. Gerade im drit­ten Teil wei­tet sich der Blick, die mensch­li­chen Akteur*innen ste­hen nicht mehr im Fokus, son­dern wer­den ein­ge­bet­tet in eine spru­deln­de, sin­gen­de, rau­schen­de Umwelt. Hier ent­ste­hen Momente des Einklangs, der Utopie, auch wenn sie dem Zyklus aus Gier und Gewalt nicht lan­ge standhalten.

Yorick Berta | indiekino

Credits:

AR/DE/FR/MX/PT 2023, 146 Min., cha­ti­no, eng­lisch, lako­ta, por­tu­gie­sisch OmU
Regie: Lisandro Alonso
Kamera: Timo Salminen, Mauro Herce
Schnitt: Gonzalo Del Val

Mit: Alaina Clifford, Sadie Lapointe, Viggo Mortensen, Chiara Mastroianni, Adanilo Costa, Rafi Pitts,

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Vom Ende eines Zeitalters …

Ein Film von Christoph Hübner und Gabriele Voss.

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Was war? Was bleibt? Was kommt?

Alle reden vom Klimawandel. Und dass sich etwas ändern muss. Im Ruhrgebiet geht das Zeitalter der Kohle zu Ende. Schon lan­ge und lang­sam, als letz­te Zeche schließt die Zeche Prosper/Haniel in Bottrop.

Die Geschichte des Ruhrgebiets ist seit 150 Jahren eine Migrationsgeschichte, in deren Kern immer die Frage stand, wie kön­nen wir zusam­men­ar­bei­ten und leben. Die all­täg­li­che Beantwortung die­ser Frage stif­te­te den Menschen damals ihre Identität. Heute fehlt der gemein­sa­me Arbeitgeber.

Sind die Bewohner*innen des Ruhrgebiets auf der Suche nach einer neu­en Identität? Helfen die Industriedenkmäler und Museumsstücke, die auf den ehe­ma­li­gen Abraumhalten aus­ge­stellt wer­den? Die weit­hin leuch­ten­den Kulturfestivals?

Während man in den 60er Jahren in den Zechen-Siedlungen noch stolz gesagt hat: Wir hel­fen uns selbst und haben durch Vereine und Brauchtum die Möglichkeit gemein­sam zu gestal­ten, war­tet man heu­te auf die Politik, oder wen­det sich ent­täuscht ab, weil zu wenig geschieht.

Die Filmschaffenden Christoph Hübner und Gabriele Voss haben über 40 Jahre die Veränderungen im Ruhrgebiet beob­ach­tet und die­je­ni­gen beglei­tet, deren Leben und Arbeit davon geprägt war. Ein Spagat zwi­schen all­ge­mei­ner Entwicklung und Einzelschicksalen von Menschen. Dabei wird deut­lich: Strukturwandel bedeu­tet nicht nur, dass Zechen schlie­ßen und Landschaften rekul­ti­viert wer­den müs­sen. Auch der sozia­le Zusammenhalt der Menschen muss sich neu defi­nie­ren. Ein Filmprojekt, das aus der Zeit fällt – und doch von ihr erzählt. Ein Film, in dem das Ende noch nicht zu Ende ist und die Zukunft schon begon­nen hat.

Credits:

DE 2023, 155 Min., Deutsch
Regie: Christoph Hübner und Gabriele Voss
Kamera: Christoph Hübner
Schnitt: Gabriele Voss

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