Chevalier

Ein Film von Athina Tsangari.

[indie­ki­no Club]

Mitten im Ägäischen Meer, beschlies­sen sechs Männer, die auf einer Luxusjacht ein Fischerausflug machen, ein Spiel zu spie­len: „Der bes­te in allem”. Bei die­sem Spiel wird ver­gli­chen. Dinge wer­den gemes­sen und gegen­über­ge­stellt. Es wer­den Lieder zer­fetzt, Blut getes­tet. Freunde wer­den zu Gegnern. Aber zum Schluss der Reise, als das Spiel zu Ende ist, wird der Gewinner zum bes­ten Mann gekürt. Er wird am klei­nen Finger den Ring des Sieges tra­gen: den Chevalier.Der Film ist eigent­lich kei­ne aus­ge­wie­se­ne Komödie, aber ich muß­te die gan­ze Zeit vormichhinglucksen.

Die Männlichkeitsrituale des Fischens, Spielens und Härtezeigens ste­hen dabei in einem aber­wit­zi­gen Kontrast zum eigent­li­chen Setting von Athina Rachel Tsangaris Chevalier: Das Schiff ist eine veri­ta­ble com­fort zone, inklu­si­ve Koch und Diener. Wir sehen die arri­vier­ten Männer brav beim Saugen und Wischen. Doch als beim Dinner unter frei­em Himmel die abend­li­che Frische ein­setzt, frie­ren die Freunde lie­ber kol­lek­tiv, als dass einer von ihnen zuge­ben wür­de, dass es zu kalt ist. Keine Schwäche zu zei­gen, die­ses schein­ba­re Urgesetz der männ­li­chen Sozialisation ver­hin­dert alle Empathie und macht ein sozia­les Leben, das die­sen Namen ver­die­nen wür­de, unmög­lich. ” Johannes Bluth bei critic.de

Athina Rachel Tsangari stu­diert die­se Männer wie eine Verhaltensforscherin. In Attenberg (2010) bau­te sie eine Hommage an den Tierfilmer Sir Richard Attenborough ein, nun macht sie einen wei­te­ren Schritt in die Richtung einer Komik, die Ethologie als Parawissenschaft für einen recht merk­wür­di­gen Tonfall pro­duk­tiv macht. Denn Chevalier gibt bereits mit sei­nem Titel zu erken­nen, dass es hier dar­um geht, eine erns­te Situation auf ein Spiel zu set­zen. Die Situation, das sind die aus­ge­spar­ten Verhältnisse in der Wirklichkeit, das Spiel sind die teils absur­den Formen, in denen die Männer, alle im soge­nann­ten bes­ten Alter, mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren.” Bert Rebhandl in derstandard.at

Griechenland 2015, 99 Min., gr. OmU
Regie: Athina Tsangari
Kamera: Christos Karamanis
Schnitt: Matt Johnson, Yorgos Mavropsaridis
mit: Makis Papadimitriou , Nikos Orfanos , Sakis Rouvas , Vangelis Mourikis , Yorgos Kentros , Yiannis Drakopoulos , Yorgos Pirpassopoulos , Panos Koronis , Kostas Philippoglou