Ein Film von Wang Xiaoshuai.
Sein Debutfilm WINTERTAGE, FRÜHLINGSTAGE, der 1993 im Internationalen Forum der Berlinale (und dann auch bei uns im Kino) lief, erinnerte entfernt an die Novelle Vague. Nach 26 Jahren und vielen ausgezeichneten Filmen mehr, wie dem De-Sica-Remake BEJING BICYCLE, ZUO YOU oder CHONGQING BLUES hat Regisseur Wang Xiaoshuai nun ein geradezu episches Werk geschaffen, das bei der diesjährigen Berlinale mit dem Preis für die Beste Darstellerin und den Besten Darsteller geehrt wurde. In BIS DANN MEIN SOHN folgen wir über drei Jahrzehnte lang dem aus dem Norden Chinas stammenden Ehepaar Liu Yaojun und Wang Liyun, ihren Familienmitgliedern und Freunden. Die gewaltigen Veränderungen in der politischen und sozialen Lage des Landes gehen einher mit privaten Erlebnissen und Schicksalsschlägen. Der Fokus des Films lag für den Regisseur allerdings weniger auf der Geschichte als auf den Gefühlen, und so folgen wir keiner linearen Zeitlinie. Es ginge ihm darum, wie die Menschen mit ihren Verletzungen umgegangen sind, sie einander vergeben und in die Augen schauen konnten, sagte Wang Xiaoshuai auf der Pressekonferenz. Für uns Zuschauer*innen bedeutet das, Taschentücher bereitzuhalten und sich diesem wunderbar gefilmten Melodram einfach ergeben zu können, ohne das Hirn ausschalten zu müssen.
„Wang Xiaoshuai nimmt sich Zeit: für die Figuren, die Geschichte, die Themen. Es wird wenig geredet und doch viel gesagt – über Blicke, Gesten, Bildgestaltung. „Bis dann, mein Sohn“ ist ein Film über Schuld, Vergebung und Versöhnung, der die Menschen in ihrer Zerbrechlichkeit und Stärke in den Mittelpunkt stellt. Und ganz nebenbei erzählt er ein Stück chinesische Zeitgeschichte.„ Jurybegründung „Film des Monats: November 2019”.
Di jiu tian chang
China 2019, 185 Min., chin. OmU
Regie: Wang Xiaoshuai
Kamera: Kim Hyun-seok
Schnitt: Lee Chatametikool
mit: Wang Jingchun, Yong Mei, Qi Xi, Wang Juan, Du Jiang
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