PL 2020, 84 min, OmU
R/B: Grzegorz Zariczny
K: Weronika Bilska
S: Bartosz Pietras
M: Marcin Dymiter
D: Błażej Kitowski, Magdalena Sztorc, Tomasz Schimscheiner u. a.
Für die junge Aussteiger-Familie geht ein Traum in Erfüllung – ein eigenes Haus auf dem Land. Hier kann das junge Paar mit seiner Tochter in Ruhe planen, werkeln und gestalten. Aber ein altes Haus zu renovieren ist keine leichte Bastelarbeit. Deshalb kommt ein Onkel, um zu helfen – doch mit ihm kommt auch die Vergangenheit in das Haus, die zunehmend die heitere Aufbruchsstimmung überschattet.
Der Film besticht durch narrative Einfachheit und eine große Nähe zu seinen Figuren. Weronika Bilskas Kamera rückt eng an Personen und Gegenstände heran und hilft damit dem Zuschauer, tief in das Leben der Familie einzutauchen. Regisseur Grzegorz Zariczny wiederum bedient sich meisterhaft der Sprache des Dokumentarfilms und nimmt damit die Perspektive eines unprätentiösen Beobachters ein, der auf konstruierte Spannungsbögen und den moralischen Zeigefinger verzichtet.
Grzegorz Zariczny (geb. 1983) studierte Regie in Katowice Dokumentarfilm in Warschau. Sein Kurzfilm „Gwizdek“ (2013) gewann einen Grand Prix beim Sundance-Filmfestival. Darüber hinaus drehte Zariczny u. a. die Dokumentarfilme „Love, love“ (2015), „Ridan“ (2017) und „Ostatnia lekcja“ (2018), sowie den Spielfilm „Fale“ (2016).
D: Zofia Stafiej, Kinga Preis, Arkadiusz Jakubik, Dawid Tulej u. a.
Ola ist siebzehn, ziemlich dickköpfig und träumt vor allem von einem eigenen Auto – denn damit kann man dem Alltag einer tristen Kleinstadt entfliehen, die immer ein Stück zu eng ist. Ihren Vater hat sie ewig nicht mehr gesehen, denn der schuftet in Irland für die Familie.
Dann kommt aus heiterem Himmel die Nachricht: Ihr Vater hatte einen tödlichen Arbeitsunfall. Jemand muss nach Irland fahren, um die nötigen Formalitäten zu erledigen und ihn nach Hause zu überführen. Da ihre Mutter kein Wort Englisch spricht, macht sich Ola allein auf den Weg, um mit der Aussicht auf die Erbschaft vielleicht doch den Traum vom Auto zu füllen. Dort taucht sie tief ein in den Alltag der zahllosen Migranten, welche die irische Wirtschaft am Laufen halten.
Wenn Ken Loach Pole wäre, hätte er diesen Film gemacht. Piotr Domalewski bedient sich in Bildsprache und Erzähltechnik beim Meister des Sozialdramas und haucht damit dem Genre neues Leben ein. Das gelingt vor allem dank der Hauptdarstellerin Zofia Stafiej, die überzeugend einen ungestümen Teenie verkörpert, der langsam zur Erwachsenen reift.
Piotr Domalewski (geb. 1983) studierte Schauspiel in Kraków und Regie in Katowice, bevor er mit seinem Langspiel-Debüt „Cicha noc / Stille Nacht“ auf Anhieb beim Filmfestival in Gdynia den Hauptpreis gewann.
Vorführungen in Kooperation mit dem FilmFestival Cottbus
filmPOLSKA ist das größte polnische Filmfestival in Deutschland und wird vom Polnischen Institut Berlin veranstaltet. In den Jahren 2006–2020 zeigte das Festival in verschiedenen Kinos Berlins und Brandenburgs insgesamt 1.574 Filme. 324 Filmemacher/innen waren beim Festival zu Gast.
Insgesamt sieben Filme konkurrieren dieses Jahr im Wettbewerb (der komplett im fsk zu sehen ist), darunter gleich zwei Coming-Of-Age-Geschichten: Piotr Domalewski widmet sich mit seinem in Cottbus mit dem Hauptpreis ausgezeichneten “Jak najdalej stąd / I Never Cry” [Tickets] den prekären Lebensbedingungen der polnischen Arbeitsmigrant*innen in England mit Ken Loach-Anklängen, während Tomasz Jurkiewicz in seinem Debüt “Każdy ma swoje lato / Everyone Has A Summer” [Tickets] als Generationenfilm von der ersten großen Liebessehnsucht erzählt. “Sweat” [Tickets] zeigt den Alltag der Fitness-Trainerin und Influencerin Sylwia (gespielt von Magdalena Koleśnik) und wirft einen unglamourösen Blick hinter die Kulissen perfekt inszenierter Online-Persönlichkeiten.Um die Verquickung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geht es in Mariusz Wilczyńskis hochambitioniertem, düsterem Animationsfilm “Zabij to i wyjedź z tego miasta / Kill It And Leave This Town“ [Tickets], an dem der Regisseur 14 Jahre lang arbeitete. Der erste Langfilm des Regisseurs feierte 2020 in der Sektion Encounters der Berlinale seine Premiere. Grzegorz Zaricznys auf wahren Begebenheiten und mit “realen” Charakteren inszeniertes Drama “Proste rzeczy / Simple Things” [Tickets] berichtet von der Schwierigkeit, einen Neustart auf dem Land zu wagen, wenn die familiäre Vergangenheit einen nicht loslässt. Dokumentarisch wird es dann mit Eliza Kubarskas atemberaubend fotografiertem “Ściana cieni / Die Wand der Schatten“ [Tickets], der das Abhängigkeitsverhältnis von Sherpas und Alpinist*innen zum Anlass nimmt, über die Grenzen des Tourismus und Macht(un)gleichgewichte nachzudenken. Und Agnieszka Polska liefert mit “Hura. Wciąż żyjemy! / Hurrah, We Are Still Alive!” [Tickets] einen Polit-Thriller und Genrefilm um eine Schauspieltruppe, der ihr Regisseur abhanden gekommen ist.
Im Trickfilm-Programm “Polish Animation” [Tickets] erleben wir in aktuellen Filmen junger Regisseur*innen in diversen Animationstechniken die Erforschung des eigenen Körpers, eine virtuos inszenierte Seelenwanderung, einen comichaft überzeichneten Kampf mit dem Körpergewicht, eine im Sterben liegende Frau bei ihren letzten Atemzügen und darüber hinaus, eine zwielichtige Vogelretterin mit dunklen Geheimnissen, eine moderne Hexenjagd mit tragischem Ausgang, einen nächtlichen Wandel im Rausch und das in Metaphern verpackte Ringen mit einer traumatischen Kindheit.
Installation: Das für iPads und iPhones optimierte Augmented-Reality-Projekt “Przyszłość będzie świetlana / Die Zukunft wird leuchtend sein” von Wiola Sowa erweitert die bestehende Realität nicht um eine neue Dimension, sondern degradiert sie, indem sie Informationen aus dem Bild schneidet und ihm so „Narben“ zufügt. Damit bezieht sich die Arbeit auf Pandemie-Erfahrungen und ruft Verlustgefühle hervor. In filmPOLSKA-Kinos hängen Plakate mit dem QR-Code zum Projekt. Die Arbeit ist für die Anzeige auf iPads und iPhones optimiert, läuft aber auch auf einigen Android-Geräten.
Wir freuen uns, auch dieses Jahr das jüdische Filmfestival bei uns zu Gast zu haben, diesmal mit mehr Filmen und mehr Gästen. Fünf aktuelle Dokumentarfilme, von denen sich vier direkt oder indirekt auf die Shoah beziehen und vier Spielfilme aus der DDR und Polen. Die Spielfilme sind Teil der Reihe deutsch-polnische Zeitreise,
in Die Passagierin kommt es bei einer Schiffspassage zur Begegnung zwischen der Überlebenden Marta und einer ehemaligen KZ-Aufseherin, ein Kammerspiel inmitten der endlosen, atlantischen Weite. Andrzej Wajdas Das gelobte Land portraitiert ein jüdisch, polnisch, deutsches Trio mit Aufstiegsambitionen zur Zeit der Industrialisierung Ende des 19ten Jahrhunderts. Epische 180 Minuten, und das meinte 1974 eine Filmreise/eine Reise im Film. Chronik eines Mordes konfrontiert die Jüdin Ruth, die verschleppt wurde und deren Eltern im KZ umkamen, mit den Mördern, die weiterhin ungestört in Amt und Würden unter uns waren. Die Schauspielerin wagt einen melodramatischen Ansatz: die große Liebe (am Theater, unter Schauspielern). Mark bekommt als Jude Berufsverbot, Maria verfolgt ihren Weg erfolgreich weiter, bis sie sich radikal umentscheidet.
Unter den Dokumentarfilmen ist Displaced eine erneute Auseinandersetzung der dritten Generation der Holocaust Überlebenden mit der eigenen Familiengeschichte. Ein weiterer Versuch, das Schweigen aufzubrechen. Love, it was not thematisiert die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Opfer und Täter. Die Jüdin Helena, in Auschwitz inhaftiert, gefällt einem SS Offizier, er wähnt sich in Liebe, jederzeit seiner Macht bewußt und extrem brutal, wie es seine Totenkopfblechmarke verspricht. Sie versucht ihr Leben zu retten und für ihre Mitgefangenen zu sprechen. Muranow war lange ein Ort bunten Gewimmels, mehrheitlich jüdisch bewohnt. Nach dem Überfall auf Polen wurde es zum Warschauer Ghetto und beim Aufstand 1943 fast vollständig zerstört. Eine Spurensuche heute, wo Ort und Bewohner nichts mit der Vergangenheit zu verbinden scheint. Walter Kaufmann- welch ein Leben portraitiert natürlich den Schriftsteller, der als jüdisches Kind während des 12 jährigen Reichs nach Großbritannien entkam, dort als Deutscher inhaftiert auf einem Seelenfänger nach Australien verschifft wurde und schließlich der Seefahrt und dem Schreiben frönte. Zum Abschluß des Festivals bei uns führt Ziyara in ein ganz anderes Land: Marokko. Lange lebten Muslime und Juden hier relativ problemlos zusammen, auch die Familie der Regisseurin. Eine weitere Spurensuche.
„Eine wahre Geschichte. Leider!“ heißt es im Vorspann unheilschwanger. Die Wahrheit will auch BND-Biowaffenexperte Wolf (Sebastian Blomberg) wissen, der sich 1997 im Irak auf die Suche nach Massenvernichtungswaffen macht. Die UN-Mission wird ergebnislos abgebrochen, womit auch des Agenten Affäre mit der CIA-Kollegin endet. Zwei Jahre später wird der Wissenschaftler in die Chefetage der BND-Zentrale zitiert. In einem Asylbewerberheim, so berichtet Abteilungsleiter Schatz, behaupte der Iraker Rafid Alwan, er wäre in seiner Heimat an der Produktion von Anthrax-Erregern beteiligt gewesen. Mehr noch: Er wüsste zudem von einem tödlichen Unfall mit Biowaffen. Gemeinsam mit Verbindungsoffizier Retzlaff reist Wolf sofort nach Zirndorf, um den vermeintlichen Informanten zu treffen.
Beim Verhör im schäbigen Zimmer der BND-Außenstelle gibt sich der Iraker in Plauderlaune. Für sein Wissen freilich fordert er aus Sicherheitsgründen eine eigene Wohnung sowie einen deutschen Pass. Die Erzählungen des Informanten klingen indes eher blumig als verifizierbar. Eine Blutprobe von Rafid mit Anti-Körpern könnte den Beweis für Milzbrand-Erreger bringen. Doch allein die Amerikaner verfügen über eine zuverlässige Analyse-Technologie. Für Abteilungsleiter Schatz ist das keine Option, schließlich will seine Behörde der CIA-Konkurrenz einen „Knaller“ präsentieren. Mit einer schlichten Zeichnung kann Informant „Curveball“ die Agenten doch noch überzeugen: Sie zeigt, wie LKWs als mobile Labore eingesetzt werden, weshalb Beweise von den UN-Kontrolleuren nie gefunden werden konnten. Beim BND knallen die Korken, Kanzler Schröder dankt persönlich. Der Katzenjammer ist groß, als ein Satellitenfoto die ganze Geschichte als Fälschung entlarvt.
Nach den Terroranschlägen vom 11.September ändert sich die Lage dramatisch. Den USA kommt der angebliche Beweis sehr gelegen. Außenminister Colin Powell präsentiert vor der UN die Fälschung als Grund für einen Angriff auf den Irak – und Joschka Fischer schweigt dazu. Der mittlerweile beurlaubte Wolf ist entsetzt. „Was gibt dir das Recht, die Fakten zu verdrehen?“ will er von seiner CIA-Freundin wissen. „Wir machen die Fakten!“ bekommt er als kühle Antwort.
Wie in der süffisanten Kapitalismus-Satire „Die Zeit der Kandidaten“ zeigt Regisseur Naber in dieser Polit-Posse ein gutes Gespür für gelungene Situationskomik und exzellente Dialoge. Sein abermaliger Hauptdarsteller Sebastian Blomberg gibt den besorgten Biowaffenexperten mit spürbarem Vergnügen. Als naiver Tor gerät er unaufhaltsam unter die Räder von Machtinteressen und Intrigen. Ständig im Zugzwang, kämpft Agent Wolf wie ein Löwe gegen die Lügen. Selbst im Schlafanzug trotzt er wacker Schnee und Eis, um mit einem spektakulären Slaptsick-Einsatz per Schlitten den entführten Informanten aus seinem geheimen Versteck zu befreien.
„Die Wahrheit löst sich auf und alle finden es normal!“, zieht der geknickte Held frustriert Bilanz. Für eine smarte Satire ist diese Erkenntnis ein gefundenes Fressen. Bei allem Spaß geht der Ernst des Themas nie verloren. „Der damalige Kanzleramtschef ist heute Bundespräsident“, meldet der Nachspann nüchtern. Für Schauspiel-Star Fahri Yardim ein gelungener Einstand als Produzent. Auf den nächsten Streich von Johannes Naber kann man nach diesem Komödien-Coup allemal gespannt sein.
Dieter Oßwald | programmkino.de
Credits:
DE 2019, 108 Min. Regie: Johannes Naber Kamera: Sten Mende Schnitt: Anne Jünemann Darsteller: Sebastian Blomberg, Dar Salim, Virginia Kull, Michael Wittenborn, Thorsten Merten
Trailer:
CURVEBALL | Offizieller Trailer | Ab 9. September im Kino
Thomas Brasch [1945–2001] war Dichter, Dramatiker, Autor, Filmschaffender und Übersetzer. In allen Bereichen schonungslos, unkonventionell und unnachgiebig, gleichzeitig feinfühlig und sanft. Als Kind jüdisch-kommunistischer Eltern wuchs Brasch in der DDR auf, wo sein Vater zum stellvertretenden Kulturminister aufstieg, während er selbst mit seiner Kritik an den realsozialistischen Verhältnissen aneckte. 1976 verließ er das Land, um in der BRD sein Schaffen fortzusetzen. Zwischen den 70er und 90er Jahren konfrontierte er das Publikum scharfsinnig und originell mit den Widersprüchen der deutschen Nachkriegszeit. Seine Werke, darunter zahlreiche Gedichte, der Roman „Vor den Vätern sterben die Sohne“ und der Film „Engel aus Eisen“, zeichnen sich durch eine klare Bildsprache und einen „beschwingt aggressiven“ Witz [SZ] aus. Das ilb zeigt in Filmvorführungen, Performances und Lesungen die Facetten seines Schaffens.
U.a. mit Annett Gröschner D, Andreas Kleinert D, Matthias Mücke D. Claus Peymann D [live zugeschaltet], Masha Qrella D, Hilde Stark D, Hanns Zischler D und Alexander Polzin, der das Programm der Brasch-Reihe mitgestaltete.
Das Filmdebut des Dramatikers Thomas Brasch, das 1981 im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens entstand, erhielt im Jahr seiner Entstehung den Bayerischen Filmpreis. Erzählt wird die wahre Geschichte des jugendlichen Bandenchefs Werner Gladow, der zur Zeit der Berliner Luftbrücke Raubzuge durch Berlin unternahm. Lebensnah demonstriert er Figuren, „in denen sich die Widerspruche und die Verstörung der Menschen nach dem Krieg besonders deutlich zeigen.“ [Lexikon des internationalen Films]
Der mit Katharina Thalbach, Bernhard Wicki und Anne Bennent hochkaratig besetzte Spielfilm von 1982 handelt von einer jungen Theaterschauspielerin, die sich unsicher zwischen Fiktion und Realität bewegt und nach dem Tod ihres Mentors endgültig den Halt verliert. „Die Geschichte dieser künstlerischen Identitätskrise ist mit Versatzstucken des Zaubermärchens zu einem vielschichtigen, vertrackten Zeitbild verbunden, zu einem Essay über Realitätsprobleme.“ [Lexikon des internationalen Films]
Braschs vierter und letzter Spielfilm von 1988 mit Tony Curtis in der Hauptrolle handelt von einem Hollywood-Regisseur, der in Westberlin einen Film drehen will, um eigene Erlebnisse aus der Nazizeit zu bewältigen: 1942 war er einer von 13 jüdischen KZ-Häftlingen, die als Statisten für einen antisemitischen Film ausgewählt wurden, wobei er den Tod eines Freundes verschuldete. Der Film beleuchtet „die Schwierigkeit, die Vergangenheit durch Kunst bewältigen zu können.“ [Lexikon des internationalen Films]
Der Dokumentarfilm über Thomas Brasch, der 2011 auf der Berlinale uraufgeführt wurde, stellt eine Montage von hinterlassenen Interviews, Selbstgesprächen, privaten Beobachtungen sowie Archivaufnahmen, Fernsehbeiträgen und Filmausschnitten dar, die sich zu einem künstlerischen und persönlichen Porträt des Künstlers fügt. Im Anschluss folgt ein Gespräch über Brasch als Filmemacher mit Christoph Rüter, Joachim von Vietinghoff und Hanns Zischler.
Sommer 1988: Ein 22-jähriger Bankangestellter, Familienvater, Rocker, raubt seiner Bank Millionen. Aber nicht mit Pistole und „Hände hoch“, sondern indem er eine Sicherheitslücke entdeckt und mit einem ausgetüftelten Coup die Beute zur Seite schafft. Mit den geklauten Millionen setzt er sich nach Australien ab und weiht erst von dort aus am Telefon seine Lebensgefährtin ein. Sie will aber nicht zu ihm nachkommen. Damit hat er nicht gerechnet. Sein Aufenthalt im australischen Luxushotel wird zum goldenen Käfig.
Der Film erzählt in einem Mix aus Spiel‑, Dokumentar- und Animationsfilm die wahre und unglaubliche Geschichte eines Bankangestellten, beruhend auf den Original-Interviews. Gewinner des Förderpreis Neues Deutsches Kino bei den Hofer Filmtagen 2019.
Credits:
DE 2019, 81 Min. Regie & Buch: Sven O. Hill Kamera: Sven O. Hill Montage: Sven O. Hill, Hendrik Schmitt mit: Daniel Michel, Paula Kalenberg, Tomasz Robak, Rocko Schamoni, Laurens Walter, Fabienne Hollwege
DERATEMDESMEERES – ein poetischer Kinodokumentarfilm über das beeindruckende Universum des größten Marschlandes der Welt: das Wattenmeer. Im Rhythmus von Ebbe und Flut erzählt DERATEMDESMEERES vom Wattenmeer, von den Menschen und der Natur, die diese außergewöhnliche Region formen. Von Den Helder in den Niederlanden über die ostfriesischen Küsten bis nach Skallingen in Dänemark erstreckt sich eine Ansammlung von Inseln und Gemeinden, wovon jede ihren eigenen Charakter, ihre eigenen Besonderheiten hat. Doch sie alle gehören zum Wattenmeer, das seit 20 Jahren den Titel UNESCO-Weltnaturerbe trägt. Ständig wechselndes Licht, Nebel, und Wind verändern die Landschaft und Lebensräume von Seehunden, Krabben und Flundern. Das komplexe Binnensystem, mit seiner einzigartigen Flora und Fauna birgt unzählige Geschichten und einzigartige Lebensformen, deren Entdeckung DERATEMDESMEERES erlebbar macht. Mal richtet sich der Blick auf kleine Details, mal auf das große Ganze. Zugvögel und Touristen, die jedes Jahr kommen und gehen, die Veränderung der Farbgebung von Watt und Wasser und der faszinierende Wechsel der Gezeiten sind ein sich wiederholender Zyklus. DERATEMDESMEERES ist ein poetischer Kinodokumentarfilm, der eine Region voller Gegensätze zeigt. Das Wattenmeer ist geprägt von Stille und Sturm, Leben und Tod und natürlich vom Ein- und Ausatmen des Meeres, dem bestimmenden Faktor, nach dem sich alles richtet.
Credits:
NL/DE 2020, 105 Min., Regie: Pieter-Rim de Kroon Kamera: Victor Dekker Schnitt: Erik Disselhoff
In einer anonymen polnischen Villensiedlung beglückt ein ukrainischer Masseur seine KundInnen nicht nur mit seinen heilenden Händen. Er wird zu einer Art Guru für die spirituell obdachlosen und nicht nur sexuell frustrierten Neureichen. Małgorzata Szumowska (DIEMASKE) und Michał Englert erzählen von einer polnischen Gegenwartsgesellschaft, die ihre Identität verloren hat. Weltpremiere im Wettbewerb des Filmfestivals von Venedig!
Der Oscarkandidat von Polen für 2021. Die Süddeutsche schreibt dazu: „Man weiß irgendwann nicht mehr, worauf der Film hinaus will, aber da kann man sich ihm schon nicht mehr entziehen“.
Hypnosekino auf subtile und humorvolle Art und Weise.
Der Masseur
Credits:
OT: ŚNIEGUJUŻNIGDYNIEBĘDZIE – Never Gonna Snow Again PL/DE 2020, 115 Min., poln. OmU Regie & Buch: Małgorzata Szumowska & Michał Englert Kamera: Michał Englert P.S.C. Schnitt: Jaroslaw Kaminski, Agata Cierniak mit: Alec Utgoff, Maja Ostaszewska, Agata Kulesza, Lukasz Simlat, Weronika Rosati, Katarzyna Figura, Andrzej Chyra
November 1979. Parteitag der SPÖ, Villach, 23 Uhr. Johanna Dohnal gibt ihr erstes Interview als Frauenstaatssekretärin. Ein ORF-Journalist kommt gleich zur Sache. „Was ist das für ein Gefühl?“, will er wissen. Sie antwortet schnell und direkt: „Überhaupt kein Gefühl im Moment. Außer, dass es hier sehr heiß ist.“ Doch er lässt nicht locker: Ob sie sich als Frau wie jeder andere Staatssekretär auch fühlen werde? „Ich weiß überhaupt nicht, wie sich ein Staatssekretär fühlt. Ich glaube, so wie jeder andere Mensch auch. Aber die Frauenfrage ist eine gesellschaftspolitische und nach meiner Auffassung keine Frauenfrage.“
Und damit zeigt die ehemalige, erste österreichische Frauenministerin klar ihren Standpunkt. Sie will sich nicht in eine Ecke drängen lassen. Der Kampf für Frauenrechte ist für sie gleichbedeutend mit dem Kampf für eine Gesellschaft mit menschlichem Antlitz. Als uneheliches Kind einer ledigen Mutter arbeitete sie sich aus armen Verhältnissen im Nachkriegsösterreich in der sozialistischen Partei hoch. Bei der Grossmutter aufgewachsen fühlte sie sich als Außenseiterin. Die Freiheit jenseits von Normen zu denken und zu fühlen, behält sie selbst nach ihrem Aufstieg in der österreichischen Politik bei.
Ihre Bestellung in den 1970er Jahren unter Bruno Kreisky war damals eine Sensation. Ihre frühzeitige Abberufung gegen ihren Willen durch die eigene Partei eigentlich ein Skandal. Denn nach sechszehn Jahren Regierungstätigkeit hatte sie ihren Schwung nicht verloren. Trotzdem wurde sie im März 1995 von Kanzler Franz Vranitzky aus dem Amt gedrängt. Geblieben sind ihre Errungenschaften, die heute oftmals wieder zur Diskussion stehen, was den Film zusätzlich brisant macht. Dabei verblüfft nach wie vor die Fülle an Initiativen, Gesetzen, Regelungen und Einrichtungen, die direkt auf ihre Initiative zurückgehen. Das reicht von der Einführung der Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe über die Anrechnung von Kindererziehungszeiten für die Pension bis zu den ersten Frauenhäusern und einem Gesetz gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Vor dem Hintergrund patriarchal geprägter Machtverhältnisse bündelte die feministische Visionärin die Kräfte aller österreichischen Frauenorganisationen, von der Katholischen Frauenbewegung bis zur Aktion Unabhängiger Frauen, um öffentlichen Druck für gemeinsame Anliegen zu erzeugen. So setzte sie die Gründung und dauerhafte Finanzierung der Wiener Frauenhäuser durch. Sabine Derflingers berührende Doku spiegelt das politische Klima des Landes bis hin zum neoliberalen Umschwung trefflich. Mitreißend bebildert die Grimme-Preisträgerin den weiten Weg den Johanna Dohnal im Kampf gegen alle Widerstände und Männerbünde gehen musste. Ein Stück lebendige, inspirierende Frauengeschichte, die den Blick schärft.
Luitgard Koch | programmkino.de
Die Dohnal
Credits:
AT 2019, 104 Min., Regie: Sabine Derflinger Drehbuch: Sabine Derflinger Kamera: Christine A. Maier, Eva Testor Schnitt: Niki Mossböck mit: Annemarie Aufreiter, Johanna-Helen Dohnal, Ingrid Dohnal, Sonja Ablinger, Ferdinand Lacina, Elfe Semotan, Trautl Brandstaller, Brigitte Ederer, Hanna Herbst, Julia Herr, Käthe Kratz, Alice Schwarzer.
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktionale Cookies
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.