The Quiet Girl

Ein Film von Colm Bairéad.

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Das beein­dru­cken­de Debut des Iren Colm Bairéad ist ein ruhi­ger, ein stil­ler Film. Zurückhaltend wie sei­ne Hauptfigur, die neun­jäh­ri­ge Cáit, lebt vom genau­en Hinschauen, Spüren, von vor­sich­ti­gem Herantasten. Zu Beginn ver­steckt sie sich vor ihren Geschwistern im hohen Gras, und wird von der Kamera ent­deckt.
In den 80-er Jahren war Armut in der Republik Irland kein Fremdwort, und auch der Hof von Cáits Familie ist unr­e­ta­bel. Man lebt beengt, der Vater ver­spielt und ver­trinkt das weni­ge Geld, die Mutter ver­nach­läs­sigt fast zwangs­läu­fig die Kinderschar. Als sie erneut ein Kind erwar­tet, wird aus­sor­tiert, und das fami­li­en­un­kon­for­me Mädchen zeit­wei­se bei einem ent­fernt ver­wand­ten Ehepaar unter­ge­bracht. Seán und Eibhlín sind ver­gleichs­wei­se wohl­ha­bend und kön­nen die Kleine gut auf­neh­men. Während Eibhín sich rüh­rend um Cáit küm­mert, ver­hält sich Seán zunächst abwei­send und unfreund­lich.
Dass sich dies grund­le­gend ändert, ist qua­si film­ge­mäß vor­be­stimmt, doch die Annäherung von Kind und Ersatzvater wird auf eine sel­ten schö­ne und undra­ma­ti­sche Weise gezeigt. Kleine Gesten, Blicke und Ermunterungen zeu­gen von zuneh­men­der Vertrautheit, wenn es auch in die­ser Familie Geheimnisse gibt.
„ … Diese Cáit mag nicht viel spre­chen. Dafür aber nimmt sie mit allen Sinnen wahr, auf­merk­sam und sen­si­bel. Und der Film tut es mit ihr. Colm Bairéad lässt die Kamera zu einem Sinnesorgan des künf­ti­gen Erinnerns wer­den; er erzählt ohne die übli­chen dra­ma­tur­gi­schen Konflikte, sucht nie das gro­ße Drama. Wohltuend ist das und unauf­dring­lich. Das ist auch das bes­te Adjektiv, um die­sen Film zu beschrei­ben – nichts drängt sich auf, alles ist inwen­di­ges Erleben.
… Cáit sol­le sich nicht ob ihrer Schweigsamkeit sor­gen, sagt Séan ein­mal am Strand zu ihr; zu vie­le Menschen wür­den die Chance ver­pas­sen, nichts zu sagen, und dabei viel kaputt machen. Dasselbe gilt auch für vie­le Filme, die es ver­pas­sen, mit den Bildern zu erzäh­len, und statt­des­sen alles zer­re­den. Das Debüt von Colm Bairéad fin­det dar­in sei­ne eige­ne meis­ter­haf­te Form.“
Sebastian Seidler | Filmdienst

Credits:

An Cailín Ciúin
IR 2022, 95 Min., gälisch, eng­li­sche OmU
Regie: Colm Bairéad
Kamera: Kate McCullough
Schnitt: John Murphy
mit: Carrie Crowley, Andrew Bennett, Catherine Clinch

Trailer:
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