„Nach acht Jahren Kinopause legt er Hou Hsiao-Hsien einen hypnotischen Film von unwirklicher Schönheit vor, in dem es trotz einer extrem komplizierten, von vergleichsweise bodenständigen, aber dennoch brillanten Actionszenen punktierten Geschichte vor allem um die Melancholie einer vergeblichen Liebe geht.” Michael Meyns – filmstarts.de
„China, im 8. Jahrhundert. Die Tang-Dynastie zerbröckelt, territoriale Gouverneure erheben sich gegen den Kaiser. Nie Yin-Niang ist in einem taoistischen Kloster zur professionellen Killerin ausgebildet worden. Von der kaisertreuen „Nonne“ erhält sie den Auftrag, ihren Cousin Liu Lang, Sohn aus einer Verbindung des Ehemanns der Schwester des Kaisers und einer Konkubine, zu ermorden, der als Gouverneur von Weibo inzwischen auf die Seite der Abtrünnigen gewechselt ist. Einstmals waren Liu Lang und Nie Yin-Niang einander versprochen gewesen, bevor Liu aus taktischen Gründen anders verheiratet wurde…
Die Verwandtschaftsbeziehungen in THE ASSASSIN sind so verschachtelt und undurchdringlich wie die opulent ausgestatteten Räume des Films, die Regisseur Hou Hsiao-Hsien mit Schichten über Schichten von Vorhängen, Türen und Raumteilern verstellt. Schichten über historisch gewachsenen Schichten von Loyalität, Verrat, Liebe und Verwandtschaft scheinen auf den Figuren zu lasten, sie zu verbinden und zu erdrücken. In diesem Dickicht, das einmal mehr an die Beziehung Taiwans zu China erinnert, muss Nie Yin-Niang ihren Weg finden.
Der schwebende Wuxia-Film (Schwertkämpfer-Film) THE ASSASSIN von Arthouse-Altmeister Hou Hsiao-Hsien (DIE STADT DER TRAURIGKEIT) entführt in hypnotisch schöne Bilderwelten: filigran arrangierte Innenräume, die wie ein Blick in eine überquellende Schmuckschatulle wirken, wertvolle, farbgesättigte Stoffe, monochrome Landschaften, die an chinesische Tuschezeichnungen erinnern, in Grauschattierungen gestaffelte Bergpanoramen und endlose Birkenwälder. Die sanft dahingleitende Kamera verbindet die disparaten Orte und Bildwelten des Films zu einem Bilderfluss, der immer wieder von den kurzen, stakkatoartigen Martial-Arts-Sequenzen unterbrochen und beschleunigt wird, bevor er, wie ein Strom nach einem Hindernis, wieder ins ruhige Fahrwasser zurück findet.” Hendrike Bake
OT: Nie Yinniang
Taiwan 2015, 105 Min.
Regie: Hou Hsiao-Hsien
Buch: Chu T’ienwen, Hou Hsiao-Hsien
Kamera: Ping Bin Lee
Schnitt: Liao Ching-Sung
Musik: Lim Giong
mit: Shu Qi, Chang Chen, Yun Zhou