Ein Film von Ali Soozandeh.
„Tehran Taboo“ ist eine Momentaufnahme der aktuellen Lebensrealität in Teheran – dargestellt mit den Mitteln der rotoskopierten Animation (ähnlich wie bei Ari Folmans „Waltz with Bashir“). Zerrissen zwischen dem Wunsch nach individueller Freiheit und der überlebensnotwendigen Anpassung schlagen sich die vier Hauptfiguren des Films durch das Leben: weil ihr Mann wegen Drogenhandel im Gefängnis sitzt, arbeitet Pari als Prostituierte, um sich und ihren Sohn Elias über Wasser zu halten. Sara möchte zuerst einmal arbeiten und nicht sofort Kinder bekommen und versucht deshalb mit allen Mitteln den ihr aufgezwungenen Familienplan ihres Mannes zu verhindern. Der mittellose Musiker Babak hat ein vertracktes Problem: nach einem One-Night-Stand fordert die junge Donya von ihm, die OP zu bezahlen, bei der das Jungfernhäutchen wiederhergestellt wird. – Besonders anschaulich zeigt sich in diesen vier lose miteinander verknüpften Geschichten die Doppelmoral einer Gesellschaft, die insbesondere den Frauen einen strengen Sittenkodex auferlegt, Sexualität tabuisiert und zugleich den Männern viele Ausflüchte ermöglicht.
„Das Bild, dass die westliche Bevölkerung vom Iran hat ist immer sehr verzerrt und voller Klischees. Es ist geprägt durch Stereotypen, die von „1001 Nacht“ bis zum nuklearen Disput mit dem strengen islamischen Regime reichen. Aber die Realität, die man auf den Straßen Teherans erlebt ist vielfältiger. Frauen im Iran haben oft einen besseren Bildungsgrad als Männer und eine viel sichtbarere Rolle im täglichen Leben als in vielen anderen Islamischen Ländern, wie z.B. Saudi Arabien. Aber es gibt nicht die eine moderne iranische Frau. Es gibt viele Typen, von der religiösen Fundamentalistin bis zur westlich geprägten Feministin. Natürlich hat letztere nicht die Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Mein besonderes Interesse galt der Rolle der Frau im gesellschaftlichen Spiel der Tugenden. Sie sind diejenigen, die am meisten leiden. Von Frauen wird grundsätzlich erwartet, dass sie sich selbst und ihren Kindern Regeln und Tabus auferlegen, die ihre Freiheit und die der nächsten Generation eingrenzen.“ Ali Soozandeh
Credits:
Deutschland/ Österreich 2017, 96 Min., farsi OmU
Regie & Buch: Ali Soozandeh
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Frank Geiger,Andrea Mertens
Darsteller: Elmira Rafizadeh, Zar Amir Ebrahimi, Arash Marandi, Negar Nasseri, Bilal Yasar, Morteza Tavakoli, Alireza Bayram, Klaus Ofczarek
Termine: