ein Film von Serpil Turhan.
[im Kino] [Pressezone]
Hanns Zischler, Bruno Ganz, Hannelore Elsner, Hannah Herzsprung – sie alle haben sich in den Filmen von Rudolf Thome die Zähne geputzt – denn, so Thome: Jeder putzt sie sich anders und das sei doch lustig. Jetzt steht Thome selbst vor dem Badezimmerspiegel bzw. vor der Kamera, dahinter und im Off zu hören ist Serpil Turhan, die ihrerseits in Thomes Filmen mitgespielt hat. Rudolf Thome erkärt ihr: In einem „richtigen“ Film wäre der Spiegel sauber, nicht so dreckig wie der hier. Aber weil das nun mal kein Spielfilm ist, sondern ein Dokumentarfilm, soll der Spiegel so bleiben, wie er ist, weist Serpil Turhan an.
Bereits 28 Langfilme hat Thome gedreht, jetzt will er sein aktuelles Drehbuch mit dem Titel „Überall Blumen“ verfilmen, aber das Geld dafür fehlt. Was tun? Geld via Crowdfunding sammeln, die Hauptrolle einfach selber spielen? Gemeinsam wird überlegt; über ältere Filme von Thome gesprochen, Ausschnitte werden nochmals zusammen geguckt; dazwischen die Arbeit im Garten und ein Vogel, der sich im Bauernhaus eingenistet hat. Serpil Turhan ist ein liebevolles und ungewöhnliches Porträt eines eigensinnigen Regisseurs gelungen.
Die besondere Intuition (Serpil Turhan über ihren Film):
2001 lief Der schöne Tag von Thomas Arslan, in dem ich die Hauptrolle spiele, im Forum der Berlinale. Während des Publikumsgesprächs nach der zweiten Vorführung des Films war die Stimmung sehr angespannt und kritisch uns gegenüber. Dann meldete sich plötzlich ein Herr im Zuschauerraum und erzählte, wie wundervoll er diesen Film fand. Dieser Augenblick erschien mir wie eine Rettung. Es war meine erste Begegnung mit Rudolf Thome, und ich
empfand seinen Zuspruch als eine große Ehre.
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Im gleichen Jahr lernten wir uns auf dem Internationalen Filmwochenende in Würzburg kennen. Rudolf Thomes Film Venus Talking lief dort. Bei einem Schnitzelessen im Rathaus saßen wir uns zufällig gegenüber und sprachen miteinander über das Filmemachen. Nach dieser Begegnung begann unsere Freundschaft und Zusammenarbeit.
Von 2003 bis 2006 spielte ich Hauptrollen in Rudolfs Filmen Rot und Blau (2003), Frau fährt, Mann schläft (2004) und Rauchzeichen (2006). Danach assistierte ich ihm in vier weiteren Filmen hinter der Kamera. In der Zusammenarbeit mit Rudolf hat mich immer fasziniert, dass er seine Filme sehr intuitiv, gleichzeitig selbstbewusst und mit einer besonderen Kraft produziert. In Krisen trifft er sofort klare Entscheidungen, die er dann nicht mehr hinterfragt.
Er behält immer den Blick für das Ganze und hat eine sehr ehrliche und offene Art zu sprechen. Als ich später Film studierte, erkannte ich, wie viel ich von ihm gelernt habe.
Der Gedanke, einen Film über Rudolf zu drehen, hat mich einige Jahre lang begleitet. Als ich am Ende des Jahres 2013 mit ihm telefonierte, erzählte er mir, dass er im folgenden Jahr wieder ein Drehbuch schreiben wolle, und dass es, falls keine Finanzierung für das Projekt zustande kommen sollte, sein letztes sein würde. Für mich war nach dem Gespräch klar, dass der Zeitpunkt gekommen war, mit der Arbeit an meinem Film zu beginnen. Rudolf erlaubte mir, ihn über einen längeren Zeitraum immer wieder auf seinem Bauernhof zu besuchen. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, sprachen über seine Filme, seine Erfahrungen in den vergangenen fünfzig Jahren und über Erinnerungen an seine Kindheit. Es waren intensive Gespräche, die mir eindringlich bewusst gemacht haben, wie tief verbunden sein Leben mit seinen Filmen ist. Der Bauernhof als neuer Lebensmittelpunkt ist ein Ort voller Spuren aus seiner Vergangenheit.
Ich wollte einen Film über Rudolf Thome machen, der nicht nur sein Filmschaffen reflektiert, sondern darüber hinaus einen besonderen Menschen zeigt.
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Deutschland 2016, 84 Min., Farbe
Regie: Serpil Turhan
Buch: Serpil Turhan, Eva Hartmann
Kamera: Serpil Turhan
Schnitt: Eva Hartmann
Sound Design: André Zimmermann
Ton: Serpil Turhan
Produzentin: Barbara Groben
Berlinale 2016: Berlinale Forum
Kritiken:
Rudolf Thome – Überall Blumen (Trailer) from Peripher Filmverleih on Vimeo.