Ein Film von Lucia Chiarla.
Alice weiß nicht weiter. Vor Kurzem arbeitslos geworden, versucht die 39 jährige wieder einen Job zu bekommen und ihre Ansprüche daran werden im Verlauf der Zeit immer geringer. Sie gibt nicht auf, rennt immer wieder gegen Wände und vertuscht ihre prekäre Lage fortwährend. Auch nachdem ihr wegen „Fehlverhalten“ die Bezüge gekürzt werden, versucht sie weiterhin mit großer Vehemenz, Fuß zu fassen. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik, und doch lauert hinter jedem neuen Aufbruch eine unendliche, leere, verzweifelte Traurigkeit. Als Zuschauer möchte man sie, bei aller Zuneigung, manchmal schütteln und sie zum Aufgeben bewegen oder sie zumindest auf den Boden holen, weil das Ende stets absehbar ist. Aber Alice steht immer wieder auf, und wir freuen uns fast, wenn sie dann doch Verzweiflung zulässt, die allerdings sogleich wieder überspielt und verdrängt wird.
Der Vergleich zu Maren Ades Film „Der Wald vor lauter Bäumen“ drängt sich natürlich auf, zumal Eva Löbau in beiden Filmen die Hauptrolle spielt. In beiden Filmen scheint die Protagonistin, und das wahrscheinlich aus gutem Grund, nicht in der Lage zu sein, sich in der Welt einzurichten und sich zu synchronisieren. Oder ist es die Welt, die nichts mit den Figuren anfangen kann?
Der Unterschied beider Filme scheint in einem Perspektivwechsel zu bestehen: Während in „Der Wald vor lauter Bäumen“ die Figur ihrer Umwelt und sich viel zumutet, ist es umgekehrt in „Reise nach Jerusalem“ jedoch die Welt, die sie überfordert. Das eine führt in die Tragödie, das andere in die Groteske.
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Credits:
DE 2018, 118 Min., Deutsch.m.engl.UT
Regie: Lucia Chiarla
Bildgestaltung: Ralf Noack
Schnitt: Aletta von Vietinghoff
mit: Eva Löbau, Beniamino Brogi, Veronika Nowag-Jones, Axel Werner
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- noch keine oder keine mehr
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