Ein Film von Sabrina Sarabi.
„Da ist der deutsche Wunderknabe“ wird der 19-jährige David von seinem Kommilitonen Walter begrüßt, gerade eingetroffen an seinem neuen Zuhause. Die beiden werden in mehrfacher Hinsicht Konkurrenten werden, beim Klavierstudium wie bei der Liebe. Walter ist extrovertiert und versucht, die Situation mit überheblichem Witz zu meistern. Der eher in sich gekehrte David, der als großes und vielversprechendes Talent gilt, wird jedoch zunehmend zu seinem eigenen Feind. Dazu trägt auch die berechnend-süffisante Art seiner kompetenten Lehrerin bei, die ihre Schüler enorm herausfordert und undurchsichtig zwischen autoritär und behutsam pendelnd agiert. Ehrgeizig sind alle, die Studierenden am Musikkonservatorium, die Lehrenden, die einen Ruf zu verlieren haben und die Talentscouts, die nur die Besten aussuchen dürfen. Dem eigenen und äußeren Leistungsdruck sind nicht alle der jungen Musiker*innen gewachsen. Es bauen sich zwar Freundschaften in der eingegrenzten Campusgemeinschaft auf, Konkurrenzdenken ist jedoch gefragt und wird, hier beispielsweise über die Auswahl für ein begehrtes Stipendium in New York, vorsätzlich gefördert. Auch das Leben in den kalt ausgestatteten Räumen der Lehranstalt erscheint ungemütlich, unterstrichen von den Geräuschen – dem Knarren der Stufen, Quietschen der Türen und vom ewigen Ping-Pong im Hof.
„Wie die Triller, die David in atemberaubend geschnittenen Sequenzen in der Mitte des Films stoisch übt und die sich zu einem Score voller treibender Rhythmik und enervierender Monotonie ausbreiten, ist Sabrina Sarabis Spielfilmdebüt Prélude ein Werk voller Musikalität und extrem rhythmisch komponiert. Die Musikstücke, das stakkatohafte Klacken des Tischtennisballs, der vor Davids Wohnung von Walter mit besessener Inbrunst gespielt wird … — all das erzeugt einen nicht nur musikalischen Sog, sondern gibt dem ruhigen Drama, das bisweilen eher an einen Psychothriller der bedächtigen Art erinnert, auch dramaturgisch Drive und Tempo. … eine Studie über Vereinsamung und nicht nur musikalische Obsessionen, unterdrückte Wut und offensichtliche Versagensangst, über Abhängigkeitsverhältnisse und deren Folgen.“ Joachim Kurz | kino-zeit
DE 2019, 95 min.
Buch und Regie: Sabrina Sarabi
Kamera: Max Preiss
Schnitt: Hannah Schwegel, Jan von Rimscha
mit: Louis Hofmann, Liv Lisa Fries, Johannes Nussbaum, Ursina Lardi, Jenny Schily, Saskia Rosendahl
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