Loving

Ein Film von Jeff Nichols.

Virginia vs Loving – so hieß das Gerichtsverfahren, das 1967 dazu führ­te, dass das Verbot soge­nann­ter „gemischt­ras­si­ger Ehen“ in 15 US-Bundesländern auf­ge­ho­ben wur­de (bzw. zumin­dest aus­ge­setzt, in Alabama wur­de der Passus offi­zi­ell erst 2000 gestrichen).

Viginia vs Loving – das ist auch die Liebesgeschichte von Mildred und Richard Loving, eine Geschichte zwei­er Menschen, die zusam­men­sein wol­len, Familie haben, ein Haus bau­en, aber es in Virginia nicht dür­fen. Sie sind nicht kämp­fe­risch, miss­trau­isch gegen­über der Öffentlichkeit und der Presse. Man meint sie schon mehr­mals (nicht nur in der Vergangenheit und in den USA) gese­hen zu haben, die Szenen, in denen Polizisten mit­ten in der Nacht in Wohnungen ein­drin­gen und die Bewohner her­aus­zer­ren und weg­sper­ren, wie auch hier. Sie müs­sen, um frei­zu­kom­men, den Staat ver­las­sen. Das bedeu­tet, ihre Familien und Freunde, ihr Land und alles, was ihnen etwas bedeu­tet, zurück­zu­las­sen. Nachdem der Fall bekannt und publik wur­de, über­re­det Mildred schließ­lich ihren Mann, gegen ihre inne­ren Widerstände die ange­bo­te­ne Hilfe von aus­sen, von Menschenrechts-Organisationen und ‑Anwälten, anzu­neh­men. Es ist ein lan­ger Weg, den Jeff Nichols hier ohne über­flüs­si­ge Dramatik ins Bild setzt.

Virginia vs Loving – die­se Geschichte, und es ist wirk­lich Geschichte, hat Dank bewun­ders­wer­tem Einsatz vie­ler einen guten Ausgang, aber Ignoranz, Rassismus und Klassenunterschiede (etc.) sind damit und sowie­so noch nicht erle­digt. Nehmen wir die­sen, soweit es mög­lich war unsen­ti­men­tal insze­nier­ten Film vor­läu­fig doch ein­fach als Trostpflaster.

Jeff Nichols Debut SHOTGUN STORIES begeis­ter­te uns 2007 bei der Berlinale (Forum), erstaunt nah­men wir 2011 den viel­fach aus­ge­zeich­ne­ten TAKE SHELTER als sug­ges­ti­ven Katastrophenfilm wahr. Sein drit­tes Werk MUD lief zwar in Cannes im Wettbewerb, jedoch nicht in deut­schen Kinos. Überraschend war dann die Teilnahme sei­nes Science-Fiction MIDNIGHT SPECIAL im Berlinale Wettbewerb, mit anschlie­ßen­der lieb­lo­sen Auswertung. Mit LOVING ist ihm zuletzt mit Hilfe zwei­er groß­ar­ti­ger Hauptdarsteller eine unspek­ta­ku­lä­re Verfilmung eines spek­ta­ku­lä­ren Falls gelungen.

USA 2016, 123 Min., engl. OmU

Regie & Buch: Jeff Nichols
Kamera: Adam Stone 
Schnitt: Julie Monroe

mit: Joel Edgerton, Ruth Negga, Michael Shannon, Marton Csokas