Ein Film von Sobo Swobodnik. Am 20., 21. + 28. Mai im fsk. Am 21.5. mit anschließendem Filmgespräch.
In 6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage, dem Zeitraum in dem der „Nationalsozialistische Untergrund“ zehn Morde gegenüber Migranten und einer deutschen Polizistin verübt haben, nähert sich der Regisseur essayistisch in lyrischem Schwarz-weiß dieser unvergleichlichen rechtsextremistischen Mordserie ausschließlich mit Bildern der zehn Tatorte in einer visuellen kardiographischen Vermessung. Die Orte als stumme Zeugen der Anklage, der Reflexion und Erinnerung. Diese Bilder werden ergänzt von einer Textcollage, bestehend aus Zeitungsmeldungen, Ermittlungsprotokollen, Prozessaussagen, den Statements von Hinterbliebenen und Fachleuten – gelesen von Schauspielern des Berliner Ensembles – die wiederum eingebettet werden in eine Musik-Ton-Komposition des Berliner Musikers Elias Gottstein („Guaia Guaia“). Die Orte treten in den Dialog mit den Stimmen der Hinterbliebenen, der Ermittlungsbehörden, der Presse und finden ihren Widerhall in einem tonalen und musikalischen Reflexionsraum.
„Dieses Thema wird Deutschland noch lange beschäftigen, die filmische Auseinandersetzung hat erst begonnen: „Der Kuaför aus der Keupstraße” beschäftigte sich letztes Jahr mit ähnlichen Fragen, Fatih Akins nächster Film „Aus dem Nichts” spielt ebenfalls auf Terroranschläge an, nun also Swobodniks Film, der – angesichts seiner kurzen Länge von kaum 75 Minuten – als idealer Einstiegspunkt etwa in Diskussionsveranstaltungen zum Thema NSU-Komplex dienen könnte.”
Michael Meyns
Deutschland 2016, 73 Min.
Regie, Kamera & Buch: Sobo Swobodnik
Schnitt: Manuel Stettner.