Ein Film von Gabrielle Brady.
Vor der Küste Indonesiens liegt die von Australien verwaltete, rund 2000 Einwohner zählende Weihnachtsinsel, deren Gebiet zur Hälfte als Nationalpark ausgewiesen ist. Die Millionen dort lebenden Krabben begeben sich jährlich auf die Reise aus dem Inneren des Dschungels zum Meer, ein vom Vollmond seit Urzeiten bestimmtes Naturspektakel.
Auf diesem paradiesischen Eiland hat die australische Regierung ein sogenanntes „Detention Center“-Lager errichtet, das nur der Abschreckung dient. Hier sind die Asylsuchenden quasi rechtlos und verlieren ihre letzten Hoffnungen. Die Traumatherapeutin Poh Lin Lee versucht, ihre verletzten Seelen zu heilen, oder zumindest vor weiterem Schaden zu bewahren.
Die ursprünglich aus China stammenden Einheimischen veranstalten jedes Jahr ihre „Hungry Ghost“ Rituale. Sie bringen Opfergaben, um die einsamen Seelen derer, die ohne Begräbnis starben, zu besänftigen. Von ihnen heißt es, sie irrten auf der Suche nach einer Heimat des Nachts durch den Dschungel.
Dem hybriden Film gelingt es, das unsichtbare Zusammenspiel von Traum und Trauma zu erfassen. Licht und Schatten, Farben und Geräusche, stilles Lauschen und eindringliche Beobachtungen erzählen auf unmittelbare Weise, wozu Menschen fähig sind. Sie errichten Orte der Verzweiflung, wo selbst die Helfer*innen an ihrer Hilflosigkeit zu zerbrechen drohen. Während Poh-Lin beobachtet, wie sich der Zustand ihrer Klienten rapide verschlechtert, werden ihrer Arbeit immer mehr Steine in den Weg gelegt.
» „Hybrid documentary“ nennt Brady das Genre, in dem sie hier die Grenzen eines Paradieses erkundet, das für Asylsuchende eine reale Hölle wurde. … Die Traumatherapeutin Poh Lin Lee, von deren Arbeit mit Geflüchteten der Film so berührend erzählt, ist eine Freundin der Regisseurin. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine brillant inszenierte, krabbenreiche Fiktion, ist tatsächlich fast zur Gänze aus dokumentarischem Material montiert.«
Robert Weixlbaumer / Viennale
DE/GB/AU 2018, 94 Min., englische OmU
Regie und Buch: Gabrielle Brady
Kamera: Michael Latham
Schnitt: Katharina Fiedler
- noch keine oder keine mehr
Im Kino mit deutschen Untertiteln.