Ein Film von Philippe Garrel. Ab 28.1. im fsk.
Pierre und Manon sind mittellos. Sie drehen Dokumentarfilme ohne Geld und kommen mit verschiedenen Brotjobs gerade so über die Runden. Eines Tages begegnet Pierre der jungen Praktikantin Elisabeth, die zu seiner Geliebten wird. Manon zu verlassen, kommt für ihn aber nicht infrage, er möchte beide. Doch als Elisabeth entdeckt, dass Manon einen Geliebten hat, teilt sie das Pierre mit, was diesen zum rasen bringt.
„Lebenslügen und Selbstbetrug werden in „Im Schatten der Frauen” verhandelt, gespiegelt durch das Sujet von Pierres aktuellem Projekt, einem Film über einen Widerstandskämpfer aus dem Zweiten Weltkrieg, von dem sich herausstellt, dass er im Krieg keineswegs so mutig war wie er vorgibt. In einer prägnanten Szene hängen Pierre und Manon da an den Lippen des Widerstandskämpfers, lauschen seinen (erfundenen) Heldengeschichten und ignorieren geflissentlich die Frau des Ehemanns, die ihnen liebevoll selbst gebackene Plätzchen anbietet. Wie so oft stehen die Frauen im Schatten der Männer, so wie auch Manon ganz für ihren Mann lebt, nicht selbst Erfüllung in einem Beruf sucht, sondern ihn bei seiner Arbeit unterstützt. Natürlich sind auch die Frauen bei Garrel schön, aber mehr als in vielen anderen Filmen sind sie hier nicht nur Objekte. Die Bilder, die besonders schön sind, zumal Garrel in wunderbarem, grobkörnigen schwarz-weiß und in Scope drehte, objektivieren zwar wie eh und je, doch dem setzt Garrel eine ausgiebige Kommentarspur entgegen, die den emotionalen Reigen mit ironischen Bemerkungen kommentiert. Sie ermöglicht es, das Treiben praktisch von Außen zu betrachtet, erzeugt eine Distanz zu der stereotypen Dreiecks-Beziehung und dekonstruiert sie. So ist „Im Schatten der Frauen” am Ende beides: Ein ganz typischer französischer Liebesfilm, der gleichzeitig seine eigenen Strukturen hinterfragt.” Michael Meyns
OT: L’ombre des femmes
F 2015 73 Min., frz. OmU
Regie: Philippe Garrel
Kamera Renato Berta
Schnitt: Jean-Louis Aubert
Darsteller: Clotilde Courau, Stanislas Merhar, Lena Paugam, Vimala Pons, Antoinette Moya, Jean Pommier, Therese Quentin, Mounir Margoum