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A Mans Flower Road

Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years

Eine Reihe neu digi­ta­li­sier­ter japa­ni­scher 8‑mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990.
Ab 13.4. im fsk. (Karfreitag ist „Hachimiri-Madness-Tag”)

Unter dem Titel „Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years” zeig­te das Forum 2016 eine Reihe neu digi­ta­li­sier­ter japa­ni­scher 8‑mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990, die den rebel­li­schen Geist jener Zeit atmen. Viele der heu­te pro­fi­lier­ten Regisseure Nippons debü­tier­ten mit lan­gen Spielfilmen in die­sem Format – die wenigs­ten davon sind je inter­na­tio­nal gezeigt wor­den. Wir freu­en uns, zehn der elf Filme nun als DCPs mit eng­li­schen Untertiteln im fsk zu zeigen.

Die Auswahl reicht von Klassikern wie Sion Sonos I AM SION SONO!!, in dem sich der damals 22-Jährige dem Publikum non­cha­lant und selbst­be­wusst als Punk-Poet vor­stellt, und sei­nem A Man’s Flower Road, der von den Fesseln des Familienlebens, von Fluchtimpulsen, Rast- und Ratlosigkeit, von der Angst erwach­sen zu wer­den, bis zu den kaum bekann­ten Frühwerken sol­cher Regisseure wie Sogo Ishii (heu­te Gakuryu Ishii), Masashi Yamamoto, Nobuhiro Suwa und Shinobu Yaguchi. In Yamamotos anar­chi­schem Spielfilmdebüt SAINT TERRORISM schießt ein Mädchen im rosa-gel­ben Outfit aus ihrer wei­ßen Handtasche schein­bar wahl­los auf Unschuldige, und uni­for­mier­te Sektenanhänger trans­por­tie­ren die Leichen ab. Yaguchi lässt in dem wun­der­bar melan­cho­li­schen THE RAIN WOMEN zwei jun­ge Frauen mit dem Fahrrad durch den Convenience store brau­sen, unter Verschleiß zahl­rei­cher Regenschirme durch feuch­te Landschaften stol­pern und als J‑Pop-Duo „Singing in the Rain” träl­lern. Und in Suwas Gangster-Ballade HANASASERU GANG gewinnt man den Eindruck, Pierrot le fou habe sich ins Japan der frü­hen Achtziger ver­irrt. In Happiness Avenue zele­briert Katsuyuki Hirano eine auf einem Manga von Katsuhiro Otomo basie­ren­de pro­vo­kan­te Performance, die die mora­li­sche Enge des Kleinstadtmilieus zu spren­gen trach­tet. High-School-Terror beweist Macoto Tezkas Talent als effek­ti­ver und prä­zi­ser Horrorfilm-Regisseur. In Sogo Ishiis stil­prä­gen­dem mit­tel­lan­gen Spielfilm Isolation of 1880000 eska­liert das Klagelied eines Unterdrückten in einem gewalt­sa­men Ausbruch. In Akira Ogatas Kultfilm Tokyo Cabbageman K stellt ein jun­ger Mann eines Morgens fest, dass statt sei­nes Kopfes ein rie­si­ger Chinakohl auf sei­nen Schultern thront. Mit 18 Jahren dreh­te Macoto Tezka UNK, sein 15-minü­ti­gen Remake von Spielbergs Close Encounters. Die char­man­ten Filmtricks sind heu­te noch so wir­kungs­voll wie das hand­ge­kratz­te und bemal­te Filmmaterial der Schlusssequenz.

Die Reihe wur­de gemein­sam kura­tiert von Keiko Araki (PIA Tokio), Jacob Wong (Hong Kong Film Festival) und Christoph Terhechte (Berlinale Forum).

Termine:

14.04.17 (Karfreitag)

16.00 Saint Terrorism
 – Masashi Yamamoto, 1980, 127 min

18.30 Isolation of 1880000
 – Sogo Ishii, 1977, 43 min

High-School-Terror
 – Macoto Tezka, 1979, 6 min

UNK – Macoto Tezka, 1979, 15 min

20.00 Hanasareru Gang
 – Nobuhiro Suwa, 1984, 85 min

21.45 A Man’s Flower Road – Sion Sono, 1986, 110 min

15.04.17 Karsamstag

16.00 Happiness Avenue
 – Katsuyuki Hirano, 1986, 93 min

16.04.17 (Ostersonntag)

16.00 I Am Sion Sono!! – Sion Sono, 1984, 37 min

Tokyo Cabbageman K – Akira Ogata, 1980, 59 min

17.04.17 (Ostermontag)

16.15 The Rain Women
 – Shinobu Yaguchi, 1990, 72 min

Beginn jeweils 18.00 Uhr:

20.4. Isolation of 1880000
 – Sogo Ishii, 1977, 43 min

High-School-Terror
 – Macoto Tezka, 1979, 6 min

UNK – Macoto Tezka, 1979, 15 min

21.4 Hanasareru Gang
 – Nobuhiro Suwa, 1984, 85 min

22.4. I Am Sion Sono!! – Sion Sono, 1984, 37 min

Tokyo Cabbageman K – Akira Ogata, 1980, 59 min

23.4. Happiness Avenue
 – Katsuyuki Hirano, 1986, 93 min

24.4. The Rain Women
 – Shinobu Yaguchi, 1990, 72 min

25.4. A Man’s Flower Road – Sion Sono, 1986, 110 min

26.4. Saint Terrorism
 – Masashi Yamamoto, 1980, 127 min

ALFILM – 8. Arabisches Filmfestival Berlin

Vom 31. März bis 7. April prä­sen­tiert das 8. Arabische Filmfestival Berlin künst­le­risch anspruchs­vol­les Kino aus der ara­bi­schen Welt mit aktu­el­len Spiel- und Dokumentarfilmen, die neue Perspektiven auf gesell­schaft­li­che Herausforderungen auf­zei­gen, aber auch Fragen nach Identität und Selbstverwirklichung stel­len. (Presseankündigung)
Weitere Informationen gibt es auf www.alfilm.de, sowie im aus­lie­gen­den Programmheft.

Im fsk sind fol­gen­de Vorstellungen geplant:
✪ = Mit Gast

Montag, 3.4.
20:00 Uhr
BEZNESS AS USUAL (92′) ✪
22:00 Uhr
SPEED SISTERS (80′)

Dienstag, 4.4.
20:00 Uhr
BLESSED BENEFIT (85′) ✪
22:00 Uhr
SHORTS PROGRAM IITIME  ✪

Mittwoch, 5.4.
20:00 Uhr
THE BEACH HOUSE (75′) ✪
22:00 Uhr
ASPHALT (69′)

Donnerstag, 6.4.
20:00 Uhr
SAMIR IN THE DUST (61′) ✪
22:00 Uhr
CLASH (98′)

Don’t blink – Robert Frank

Ein Film von Laura Israel.

Was wäre die moder­ne Fotografie ohne das Werk von Robert Frank? Sein Stil ver­än­der­te in den 1950er Jahren die Spielregeln der Fotokunst, sein Buch „The Americans” gilt heu­te als „das viel­leicht ein­fluss­reichs­te Fotografiebuch des 20. Jahrhunderts” (The Guardian 2014).
Robert Frank wur­de in Zürich gebo­ren als Kind einer Schweizerin und eines deutsch-jüdi­schen Vaters. 1947 emi­grier­te er in die USA und ver­öf­fent­lich­te bald sei­ne ers­ten Fotobände. Als „The Americans“ 1959 erschien, schrieb Jack Kerouac das Vorwort. Doch weni­ge Kritiker erkann­ten zunächst die bahn­bre­chen­de Kunst Franks. Robert Frank wand­te sich pha­sen­wei­se von der Fotografie ab und dreh­te Filme wie „Pull My Daisy” mit den Beat Poets Allen Ginsberg und Gregory Corso. Mit den Rolling Stones koope­rier­te er für den Tourfilm „Cocksucker Blues” und das Cover-Artwork des Albums „Exile On Main St.”. Walker Evans und Patti Smith, William S. Burroughs und Edward Lachman – zahl­rei­che Kunstschaffende, die die zwei­te Hälfte des 20. Jahrhundert präg­ten, such­ten die Zusammenarbeit mit dem stil­bil­den­den Künstler.
Die Filmemacherin Laura Israel such­te den heu­te 92-jäh­ri­gen Robert Frank auf und sprach mit ihm über sei­ne Kunst und die Stationen sei­nes Lebens. DON‘T BLINKROBERT FRANK zeigt einen anfangs ver­kann­ten Giganten der Fotokunst, der sich trotz per­sön­li­cher Schicksalsschläge bis ins hohe Alter sei­nen Sinn für Humor und einen unkon­ven­tio­nel­len Blick auf die Welt bewahrt hat.

USA/Frankreich 2015, 82 Min., engl. OmU
Regie: Laura Israel
Kamera: Lisa Rinzler, Ed Lachman
Schnitt: Alex Bingham

Von Bananenbäumen träumen

Ein Film von Antje Hubert.

Innovativ, gera­de­zu aben­teu­er­lich wirkt das Geschäftsmodell,  bei dem mit Hilfe von Gülle (gibt es dort in Fülle), afri­ka­ni­schen Welsen und letzt­end­lich Bananenbäumen der Erhalt eines Dorfes gesi­chert wer­den soll.
Oberndorf an der Oste in der nord­deut­schen Marsch hat, wie zwei Dritel aller länd­li­chen Gemeinden, mit Landflucht und Höfesterben zu kämp­fen. Als die Samtgemeinde auch noch die orts­ei­ge­ne Schule schlie­ßen will, reicht es den Bewohnern – neue Wege müs­sen gefun­den wer­den, um das Dorf zu ret­ten, und dazu braucht es dies­mal auch Hilfe von außen.
Regisseurin Antje Hubert wird zu einer der wöchent­li­chen Kinovorstellungen (einer ihrer Filme wird gezeigt) ein­ge­la­den und erfährt sie von den Schwierigkeiten. 3 Jahre lang begleit sie dar­auf­hin die Anstrengungen, die Diskussionen und das Engagement vie­ler alt-Eingesessener wie neu-Zugenzogener mit der Kamera – ein Ökonomie-Crash-Kurs im Kleinen und berüh­ren­des Dorfportrait gleichermaßen.
Zur Premiere am 23.3. wer­den die Regisseurin und Vertreter der neu­en Kampagne »Dörfer im Aufbruch«, ini­iert von den Berliner Projektentwicklern, anwe­send sein.

D 2016  92 Min.
B., R.:  Antje Hubert
K.: Andreas Stonawski
S.:Magdolna Roko
mit den Bürgerinnen und Bürgern von Oberndorf und Projektentwicklern aus Berlin

Von Bananenbäumen träu­men – Trailer 1 – Deutsch

Kommunion

Ein Film von Anna Zamecka.

Die 14-jäh­ri­ge Ola küm­mert sich um ihren jün­ge­ren autis­ti­schen Bruder Nikodem, der bald zum ers­ten Mal die hei­li­ge Kommunion emp­fan­gen soll. Bedingung für Letzteres ist aller­dings, dass er die münd­li­che Prüfung besteht, des­halb lernt Ola mit ihm all das, was ein Katholik über sei­nen Glauben wis­sen soll­te, und malt in den schwär­zes­ten Farben aus, was pas­sie­ren könn­te, wenn er durch­fällt. Mit Hilfe von Bananenscheiben wird schließ­lich auch geübt, wie man die Hostie rich­tig ent­ge­gen nimmt. Daneben küm­mert sich Ola um den Haushalt und dar­um, dass der Vater, den es immer wie­der in die Kneipe zieht, bald wie­der zu Hause ist. Zur Mutter besteht nur tele­fo­nisch Kontakt, bei jedem Gespräch mit ihr ver­sucht Ola sie zu über­re­den, zur Kommunionfeier von Nikodem zu kom­men – mit dem Hintergedanken, dass sich die Familie dabei ja auch wie­der ver­ei­nen und die Mutter dann zurück zu ihnen zie­hen könnte.
Im Direct Cinema-Stil gedreht, beschränkt sich KOMMUNION ganz dar­auf, den Lebensalltag von Ola und Nikodem zu doku­men­tie­ren. Dabei ent­fal­tet sich das wech­sel­vol­le und inten­si­ve Verhältnis zwi­schen den bei­den sich selbst über­las­se­nen Jugendlichen.

Der Realität, die kaum Raum zum Atmen lässt, ein­ge­fan­gen mit beklem­men­der Unmittelbarkeit, set­zen die Teenager all ihre Lebenskraft entgegen.”
Katalogtext Dok Leipzig | Lars Meyer

Ola sitzt auf einer rüt­teln­den Waschmaschine und hält wäh­rend­des­sen die Spüle fest, die neben­an steht und mit­schep­pert. Es macht den Eindruck, als wür­de ihr, wür­de sie nicht mit dem Körper gegen­steu­ern, die Welt um die Ohren flie­gen. Ihr jun­ger, dün­ner Körper wird mit einer ein­zi­gen Einstellung zum Atlas. Sie ist vier­zehn Jahre alt, und auf ihr las­tet ein enor­mer Druck. Anna Zameckas Kommunion zeigt uns, wie Ola den Haushalt schmeißt, die Schulhefte für ihren jün­ge­ren, autis­ti­schen Bruder Nikodem sor­tiert und ihn auf die anste­hen­de Kommunion vor­be­rei­tet, die in der pol­ni­schen Provinz nicht unwe­sent­lich zum Leben gehört. Nur ein­mal sehen wir Ola in einer Art Kinderdisko, in der Jungen und Mädchen auf getrenn­ten Seiten tan­zen. Dort tritt sie auf wie eine Einheizerin. Ihre Bewegungen sind die aus­la­dends­ten, sie ist die Einzige, die in die Musik hin­ein­brüllt, die Kontakt mit der Jungsseite auf­nimmt, indem sie Stinkefinger hin­über­schickt. Mit dem Anschwellen der Musik ermäch­tigt sich Ola über Raum und Menschen. Sie wird zur zen­tra­len, das Geschehen struk­tu­rie­ren­den Figur – und es ist ihr Tanz, es sind ihre aggres­si­ven und zugleich aus­ge­las­se­nen Bewegungskonfigurationen, die das leisten. ”
critic.de – Lucas Stern

Young Eyes Film Award | Dok Leipzig 2016
Bester Dokumentarfilm | Polnischer Filmpreis 2017
Gläserne Kugel | Gewinner des filmPOLSKA Wettbewerbs
Bester Dokumentarfilm | Europäischer Filmpreis 2017

OT: Komunia
Polen 2016, 72 Min., pol­ni­sche OmU
Regie & Buch: Anna Zamecka
Produktion: Anna Wydra, Anna Zamecka, Zuzanna Król, Hanka Kastelicova, Izabela Łopuch
Kamera: Małgorzata Szyłak
Schnitt: Agnieszka Glińska, Anna Zamecka, Wojciech Janas

[Pres­se­zo­ne]

Ver­leih unter­stützt von:

Trailer zum Film Kommunion from Peripher Filmverleih on Vimeo.

Tanna – eine verbotene Liebe

Ein Film von Martin Butler & Bentley Dean.

Die Filmemacher Bentley Dean und Martin Butler haben sie­ben Monate auf der ent­le­ge­nen Insel Tanna im Südpazifik gelebt und sich von den Einheimischen zu einer gro­ßen Liebesgeschichte nach wah­ren Begebenheiten inspi­rie­ren lassen:

Die schö­ne jun­ge Wawa und Dain, der Enkel des Dorfvorstehers der Yakel, haben sich ein­an­der heim­lich ver­spro­chen, doch Ritus und Realpolitik stel­len sich ihrer Liebe ent­ge­gen: Um einen gera­de frisch auf­ge­heiz­ten Konflikt mit einem riva­li­sie­ren­den Stamm bei­zu­le­gen, soll Wawa mit einem Mann der feind­li­chen Imedin ver­hei­ra­ten wer­den. Wawa und Dain wei­gern sich und flie­hen durch die Regenwälder bis zum Gipfel des Funken spei­en­den Vulkans. Gemeinsam suchen sie ihren eige­nen Platz irgend­wo zwi­schen den ver­fein­de­ten Völkern, zwi­schen Tradition und Aufbruch, zwi­schen Gefühl und Pflicht.
Tanna ist Teil eines Inselstaates im Südpazifik. Mitte des 20sten Jahrhunderts ent­schie­den sich die Bewohner gegen den Widerstand der bri­tisch-fran­zö­si­schen Kolonialisten zu ihrer frü­he­ren Lebensweise zurückzukehren.
Heute ist Yakel eines von vie­len Dörfern in der zen­tra­len Hügelkette Tannas, die die ihr Glaubenssystem und ihre sozia­le Strukturen trotz Kontakt mit der moder­nen Welt auf­recht­erhal­ten. Es ist eine bewuss­te Entscheidung, die alten Sitten zu beschüt­zen und zu pflegen.
Im Film jedoch wird die Geschichte aus den 1980 er Jahren erzählt, die bewirk­te, dass die Tradition von arran­gier­ten Ehen kei­ne gro­ße Rolle mehr in der Gemeinschaft spielt.

Australien/ Vanuatu 2015, 100 Min., Nauvhal OmU
Regie: Martin Butler & Bentley Dean
in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung von Yakel
Buch: Martin Butler, John Collee & Bentley Dean
Kamera: Bentley Dean
Schnitt: Tania Nehme
Darsteller: Mungau Dain, Marie Wawa, Marceline Rofit, Chief Charlie Kahla, Albi Nangia, Lingai Kowia, Dadwa Mungau, Linette Yowayin, Kapan Cook, Chief Mungau Yokay, Chief Mikum Tainokou

Una & Ray

Ein Film von Benedict Andrews.

Damals waren sie ein Liebespaar. Una war zwölf und Ray war vier­und­drei­ßig als man sie zusam­men ertapp­te und Ray fest­ge­nom­men wur­de. Sechzehn Jahre spä­ter heißt Ray Peter und arbei­tet in einer Firma in lei­ten­der Position.. Er hat sei­ne Strafe abge­ses­sen, ist mit einer neu­en Frau zusam­men und hat mit der Vergangenheit abge­schlos­sen. Nur Una kommt nicht klar mit dem, was damals gesche­hen ist. Als sie zufäl­lig Peters Foto in einer Zeitschrift sieht, ent­schließt sie sich, ihn aufzusuchen…
Una & Ray zeigt die Begegnung zwei­er Menschen, deren Leben von einer gemein­sa­men Erfahrung geprägt ist. Nur, was genau ist es, was die­se bei­den Menschen, ein Erwachsener und ein Kind, damals zusam­men erlebt haben?
Zwei radi­kal unter­schied­li­che Versionen der Vergangenheit und zwei Wahrheiten tref­fen kol­li­si­ons­ar­tig aufeinander.

Nach dem Bühnenstück Blackbird von David Harrower.

OT: Una
GB 2016, 94 Min., engl. OmU
Regie: Benedict Andrews
Drehbuch: David Harrower
Kamera: Thimios Bakatakis
Schnitt: Nick Fenton
mit: Rooney Mara, Ben Mendelsohn, Tara Fitzgerald, Riz Ahmed, Tobias Menzies

UNA by Benedict Andrews – CLIP

Im Kino mit deut­schen Untertiteln.

I Am Not Your Negro

Ein Film von Raoul Peck.

1979 begann James Baldwin die Arbeit an sei­nem letz­ten, unvoll­endet geblie­be­nen Buch, dem er den Titel „Remember this house“ gab. Er reflek­tiert sein Verhältnis zum Civil Rights Movement der Afroamerikaner und eini­gen ihrer pro­mi­nen­tes­ten Vertreter: Martin Luther King, Malcolm X, Medgar Evers. 

Alle drei wur­den ermor­det. Baldwin sel­ber ging Ende der 40er Jahre nach Paris, weil er den Rassismus in den USA nicht län­ger ertra­gen woll­te. Später kehr­te er in die USA zurück, lite­ra­risch bereits aner­kannt und mit dem Willen, den poli­ti­schen Protest und den Kampf um die Gleichberechtigung der Afroamerikaner mit­zu­tra­gen. Unter dem Eindruck der Brutalität der Auseinandersetzungen zog er 1970 aber wie­der zurück nach Frankreich und blieb dort. 

James Baldwin hat­te ein unglaub­lich fei­nes Gespür für die Unterdrückungsmechanismen der Gesellschaft ent­wi­ckelt und lite­ra­risch umge­setzt. Denn er litt sowohl unter dem all­täg­li­chen Rassismus als auch unter der Diskriminierung als Homosexueller und der damit ver­bun­de­nen Ausgrenzung. Sein letz­tes Manuskript nahm Raoul Peck als Grundlage für die­sen Film:
„Raoul Peck insze­niert die 30 bis­lang unver­öf­fent­lich­ten Manuskriptseiten mit einer ful­mi­nan­ten Collage von Archivfotos, Filmausschnitten und Nachrichten-Clips: die Boykottinitiativen und den Widerstand gegen die Rassentrennung in den 1950er- und 60er-Jahren, die Unsichtbarkeit von Schwarzen in den Kinomythen Hollywoods, afro­ame­ri­ka­ni­sche Proteste gegen wei­ße Polizeigewalt bis in die jüngs­te Gegenwart, Baldwins kom­pli­zier­tes Verhältnis zur Black-Power-Bewegung, den para­no­iden Blick eines FBI-Berichts auf des­sen Homosexualität. Ein prä­gnan­ter und ver­stö­ren­der Essay über die bis heu­te vom Mainstream weit­ge­hend aus­ge­blen­de­te Wirklichkeit schwar­zer Amerikaner. Samuel L. Jacksons Stimme ver­leiht der poe­tisch-medi­ta­ti­ven Sprache Baldwins einen ange­mes­se­nen Ausdruck.“

Berlinale 2017, „Remember this house“ lief im Panorama

Frankreich / USA / Belgien / Schweiz 2016, 93 Min., engl. OmU
Regie: Raoul Peck
Buch: James Baldwin, Raoul Peck
Kamera: Henry Adebonojo, Bill Ross, Turner Ross
Schnitt: Alexandra Strauss
Mit
James Baldwin
Samuel L. Jackson (Erzähler)
Malcolm X
Martin Luther King Jr.
Medgar Evers
Lorraine Hansberry

I Am Not Your Negro – Featurette

Mit Siebzehn

Ein Film von André Téchiné.

Zwei Schüler, Damien und Thomas, besu­chen die glei­che Klasse einer klein­städ­ti­schen Schule. Beide sind sieb­zehn Jahre alt. Während Damien abseits in den Bergen mit sei­ner Mutter lebt, wohnt Thomas sei­ner­seits bei sei­ner Mutter, einer Ärztin, in der klei­nen Stadt. Ihre Begegnungen sind vol­ler Feindseligkeiten und hoch­gra­dig ange­spannt, ohne dass ihnen der Ursprung die­ser Gefühle bewusst wird. Es gibt auch kei­nen, so als ob es kei­ne ande­re Option als den blan­ken Hass gäbe. Zwischen ihnen scheint ein Krieg, Barbarei zu herr­schen. Und doch spü­ren sie und der Zuschauer, dass in ihrem Verhältniss sich Abstoßung und Anziehung bedin­gen und Ersatz- und Übersprunghandlungen nicht mehr von wahr­haf­ti­gen Gefühlen und Sehnsüchten zu tren­nen sind. Der Beginn der Zivilisation scheint nicht ohne Verlust, Abschied und Schmerzen zu bekom­men zu sein.

André Téchiné schil­dert die­se Feindschaft und eine vor­sich­ti­ge Annäherung sehr gedul­dig und trotz allem auch sehr leicht und ele­gant, wobei die Natur, der Jahreszeitenzyklus und manch schö­ne Abschweifung eine gro­ße Rolle spielen.

Die Jahreszeiten, die Berge, das Wetter sind eige­ne Charaktere: Sie durch­lau­fen eine eige­ne Entwicklung, sie neh­men Raum ein, die Figuren rei­ben sich an ihnen oder suchen Trost bei ihnen. Zugleich erscheint die schrof­fe Berglandschaft wie die Beziehung der Jungen: Meistens ist sie abwei­send und gefähr­lich, sehr sel­ten und sehr kurz auch bezau­bernd. Die Wetterlagen wech­seln so schnell wie die Stimmungen der bei­den. Gemütlich ist das nicht, aber sehr leben­dig.” Hendrike Bake | indiekino

Quand on a 17 ans
Frankreich 2016, 116 Min., frz. OmU

Regie: André Téchiné
Buch André Téchiné, Céline Sciamma
Kamera Julien Hirsch
Schnitt Albertine Lastera
Darsteller: Corentin Fila, Sandrine Kiberlain, Kacey Mottet Klein, Alexis Loret, Jean Fornerod

QUAND ON A 17 ANS – Trailer F/d
Alles Gut

Alles Gut

Ein Film von Pia Lenz.

Auf den acht­jäh­ri­gen Djaner wirkt der ers­te Tag in der Hamburger Schule wie ein Wunder: Ein Mädchen, das Geburtstag hat, bekommt Geschenke und die gan­ze Klasse singt für sie. Der Roma-Junge aus Mazedonien, der in der Schule nur Angst vor Prügeln kann­te, ist sprach­los. Der trau­ma­ti­sier­te Junge ist mit sei­nem Bruder und sei­ner Mutter nach Hamburg geflüch­tet und hofft, nun end­lich in Frieden zu leben. Das elf­jäh­ri­ge Mädchen Ghofran möch­te anfangs nur wie­der nach Hause. Sie hört ara­bi­sche Rapmusik und lebt in Gedanken wei­ter in Syrien, wäh­rend ihr Vater Adel dar­um kämpft, in Hamburg zu blei­ben. In der Schule, wo sie die Sprache lernt, begeg­net Ghofran Mädchen, die alles dür­fen – schmin­ken, schwim­men gehen, … Eine völ­lig neue Erfahrung, die sie anfangs strikt ablehnt. Während Ghofran mit jedem Tag selbst­be­wuss­ter und siche­rer wird, hat Djaner mit sei­ner auf­ge­stau­ten Wut zu kämpfen.

Im Vordergrund der Handlung ste­hen die Kinder und ihre Eingewöhnungsprobleme. Dabei ist es inter­es­sant, wie schnell sich Ghofran an die neu­en Umstände gewöhnt, wie sie an Selbstvertrauen gewinnt und sich inner­halb kur­zer Zeit in ihr Leben in Deutschland hin­ein­fin­det. Djaner hin­ge­gen hat es schwe­rer. Er ist trau­ma­ti­siert, ver­hal­tens­auf­fäl­lig und viel­leicht etwas lern­be­hin­dert. Seine Mutter kann ihm wenig hel­fen – sie hat noch mehr Probleme als er. Die Filmemacherin beglei­tet die Kinder in die Schulen, sie zeigt die Lehrer, die mit viel Kraft und Energie die schwie­ri­ge Aufgabe stem­men müs­sen, inner­halb eines Jahres Kinder aus vie­len Ländern der Welt ins deut­sche Schulsystem zu inte­grie­ren. Das machen sie mit bewun­derns­wer­ter Geduld und hohem Engagement. Also könn­te doch eigent­lich alles gut sein … ist es aber nicht.” programmkino.de

D 2016, 95 Min.
Buch, Regie, Kamera und Ton: Pia Lenz
Montage: Stephan Haase
Musik: The Notwist