Ein Film von Grit Lemke . Am 13. + 14.12. im fsk.
„Meine Schaukel steht in einem verwunschenen Garten, gleich hinter dem Bahndamm. Wenn ich beim Schaukeln ganz oben bin, sehe ich die Züge, die Tag und Nacht quietschen und schwarzen Staub hinterlassen. Sie kommen aus den riesigen Löchern, die zwischen unseren Dörfern klaffen. Als Kind denke ich, die ganze Welt sieht so aus. Löcher mit Dörfern dazwischen, in der Mitte meine Schaukel. Und die Züge. Es sind Kohlezüge.“
Gerhard Gundermann (1955–1998), Liedermacher, Poet und Baggerfahrer im Braunkohletagebau in der Lausitz. In dieser Region verdichten sich globale Problemstellungen auf lokaler Ebene wie in einem Brennglas – vom Strukturwandel bis hin zur Klimakrise. Größtenteils unveröffentlichte Archivaufnahmen und Gundermanns Lieder gehen dabei einen Dialog ein mit Beobachtungen und Gesprächen in dessen „Revier“, begleitet von der Voice-Over-Stimme der Regisseurin, die nicht minder im Kohlegebiet verwurzelt ist. Heimat und deren Zerstörung durch den Tagebau, utopische Gedanken und die Frage nach der individuellen Verantwortung durchziehen die Songs ebenso wie die Folgen für Erwerbsarbeit und Umwelt am Ende des Industriezeitalters. Und sie sind heute aktueller denn je: „Wo meine Schaukel stand und später dein Bagger, ist jetzt ein See.“
Frederik Lang
DE 2019, 98 Min.
Regie: Grit Lemke
Kamera: Uwe Mann
Schnitt: Sven Kulik
- noch keine oder keine mehr