La Vérité

A film by Hirokazu Kore-eda. In French with German subtitles.

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Hirokazu Kore-eda ist hier­zu­lan­de vor allem durch sei­ne Filme „Nobody Knows“, „Like Father, Like Son“ und zuletzt „Shoplifters“ bekannt gewor­den (fsk Besucher erin­nern sich viel­leicht auch noch an „Maboroshi” und „After Life”). Jetzt hat er erst­mals im Ausland gedreht, in einer frem­den Sprache, näm­lich fran­zö­sisch, mit einer fran­zö­si­schen Crew. Man ahnt gleich, war­um: Mit Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ludivine Sagnier (in einer Nebenrolle) ver­sam­melt er gleich drei weib­li­che Filmstars aus drei Schauspielgenerationen. Da liegt es irgend­wie nahe, dass es im Folgenden auch um die Schauspielerei, um das Kino gehen wird.

Deneuve spielt einen fran­zö­si­schen Filmstar namens Fabienne Dangeville. Sie ist eine gla­mou­rö­se Diva, die grü­nen Tee trinkt, natür­lich nicht heiß genug, und fra­gen­de Journalisten am lan­gen Arm ver­sau­ern lässt. Außerhalb von Paris lebt sie in einem schö­nen Landhaus mit groß­zü­gi­gem Garten, durch den eine gro­ße Schildkröte wan­dert. Anlässlich der Veröffentlichung von Fabiennes Memoiren, kurz „La Verité“, also „Die Wahrheit“, genannt, kommt ihre Tochter Lumir (Juliette Binoche) extra aus New York ange­reist, im Schlepptau ihren ame­ri­ka­ni­schen Ehemann Hank (Ethan Hawke), einen Fernseh-Schauspieler, und die gemein­sa­me Tochter Charlotte (Clémentine Grenier). Die Begrüßung ist kühl, nie­man­dem ist nach Feiern zu Mute, zumal der Anlass – die Veröffentlichung eines Buches – eher gering ist. Lumir ahnt aller­dings, dass sie den Inhalt des Buches auf sei­ne Faktentreue hin genau über­prü­fen muss. Daran, dass ihre Mutter sie stets freu­dig in den Arm genom­men habe und Hand in Hand mit ihr durch den Garten spa­ziert sei, erin­nert sie sich jeden­falls nicht. Die nächs­ten Tage wer­den also unge­müt­lich, zumal Fabienne ihren Mund nicht hal­ten kann. Für ihren Schwiegersohn, die­sen zweit­klas­si­gen Serienstar, hat sie nur Verachtung übrig – zumal er kein Französisch spricht. Und so kommt es der klei­nen Charlotte zu, das Herz der alten Hexe zu erweichen.

Wenn ein fran­zö­si­scher Filmstar einen fran­zö­si­schen Filmstar spielt, ist hier eine klei­ne Gefahr ver­bor­gen. Geht es hier etwa um Catherine Deneuve? Oder führt die­se Idee auf die fasche Fährte? Natürlich ist die Deneuve eine Figur in einem Kore-eda-Film. Und doch spielt sie auch sou­ve­rän mit ihrer Leinwand-Persona als schwie­ri­ger, ver­letz­li­cher und unge­dul­di­ger Star. Die Souveränität, mit dem sie die­ses Image in den Film ein­flie­ßen lässt und so einen dop­pel­ten Boden in die Erzählung ein­zieht, ist jeden­falls bewun­derns­wert. Doch zu aller­erst ist dies ein Film von Hirokazu Kore-eda, mit den Themen, die ihn immer wie­der beschäf­ti­gen: Generationskonflikte, unvoll­stän­di­ge oder durch Traumata gefähr­de­te Familien, Zusammenleben, Älterwerden und Sterben. In „La Verité“ kommt noch die eige­ne Vergangenheit dazu und wie man auf sie zurück­blickt, es geht um Geheimnisse und Lügen. Ein Schatten in der Vergangenheit führt hier dazu, dass sich Mutter und Tochter mit­ein­an­der aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Dazu passt es natür­lich, dass Fabienne gera­de in einem Film mit­spielt, bei dem es auch um eine pro­ble­ma­ti­sche Mutter-Tochter-Beziehung geht. Mit erzäh­le­ri­scher Einfachheit und bewun­derns­wer­ter Lebensklugheit treibt der Regisseur sei­ne Erzählung eben­so unter­halt­sam wie komisch vor­an. Und Catherine Deneuve ist eine Wucht.

Michael Ranze | programmkino.de

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Credits:

FR/JP 2019, 106 Min., franz. OmU
Regie: Hirokazu Kore-eda
Kamera: Éric Gautier
Schnitt: Julien Lacheray
mit: Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Ethan Hawke, Clémentine Grenier, Ludivine Sagnier

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Trailer:

La Vérité – Trailer OmU