Ein Film von Benedikt Schwarzer.
Leo Wagner war CSU-Bundestagsabgeordneter und enger Vertrauter von Franz Josef Strauß. Seine Vorzeigefamilie ließ er in Wahlprospekten abbilden. Doch der schöne Schein trügte: die Ehe war zerrüttet und sein ausschweifendes Kölner Nachtleben kostete ihn mehr Geld, als er besaß. Er verwickelte sich bald in dubiose Geschäfte und verkaufte Informationen an die Stasi. War er jener entscheidende Verräter, der 1972 das Misstrauensvotum der CDU/CSU gegen Bundeskanzler Willy Brandt scheitern ließ? Dieser Frage geht sein Enkel, der Regisseur Benedikt Schwarzer nach, und lässt dabei Parteifreunde und Leo Wagners Führungsoffizier bei der Stasi zu Wort kommen. Benedikt Schwarzers Recheren über den CSU-Politiker eröffnen einen Blick auf die Widersprüche und Abgründe der Bonner Republik – und lüften schließlich ein Familiengeheimnis, das keines der beiden Kinder von Leo Wagner ahnen konnte.
„Meinen Großvater habe ich als Kind nie richtig kennengelernt. Mit der Zeit wurde mir jedoch klar, dass durch ihn in meiner Familie Politik und Privatleben auf schmerzvolle Weise aufeinander geprallt sind. Familie dient im Wahlkampf zur Repräsentation. Ansonsten muss sie im Stillen funktionieren. Der Preis für Politiker-Karrieren ist hoch. Mein Großvater steht durchaus prototypisch für seine Generation. Und Nationalsozialismus, Krieg und der Wechsel von Held zum Täter 1945 bedeutete auch eine bestimmte Prägung und Zugzwänge, gerade als Mann. Es muss in ihm rumort haben. Doch was sein Leben und seine Entscheidungen für mich bedeuten, das wurde mir erst bei der intensiven Beschäftigung mit meiner Mutter so richtig klar. Manche Fragen hatte ich nie zuvor gestellt. Umso mehr überraschten mich die Antworten. Meine eigenen Recherchen führten mich dazu immer weiter in unbekanntes Terrain, zwischen Familie und Politik, Stasi und Rotlichtmilieu. So wurde der Versuch meinen toten Großvater kennenzulernen zu einer bewegenden Reise des ganz Persönlichen und der großen Historie.“ Benedikt Schwarzer
Am 17.1. findet im Anschluss an die Vorführung ein Filmgespräch mit dem Regisseur Benedikt Schwarzer statt.
[nbsp]
Deutschland 2018, 80 Minuten
Regie & Buch: Benedikt Schwarzer
Kamera: Julian Krubasik
Schnitt: Natascha Cartolaro
- noch keine oder keine mehr