Ein Film von Marine Francen. Ab 10.1. im fsk.
Eine Utopie, und ein Film wie ein Gemälde : „You want to take certain shots and hang them on the wall“ schreibt Screen Int.. Dass es auf dem französischen Land um 1851 so sauber und schön nur selten war, dürfte klar sein, aber Das Mädchen, das Lesen konnte ist auch kein zeitgetreuer Historienfilm, sondern eine Literaturverfilmung besonderer Art.
Für ihren Debütfilm hat die Französin Marine Francen eine Vorlage gewählt, deren Ursprung etwas nebulös ist. Wahrscheinlich sind die Vorgänge auch nicht wirklich von einem realen Ereignis inspiriert, aber vorstellbar wäre es schon. Wir blicken zurück ins Jahr 1851: Louis Napoléon will sich als Napoléon III zum Kaiser der Franzosen krönen lassen, doch die Republikaner im Land kämpfen gegen dieses Geschichts-Rollback. Der Bürgerkrieg erreicht auch abgelegene Landstriche. In ein aufständisches Dorf in der Provence fallen die umherziehen Truppen Napoleons ein und verschleppen alle Männer. Die verlassenen und geschockten Frauen trauern, aber die Arbeit muss trotzdem getan werden. Gemeinsam lernen sie alles, was sonst den Männern oblag, und auch wenn es zu Beginn oft schwer fällt, funktioniert die Frauengemeinschaft auf Dauer sehr gut. Trotzdem vermissen sie ihre Gatten, Verlobte, Söhne und Freunde, zudem sind sie wie abgeschnitten vom Rest der Welt sind sie auch. Neben unbefriedigtem körperlichem Begehren stellt sich nach einiger Zeit auch die Frage, wie das Dorf in zukünftig weiter existieren soll. Die jüngeren schließen einen Pakt: sollte doch eines Tages noch ein Mann vorbei kommen, gehört er allen. Und dann verschlägt es den Schmied Jean in dieses Tal.
Der Film handelt von Liebe, Solidarität und Selbstbewusstsein, von Verlangen und Einsamkeit, und auch von Neid, Eifersucht und Unsicherheit. Als nach Jahren einige der entführten Männer ins Dorf zurückkehren, erscheint dies, trotz aller Freude und Erleichterung wie eine Vertreibung aus dem Paradies der Unabhängigkeit.
„Wovon Violette Ailhaud (die offizielle Autorin) erzählt, ist die Verteidigung der Freiheit in all ihren Erscheinungsformen. Dieses Thema kennt keine Grenzen und keine Epoche, und ich wollte auch diese Aktualität erfassen.” Marine Francen
Le Semeur
Frankreich 2017, 98 Min., franz. OmU
Regie: Marine Francen
Buch: Jacques Fieschi, Marine Francen, Jacqueline Surchat, nach der Novelle von Violette Ailhaud
Kamera: Alain Duplantier
Schnitt: Minori Akimoto
Darsteller: Pauline Burlet, Géraldine Pailhas, Alban Lenoir, Iliana Zabeth, Francoise Lebrun, Barbara Probst
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