Ein Film von Claudia von Alemann. Ab 23.6. im fsk.
Ein dokumentarischer Filmessay über die Frankfurter Fotografin Abisag Tüllmann (1935 – 1996) und zugleich die bewegende Geschichte einer lebenslangen Freundschaft zwischen der Fotografin und der Regisseurin.
Abisag Tüllmann gehört zu den bedeutendsten deutschen Fotografinnen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihr Blick galt den zentralen politischen Ereignissen der Zeit und den Bedingungen des Alltags.
Zahlreiche ihrer Porträts zeigen uns die Akteure neuer und experimenteller Kunstrichtungen: Joseph Beuys und Nam June Paik, auch der Avantgarde der bundesdeutschen Literatur, der Musik- und besonders der Theaterwelt.
Ihre Fotografien von den Akteuren der 68er Bewegung, wie Daniel Cohn-Bendit, Rudi Dutschke und Joschka Fischer, den Philosophen der Frankfurter Schule, von Frauenzentren und neuen Formen der Erziehung auf der einen Seite und den Trägern der politischen und wirtschaftlichen Macht auf der anderen, machen sie zu einer Dokumentaristin und durchaus auch zu einer Beteiligten der Zeitgeschichte.
Unverwechselbar und vielleicht am bedeutungsvollsten ist der Blick der Fotografin auf die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens. Tüllmann vermittelt Einblicke in den Alltag unterschiedlichster sozialer Gruppen wie Immigranten, Hausbesetzer, Bankiers, Hausfrauen und Obdachlose. Sie untersucht die vielfältigen Formen der Ausgrenzung und der Unbehaustheit. Die Verletzbarkeit der menschlichen Existenz steht dabei im Zentrum ihrer Arbeit. Ihre Bilder leben von der Spannung des beiläufigen dokumentarischen oder analysierenden Zeigens und ihrer Haltung als einfühlende Beobachterin.
Der Film schafft es einen sensiblen und poetischen Blick auf die Porträtierte zu werfen und gleichzeitig neue oder vergessene Sichtweisen auf das Zeitgeschehen zu ermöglichen.
Deutschland 2015, 92 Min.
Regie: Claudia von Alemann
mit: Mit Ellen Bailly, Josef Bar-Pereg, Sigrid Baumann Senn, Mathis Bromberger, Helma Schleif, Barbara Klemm
Und Filmausschnitte aus Filmen von Carola Benninghoven, Helke Sander, Alexander Kluge, Günther Hörmann und Ulrich Schamoni