Ein Film von Cyril Schäublin.
Können wir uns noch ohne Zahlen und Ziffern, Nummern, Codes oder Passworte verständigen und überhaupt durchs Leben kommen? Im Zürich des Films geht da nichts mehr. Permanent werden endlose Verschlüsselungen, Preise, PINs, GPS-Daten, Telefon- Policen- und Kontonummern oder andere Zahlenkolonnen hin- und her gereicht. Das funktioniert reibungslos, alle Beteiligten agieren höflich, gesittet, ob es sich um die Bewachung eines Gebäudes nach einer Bombendrohung, um Bankgeschäfte, Betrugsversuche oder deren Aufklärung handelt. Nichts Persönliches kann diese Welt trüben, denn beim kleinsten Anflug versagt das Gedächtnis ad hoc.
Dene wos guet geit – der Titel kann für nicht-schweizerische Ohren schnell Assoziationen mit ländlichem Lustspiel oder Bauerntheater wecken. Völlig falsch – es handelt es sich vielmehr um einen der eigenwilligsten Filme, die in letzter Zeit hier ins Kino kommen. Nicht, dass ihm der Humor abgeht; in Fassung einer fast eingefroren wirkenden Lakonie bahnt er sich durch die reduzierten, zu nichts führenden Bewegungen und den minimalen Plot seinen Weg. Die lose Handlung sieht so aus: Alice, eine Callcenterangestellte aus Zürich, muss ihren „Kunden“ neue Internetanbieter oder Krankenkassenverträge aufschwatzen, möglichst „mit Gefühl“, wie ihr Verkaufsleiter anweist. Mit den dadurch quasi als Beifang erhaltenen Informationen versucht sie, ihr Einkommen mittels „Enkelintrick“ aufzubessern, und das erfolgreich. Zwei Stadtpolizisten sind ihr allerdings schon auf den Fersen. Woanders, in der gleichförmigen Umgebung ist eine Orientierung schwierig, muss eben das oben erwähnte Gebäude gesichert werden, wobei die sich wiederholenden Gespräche des Polizeipersonals über Mobilfon- Internet- und andere Tarife die Idee von Kommunikation ad Absurdum führen. Während des Festivals avancierte der Film in Locarno zum Geheimtip, und die Presse äußerte sich enthusiastisch:
„Wann zuletzt haben wir einen so bösen, radikal präzisen und in der Bildsprache so konsequenten Schweizer Film gesehen? Und warum nur verlässt man das Kino so leichtfüssig beschwingt und mit einem Schmunzeln im Gesicht, das sich nur noch vertieft, wann immer man an den Film zurückdenkt? Cyril Schäublins «Dene wos guet geit» verstösst so ziemlich gegen alles, was man von einem spannenden Film erwarten kann – und verzaubert genau dadurch.” NZZ
CH 2018, 71 Min., OmU,
Regie & Buch: Cyril Schäublin
Kamera: Silvan Hillmann
Schnitt: Cyril Schäublin, Silvan Hillmann
mit: Sarah Stauffer, Nikolai Bosshardt, Fidel Morf
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