Ein Film von Nicolas Wackerbarth.
Weil Fassbinder bald 75 geworden wäre, wäre er nicht schon mit 37 Jahren gestorben, soll einer seiner Filme neu verfilmt werden, für’s Öffentlich-Rechtliche, Bildungsauftrag sozusagen. Bekommen hat den Regie-Job die 47-jährige Vera, es ist erst ihr dritter Film und sie will sich deshalb ganz sicher sein mit dem, was sie da tut. Zum zentralen Problem vor dem eigentlichen Dreh gestaltet sich allerdings die Frage, wer die weibliche Hauptrolle spielen soll. Keine der Schauspielerinnen passt Vera, jede Vorsprech-Situation wird vielmehr zum Machtkampf, indem mal die Schauspielerin, mal die Regisseurin unterliegt. Je mehr Vorsprech-Situationen, desto besser wiederum für Gerwin, den männlichen Anspielpartner (gespielt vom Andreas Lust), der zwar den Schauspielberuf an den Nagel gehangen hat, momentan aber dringend Geld braucht und deshalb froh ist, wenn noch ein paar bezahlte Stunden dazu kommen. Je länger das Casting dauert, desto angespannter wird allerdings die Grundstimmung. – Dabei zuzuschauen macht vor allem deshalb Spaß, weil jede/r den Wechsel zwischen einer Szene aus dem Fassbinder-Film nachspielen und „sich selbst“ spielen so virtuos spielt, dass man hofft, Vera möge sich noch lange nicht entscheiden können.
„Gut 80 Stunden Produktionsmaterial waren letzten Endes in den 21 Drehtagen im realen SWR-Studio zusammengekommen, erklärte Wackerbarth im anschließenden Q & A im Delphi-Filmpalast. Verdichtet auf 91 sehr kurzweilige Filmminuten gehören sie zweifelsohne zum Besten, was dieser Berlinale-Jahrgang bisher zu bieten hatte. Oder um es noch einmal in den Worten Veras zu sagen – ohne Ironie, versteht sich: ‚Das ist aber super! Das gefällt mir sehr, sehr gut, muss ich sagen.‘“ Simon Hauck | kino-zeit.de
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D 2017, 91 Min.
Regie: Nicolas Wackerbarth
Kamera: Jürgen Carle
Schnitt: Saskia Metten
Mit: Andreas Lust, Judith Engel, Ursina Lardi, Corinna Kirchhoff, Andrea Sawatzki, Milena Dreissig, Nicole Marischka, Stephan Grossmann, Marie-Lou Sellem
Termine:
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