Ein Film von Marielle Heller.
„Allein dieses PS macht den Brief unbezahlbar“ – die Buchhändlerin ist begeistert, als ihr das verblichene Schriftstück zum Kauf angeboten wird – nicht ahnend, dass die Verkäuferin ein großes Fälschungstalent in sich trägt.
Lee Israel war als Schriftstellerin in der Welt bekannter Persönlichkeiten biografisch unterwegs. Sie ist nicht nett, eine Misanthropin, die gerne zuviel trinkt, und für ihre Katze Jersey mehr Gefühle hat als für ihre Verlegerin, Kolleginnen oder auch die Ex-Freundin. Ihre Spitzen gegen den Literaturbetrieb treffen ins Schwarze, bei stets sichtbarer eigener Verletzlichkeit. Zeitweilig im Himmel der Bestsellerlisten, landen ihre Biografien schließlich in der Hölle der Ramschtische, und die Schulden drücken ebenso wie die persönliche Abwertung, kann sie doch die notwendige Behandlung für Jersey nicht mehr bezahlen, von den Mietschulden ganz zu schweigen. Mehr zufällig kommt ihr da die Idee, Briefe bekannter, selbstredend verstorbener Persönlichkeiten wie Dorothy Parker oder Ernest Hemingway zu fälschen, um sie, mit Hilfe ihres exzentrischen Freundes Jack, zu verkaufen. Sie ist geradezu perfekt darin, und geht mit hoher Präzision ans Werk (sie legt sich alle original-Schreibmaschinentypen zu). Bibliothekare und Sammler sind ganz entzückt über neue und unbekannte Seiten ihrer Idole, und auch das Schwindlerpaar hat einen Heidenspaß bei der Geschichte – bis alles auffliegt. Lee Israel wird verurteilt und schreibt später ihr erfolgreichstes Buch über diese Zeit: CAN YOU EVER FORGIVE ME?.
Es gibt wunderbare Bar-Sequenzen, in denen die kratzbürstig-verlorene, aber auch liebenswerte lesbische Einzelgängerin Lee und der extravagante, unangepasste schwule Dandy Jack ihre Pläne schmieden. Trockener Humor kennzeichnet Gespräche wie Verkäufe der Fälschungen. Lees Privatleben verläuft allerdings eher tragisch, geprägt von Einsamkeit und der Angst, Gefühle zu zeigen. Sie steht sich selbst im Weg und schafft es nicht, Beziehungen trotz offensichtlicher gegenseitiger Anziehung einzugehen.
„In der Lebensgeschichte von Lee Israel steckt zu gleichen Teilen bitterer Humor und berührende Melancholie. Vor Gericht erzählte die 2014 in New York City verstorbene Autorin, ihre Zeit als Fälscherin sei in vielerlei Hinsicht „die beste Zeit ihres Lebens“ gewesen. Allerdings erlebte Israel dieses Gefühl der Anerkennung aber eben auch nur dann, wenn sie vorgab, nicht sie selbst zu sein. Oder wie es ihr Freund und Komplize Jack einmal so treffend formuliert: „Niemand würde Briefe von Lee Israel kaufen!“ Diese emotionale Ambivalenz findet sich nun auch in Marielle Hellers Inszenierung wieder.
Ob Heldin, Antiheldin, Opfer, Täterin – all diese kategorisierenden Begrifflichkeiten treffen auf Israel genauso wenig zu wie auf ihren Komplizen Jack Hock.« (Antje Wessels | filmstarts.de)
mehr über die Schriftstellerin und den Fall hier:
https://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=94461486
US 2018, 107 Min., engl. OmU,
Regie: Marielle Heller,
Buch Nicole Holofcener, Jeff Witty basierend auf der Autobiografie von Lee Israel
Kamera: Brandon Trost
Schnitt: Anne McCabe
mit: Melissa McCarthy, Richard E. Grant, Ben Falcone
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