Ein Film von Jean Luc Godard.
Jean Luc Godards BILDBUCH ist eine poetische Montage, die an Texte der klassischen Moderne erinnert, vor allem an T.S. Eliots „The Waste Land“ und Ezra Pounds „Cantos“. Er spricht in vielen Sprachen. In der deutsch untertitelten Original-Fassung, die ich gesehen habe, sind auch die Untertitel nur fragmentarisch, in der deutschen Fassung spricht Godard selbst eine Übersetzung, die aber auch kaum vollständig sein kann, dazu sind zu oft Schichten von Texten übereinander gelegt. In fünf Kapiteln geht es ums Ganze. BILDBUCH wirkt wie ein Testament, ein letzter Aufruf, mindestens zu einem anderen Sehen, vielleicht zur Revolution, vielleicht auch nur zur Traurigkeit. „Wir sind nicht traurig genug um die Welt zu verändern“ heißt es einmal. Am Ende steht die Frage: „Brauchen wir die Revolution?“ Die Antwort: „Als wir jung waren, nährten wir glänzende Hoffnungen“, dann eine Szene aus Max Ophüls Film LE PLAISIR, ein frenetischer Tanz, an dessen Ende ein Galan zusammenbricht. Unter seiner Maske ist ein alter Mann, der am oder im Vergnügen gestorben ist, aber das zeigt Godard nicht mehr, das müssen wir schon wissen. BILDBUCH ist auch eine Kanon-Bildung, so elitär wie revolutionär, nach den Prinzipien der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss: Wir müssen härter arbeiten, mehr wissen als die Faschisten. Kapitel 1: Remakes. Das Bild imitiert die Wirklichkeit, das Bild imitiert das Bild, die Wirklichkeit imitiert die Bilder von Bildern. Kapitel 2: Die Nächte von St. Petersburg. Krieg, während die Herrschenden herrschen und die Beherrschten sterben und töten. Kapitel 3: „wie Blumen in Geleisen/So traurig arm im irren Wind der Reisen“ (Rilke, „Das Stundenbuch“): Eisenbahnen und Kino. Kapitel 4: Der Geist des Gesetzes: Montaignes Idee der Republik als Aufstandsniederschlagung. Aufklärung und Herrschaft. Kapitel 5: Die Zentralregion (Michael Snow, 1971): Ist die Mitte der Welt Arabien? BILDBUCH ist kognitiver Overload, aber Godard weiß, dass man mehr erkennt, als man denkt. (Tom Dorow | indiekino.de)
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Credits:
LE LIVRE D’IMAGE
Schweiz 2018, 85 Min., franz. OmU-Fassung und deutsche Fassung, DCP, Farbe, Dolby Surround 7.1 oder 5.1. FSK ab 12 Jahre. Regie: Jean-Luc Godard, Kamera: Fabrice Aragno, Schnitt: Jean-Luc Godard, Fabrice Aragno
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