Asteroid City

Ein Film von Wes Anderson.

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Typischer als „Asteroid City“ kann ein Wes Anderson-Film kaum sein: Vom bis ins kleins­te Detail aus­ge­stat­te­ten Sets, über eine ver­spiel­te, ver­schach­telt erzähl­te Handlung, bis hin zu einer Besetzung, die auch in den kleins­ten, kaum wahr­nehm­ba­ren Nebenrollen bekann­te Schauspieler ver­sam­melt. Worum es geht: Um alles und nichts, das gro­ße Ganze, die mensch­li­che Existenz, den Sinn des Leben.

Irgendwo im Südwesten der Vereinigten Staaten ver­sam­melt sich im Jahre 1955 eine bunt gemisch­te Gruppe Menschen. Anlass ist ein Sternforscherkongress im loka­len Wissenschaftszentrum, denn im Hintergrund der klei­nen Gemeinde mit genau 87 Einwohnern, ragt der Krater auf, in den einst der Asteroid ein­schlug, der Asteroid City sei­nen Namen gab.

Nachwuchs-Sterngucker sind vor Ort, um ins All zu Blicken, jun­ge Forscher, die ihre Entwicklungen vor­stel­len und bald kommt auch noch ein Alien zu Besuch. Was dazu führt, dass der Ort unter Quarantäne gestellt wird und das loka­le Motel zum Anlaufort für die Gestrandeten wird: Den Kriegsfotografen Augie (Jason Schwartzmann), der gera­de sei­ne Frau ver­lo­ren hat und mit sei­nem gran­ti­gen Schwiegervater (Tom Hanks) strei­tet. Der Filmstar Midge Campbell (Scarlett Johansson), eine Diva irgend­wo zwi­schen Elizabeth Taylor und Marilyn Monroe, dazu die Wissenschaftlerin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton), der General Grif Gribson (Jeffrey Wright) und vie­le Andere. Sie alle hadern auf die ein oder ande­re Weise mit dem Leben, trau­ern gelieb­ten Menschen mach, fra­gen sich, was das denn alles soll, suchen nach Antworten auf die gro­ßen Fragen der Menschheit oder schlicht und ergrei­fend dem Sinn der Existenz.

Sinn mag auch der Zuschauer in die­sem beson­ders enig­ma­ti­schen Film eines Regisseurs suchen, der ein­mal mehr einen Film vor­ge­legt hat, wie ihn nur er dre­hen kann. Vom ers­ten Moment an lässt „Asteroid City“ kei­nen Zweifel dar­an, dass es sich um einen Wes Anderson-Film han­delt: Frontale Kameraperspektiven, lie­be­voll bis ins kleins­te Detail aus­ge­stat­te­te Sets, selt­sa­me Charaktere und nicht zuletzt: Eine ver­schach­tel­te Narration.
Andersons vori­ger Film „The French Dispatch“ funk­tio­nier­te in gewis­ser Weise wie die Bebilderung des Magazins The New Yorker, in „Grand Budapest Hotel“ zeig­ten wech­seln­de Bildformate die unter­schied­li­chen Zeitebenen an, ein Stilmittel, das sich auch in „Asteroid City“ wie­der­fin­det. Ist der Hauptfilm in far­bi­gem Scope insze­niert, so sind die Bilder der Rahmenhandlung in schwarz-weiß und dem alt­mo­di­schen 4:3‑Format gefilmt. Hier sieht man eine TV-Inszenierung des Films, den man gera­de sieht, aber auch Szenen mit dem Autor des Stücks selbst (Edward Norton), der bis­wei­len Besuch von den Schauspielern bekommt, die nach der Bedeutung der Dialoge fra­gen, die sie in der Haupthandlung sprechen.

Hübsch selbst­re­fe­ren­zi­ell ist das, auch die gera­de­zu absur­de Ansammlung bekann­ter Schauspieler, die teil­wei­se in win­zi­gen Rollen auf­tre­ten, deu­tet dar­auf hin, dass Anderson hier auch einen Film über sich, sei­ne Arbeitsmethode, sei­nen Blick auf die Welt gedreht hat. Eine wach­sen­de Filmfamilie hat Anderson im Lauf der Jahre um sich gescharrt, Schauspieler wie Jason Schwartzman oder Willem Dafoe sind zum x‑ten Mal bei ihm dabei, ande­re, wie Tom Hanks oder Scarlett Johansson, sind Newcomer.

All die­se Stars, die sonst meist Hauptrollen spie­len, las­sen sich mit augen­schein­li­cher Lust auf ihre oft win­zig klei­nen Rollen in einem Wes-Anderson-Film ein, fügen sich ein ins gro­ße Ganze. Man darf ver­mu­ten, dass die Arbeit an einem Anderson-Film ein gro­ßes Vergnügen ist, von einer Neugier geprägt, die sich auch auf der Leinwand zeigt. Von gro­ßen Fragen mag die Rede sein, von Verlust und Tod die Rede sein, doch Andersons Filme und sei­ne Figuren sind stets von einem uner­schüt­ter­li­chen Optimismus geprägt, auch wenn es kei­ne kla­ren Antworten gibt. Doch wenn das Leben schon rät­sel­haft bleibt, dann soll­te es zumin­dest so ver­spielt und abwechs­lungs­reich sein wie die Welt von „Asteroid City“, in der man ger­ne 100 Minuten verbringt.

Michael Meyns | programmkino.de

Credits:

US 2023, 104 Min., engl. OmU
Regie & Buch: Wes Anderson
Kamera: Robert D. Yeoman
Schnitt: Barney Pilling
mit: Tom Hanks, Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Ed Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Margot Robbie, Matt Dillon, Hong Chau, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Rita Wilson

Trailer:
Asteroid City | Offizieller Trailer | Ed (Universal Pictures)
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