Ein Film von Mohammad Rasoulof.
Nein, lustig ist es auf dem Land auch nicht. Dabei sind Reza und Hadis mit ihrem kleinen Sohn von Teheran fortgezogen, weit weg in die scheinbar friedliche Gegend im Norden, um in Ruhe zu leben, aber man lässt sie nicht. Hadis hat zwar eine gute Stellung als Lehrerin in der örtlichen Mädchenschule gefunden, und Reza baut eine kleine Fischfarm auf. Aber die Schulden vom Neuanfang drücken, und Reza möchte ein korruptionsfreies und, abgesehen von ein wenig Schnapsbrennerei, ehrliches Leben führen. Das geht hier nicht wirklich zusammen, zumal der örtliche Großunternehmer ein Auge auf ihren Besitz geworfen hat. Und der hat in der Gegend das Sagen, hat Mittel und Leute, seinen Willen durchzusetzen. Hadis versucht erfolglos, ihren winzigen Einfluss in der Gemeinde geltend zu machen, während Reza jegliche Anpassung standhaft verweigert. Eine klassische Fragestellung: Wie weit kann ein Mensch seine Integrität behalten, wenn er gegen ein korruptes und ungerechtes System antreten muss? Was ist er bereit, für seine Würde zu bezahlen? Wann gibt er (sich) auf und passt sich der allgegenwärtigen Unmoral an, schlägt zurück oder gibt nach? Kann man tatsächlich an den systemimmanenten Verhältnissen etwas ändern?
Wie schon in seinem letzten Werk MANUSCRPITS DON‘T BURN (das die heimischen Behörden auch nicht mochten), arbeitet Rasoulof neben einem realistischen Zugang mit Spannungs- und Genre-Elementen. Und auch wenn er seinen Figuren ein optimistischeres Ende gegönnt hätte, sagt er, habe er während des Schreibens die Wut seines Protagonisten nicht zügeln können.
»Im Kern ist A MAN OF INTEGRITY die iranische Version eines Westerns. Und zwar eines der nihilistischen, fast schon apokalyptischen Sorte, mehr Sergio Leone als John Ford.« Lukas Foerster, Wochenzeitung (CH)
Obwohl er ein universelles Thema beschreibt, gibt die Tatsache, dass es ein iranischer Film ist, von einem Regisseur, über dem das Damoklesschwert einer Gefängnisstrafe hängt, dem Ganzen eine besondere Dramatik. Rasoulof durfte zwar zur Premiere nach Cannes und nahm dort den Preis UN CERTAIN REGARD entgegen, aber seit einiger Zeit ist ihm, der mit seiner Familie auch in Hamburg lebt, eine Ausreise nicht möglich.
[nbsp]
Lerd, IR 2018, 117 Min., Frasi OmU
Regie: Mohammad Rasoulof
Schnitt: Meysam Muini, Mohammadreza Muini
Kamera: Ashkan Ashkani
mit: Reza Akhlaghirad, Nasim Adabi, Zeinab Shabani
- noch keine oder keine mehr