Ein Film von Ira Sachs.
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Ira Sachs (zuletzt mit Little men bei uns) hat Franz Rogowski eine perfekte Rolle auf den Leib geschneidert: Tomas ist Regisseur in Paris, hat einen Film beendet und gönnt sich nach der Phase intensiver Arbeit und Verantwortung die verdiente Freizeit, wechselt die Garderobe und läßt seine kindliche Seite glänzen. Unbedarft und mit viel Sinn für Grenzüberschreitungen nimmt er Fahrt auf und verlangt immer mehr Freiheiten. Auf die Ehe mit Martin, der Tomas viel Geduld schenkt, fällt langsam ein Schatten, der immer länger wird, denn Tomas fängt ein Verhältnis mit Agathe an, fasziniert von sich selbst, gelingt ihm doch mühelos, sich auch in eine Frau zu verlieben.
Die Ménage-à-trois nimmt also Fahrt auf, der Aufstieg zum Scherbenhaufen beginnt und Tomas wechselt wieder mal die Garderobe.
„‘Ich hatte letzte Nacht Sex mit einer Frau’, sagt Tomas seinem Ehemann. Von einem Geständnis zu sprechen, würde der Sache nicht gerecht. Reue, gar Scham, empfindet Tomas gegenüber Martin nicht. Im Gegenteil, schon im nächsten Augenblick bittet er seinen Mann darum, ihm davon erzählen zu dürfen. Ohne eine Antwort abzuwarten, berichtet er von den berauschenden Gefühlen, die er schon so lange nicht mehr empfunden habe. Nüchtern betrachtet, offenbart das Drama seinen zentralen Protagonisten jäh als empathielosen Narzissten. Doch Ira Sachs, der ein besonderes Talent für das genaue Beobachten abseits professoraler Wertungen besitzt, neigt auch in dieser intimen Charakterstudie nicht zur Pathologisierung. Stattdessen versteht es Passages, den besonderen Bann, in den Tomas erst Martin und später auch Agathe – die augenscheinlich alles verändernde Frau – zieht, auf das Publikum auszuweiten.“
Arabella Wintermayr | taz
Credits:
FR 2023, 91 Min., Englisch, Französisch OmU
Regie: Ira Sachs
Kamera: Josée Deshaies
Schnitt: Sophie Reine
mit Franz Rogowski, Ben Whishaw, Adèle Exarchopoulos
Trailer:
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