Ein Film von Thomas Riedelsheimer.
Man kann über den Weg gehen oder durch die Hecke“ (Andy Goldsworthy)
16 Jahre nach seinem großartigen Rivers and Tides – Andy Goldsworthy working with time hat Thomas Riedelsheimer den in Schottland lebenden und arbeitenden Ausnahmekünstler erneut filmisch durch die Welt begleitet. Goldsworthy ist inzwischen bekannter geworden, vielleicht nachdenklicher und älter. Seine Tochter Holly, eine junge, eigenständige Künstlerin, assistiert ihrem mitunter recht verschrobenen Vater immer mal wieder.
Leaning into the Wind untersucht die Spuren, die die Zeit bei Künstler und Werk hinterlassen haben. Er selbst wird mittlerweile Teil seiner Kunstwerke, die zugleich zerbechrechlicher, persönlicher, ernster und rauer geworden sind. Und natürlich ist Andy Goldsworthy wieder ein entwaffnend offener, ebenso ernsthafter wie verschmitzter Erzähler, der so faszinierend von der Kunst, der Natur, vom Leben und vom Tod zu sprechen vermag; vom wunderbaren Gelb der Ulmenblätter, die beim ersten Frost schlagartig schwarz werden; von den überwältigenden, kurzen Momenten, in denen alles für einen kurzen Augenblick in höchster Spannung, in der Schwebe, in der Balance ist.
Leaning into the Wind geht weit über das Porträt eines faszinierenden Künstlers und seiner Arbeit hinaus. Ein Film über die unendlichen Möglichkeiten, die Welt wahrzunehmen und zu entdecken, voller Achtsamkeit und Neugier, eine sinnliche Reise in die Kunst, die Natur, das Leben. Riedelsheimer fasst das Universum seines Protagonisten in hinreißende Bilder und Fred Frith untermalt sie auch diesmal musikalisch eigen und zurückhaltend.
„Um den Titel Leaning into the Wind zu verstehen, muss man bis zum Schluss des Films warten. Zu einer einfachen, aber berückenden Handlung, in der es keinen Unterschied mehr zwischen Kunst und Leben gibt. Zum Zentrum seiner Arbeit, der fragilen Balance zwischen dem Menschen und seiner Welt. Und dann verlässt man das Kino auf eine merkwürdige Art ziemlich glücklich.“ Georg Seeßlen | Strandgut
Deutschland, UK 2016, engl. OmU, 97 MIn.
Regie, Kamera & Schnitt: Thomas Riedelsheimer
Darsteller: Andy Goldsworthy, Tina Fiske, Holly Goldsworthy
Musik: Fred Frith