Le Prince

ein Film von Lisa Bierwirth. 

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Ich habe mich seit hun­dert Jahren nicht mehr bewor­ben. Ich weiß gar nicht mehr wie das geht“, gesteht Kuratorin Monika (Ursula Strauss) ihrer Freundin. Dass der fast 50jährigen das jetzt bevor­steht, weiß die agi­le Kulturschaffende erst seit kur­zem. Völlig über­ra­schend erfährt sie vom Weggang ihres Vorgesetzten. Mit Peter (Alex Brendemühl), dem Leiter der Frankfurter Kunsthalle fühl­te sie sich eigent­lich freund­schaft­lich ver­bun­den. „Wann woll­test du mir das sagen“, stellt sie ihn frus­triert zur Rede. Gedankenverloren läuft sie an die­sem Abend durchs Frankfurter Bahnhofsviertel.

Ein Abend mit einer fol­gen­schwe­ren Begegnung. Unversehens gerät sie in eine Razzia. Eigentlich woll­te sie sich nur eine Schachtel Zigaretten holen. Doch als die Polizei das Lokal nach Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung durch­kämmt lan­det sie mit Joseph (Passi Balende) im Hinterhof. Der afri­ka­ni­sche Geschäftsmann aus dem Kongo muss sich ver­ste­cken. Denn auch er ist ohne Papiere. Dass er sich bedankt, sie zusam­men einen Kaffee trin­ken und ihre Telefonnummern aus­tau­schen, ver­gisst Monika fast wieder.

Doch Joseph mel­det sich bei ihr. Mit dem smar­ten 38jährigen ent­deckt sie im „Cafe Denis“ die pul­sie­ren­de afri­ka­ni­sche Diaspora. „Wenn ich afri­ka­ni­sche Musik und Vibes brau­che kom­me ich hier­her“, ver­rät er. Josef han­delt mit Diamanten und sucht in der Main-Metropole Investoren, die eine Mine im Kongo finan­zie­ren. Bis es so weit ist, ver­sucht er sich mit Import- und Exportgeschäften mehr oder weni­ger über Wasser zu hal­ten. „Wieso ist eine so schö­ne Frau wie du allein?“, schmei­chelt der selbst­si­che­re Charmeur. Und gibt sich gleich selbst die Antwort. „Die Männer haben Angst vor dir. Ich habe kei­ne Angst.“

Und tat­säch­lich ist die selbst­be­wuss­te, elo­quen­te Frau nicht auf den Mund gefal­len. Nicht nur ein­mal eckt sie mit ihren ehr­li­chen Kommentaren in der Kunstszene an. Mit Joseph beginnt sie ein lei­den­schaft­li­ches Verhältnis und hofft, dass ihre Liebe stark genug ist zu bestehen. Doch schon bei der ers­ten Essenseinladung mit ihren Freunden aus der Kunstszene knirscht es. Freudestrahlend erzählt Monika vom Diamantendeal ihres Freundes. „Blutdiamanten“, fragt ent­setzt ihre Freundin Ursula. Peinliches Schweigen folgt.

Als Blutdiamanten wer­den Diamanten bezeich­net, die in Konfliktgebieten unter aus­beu­te­ri­schen Bedingungen geför­dert wer­den. Der Gewinn geht in der Regel an Guerilla-Bewegungen oder loka­le Warlords. „Ich brau­che dei­ne Hilfe nicht, ich brau­che Respekt“, wehrt Joseph sich. Dass Monika ohne ihn zu fra­gen, von sei­nen Plänen erzählt, nimmt er ihr übel. Aber die­ses Missverständnis lässt sich noch klä­ren. Doch mit zuneh­men­der Nähe wird ihre Situation schwie­ri­ger. Immer wie­der ver­schwin­det Joseph. Sein Freund Ambara (Nsumbo Tango Samuel) bit­tet Monika um Geld, um ihn aus dem Gefängnis zu holen. Und auch mit der Idee zu hei­ra­ten las­sen sich die Probleme nicht ein­fach aus der Welt schaffen.

Inspiriert von einer rea­len Geschichte geht Regisseurin Lisa Bierwirth lebens­nah der Frage nach, wie sich post­ko­lo­nia­le Strukturen und Machtverhältnisse in einer euro­pä­isch-afri­ka­ni­schen Beziehung wider­spie­geln. Auch wenn ihr emo­tio­nal berüh­ren­des Drama es nicht leis­ten kann alle poli­ti­schen Hintergründe mit­zu­lie­fern, regt es an den euro­zen­tri­schen Blick zu wei­ten und das immer noch schwe­len­de Kolonialerbe kri­tisch zu hinterfragen.

Luitgard Koch |programmkino.de


Credits:

DE 2021, 125 Min. OmU
Regie: Lisa Bierwirth
Drehbuch: Lisa Bierwirth, Hannes Held
Kamera: Jenny Lou Ziegel
Schnitt: Bettina Böhler
mit: Ursula Strauss, Passi Balende, Alex Brendemühl, Victoria Trauttmansdorff

Trailer:
LE PRINCE (Offizieller Trailer)
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