Ein Film von Charles Burnett.
„Schauplatz des Films ist ein afroamerikanisches Ghetto in Watts, einem Stadtteil von Los Angeles, in der Mitte der siebziger Jahre. Im Mittelpunkt der Handlung steht Stan, ein sensibler Träumer, der unter der Belastung, in einem Schlachthaus arbeiten zu müssen, zusehends abstumpft. Von Geldsorgen geplagt, findet er nur ab und zu etwas Erholung in Augenblicken von schlichter Schönheit: wenn er eine Kaffeetasse gegen seine Wange hält und die Wärme spürt; wenn er mit seiner Frau zu Radiomusik tanzt oder seine Tochter im Arm hält. Der Film bietet keine Lösungen, sondern zeigt das Leben, wie es ist – zuweilen schrecklich düster, dann wieder erfüllt von überirdischer Freude und feinem Humor. … KILLER OF SHEEP wurde im Laufe eines Jahres an den Wochenenden gedreht. Das Budget betrug weniger als zehntausend Dollar, die zum größten Teil über ein Stipendium der University of California in Los Angeles (UCLA) finanziert wurden. Der Film wurde an den Originalschauplätzen überwiegend mit Amateurdarstellern und mit Handkamera gedreht, der Ton wurde nachsynchronisiert.
1981 erhielt KILLER OF SHEEP den Kritikerpreis bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin, wo der Film im Rahmen des Internationalen Forums des Jungen Films lief. 1990 erklärte ihn die Library of Congress zum nationalen Kulturgut und nahm ihn aufgrund seiner historischen Bedeutung als einen der ersten fünfzig Filme in das National Film Registry auf. Im Jahr 2002 erklärte ihn die National Society of Film Critics zu einem von ‘100 Essential Films‘.” (aus dem Katalog des Internationalen Forums des Jungen Films, Berlin 1981)
„… Die Eröffnungsszene illustriert das Hauptthema des Films: Einem kleinen Jungen wird erklärt, dass zum Überleben kein moralisches Urteil nötig sei, und dass die Kriterien ‘richtig‘ oder ‘falsch‘ nur im engsten Familienkreis Gültigkeit haben. Bei einem sensiblen Kind kann eine solche Erklärung nur Verwirrung auslösen. Man muss erwachsen sein, um bestimmte grundlegende Gefühle aufzugeben.
Die Menschen in meinem Film gehören nicht zur Bourgeoisie; für sie beschränkt sich das Leben auf die physische Ebene. Ihre Bedürfnisse sind einfach und direkt; aufgrund historischer Gründe fehlt es ihnen an Mitteln, vor allem aber an Zeit und Muße, um sich mit etwas anderem als dem Lebenskampf zu beschäftigen. Ihre Vorstellung von Bewegung heißt seitwärts, nicht nach oben.
Trotz der vielen Bilder vom Töten erhält der Film dadurch eine optimistische Note, dass er eine tiefe Verehrung für das Leben zum Ausdruck bringt. Überall sind Kinder zu sehen, die alles mitbekommen.
Die letzten beiden Szenen beruhen auf genau dieser Kombination gegensätzlicher Bilder: Ein junges, verkrüppeltes Mädchen, das schwanger ist, spricht darüber, wie sehr sie sich auf das Baby freut. Das nächste Bild zeigt wiederum das Schlachten von Schafen und steht in starkem Kontrast zur vorangehenden Szene; durch Ironie und Gegenüberstellung soll dieses Gefühl der Verehrung des Lebens verstärkt werden. …” Charles Burnett, im Katalog des Internationalen Forums des Jungen Films, Berlin 1981
Credits:
USA 1977, 83 Min., engl. OmU, schwarzweiss
Buch, Kamera, Schnitt, Produktion: Charles Burnett
Darsteller: Henry Gayle Sanders, Kaycee Moore, Charles Bracy, Angela Burnett, Eugene Cherry, Jack Drummond
Termine:
- noch keine / oder keine mehr