Gelobt sei Gott

Ein Film von François Ozon.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Die katho­li­sche Kirche inter­es­siert sich seit eini­ger Zeit gezwun­ge­ner­ma­ßen für die Aufarbeitung ihrer Missbrauchsgeschichte, die weit zurück­reicht. Schon 400 AD wur­de Priestern die Drittehe verboten,1139 war dann kom­plett Schluß mit Frauen. Danach impro­vi­sier­te man, z.B. mit dem Konkubinat (zu hohe Geldstrafen). Gerne aber auch im Bereich der Pädophilie, denn es han­delt sich bei der K.K. schließ­lich bis heu­te um eine rei­ne Männerbastion. Das Thema erle­dig­te sich dann die­ses Jahr wie von selbst. Ex Papst Benedikt von Bayern konn­te die 68er als die Schuldigen ent­lar­ven. Scheiterhaufen wur­den errich­tet, bis jemand vor­sich­tig dar­auf hin­wies, dass 68er Bashing längst ille­gal ist.

Trotz der Bräsigkeit und Starrheit der K.K., die des­halb eigent­lich wenig guten Stoff bie­tet, hat François Ozon einen enorm reflek­tier­ten, intel­li­gen­ten Film gemacht, weil er einen gläu­bi­gen Christen katho­li­scher Konfession in den Mittelpunkt von „Grâce à Dieu“ stellt, mit Melvil Poupaud per­fekt besetzt. Ozon über­trägt eine tat­säch­li­che Geschichte in einen Spielfilm, nicht um sich abzu­si­chern (nach einer wah­ren Geschichte), son­dern weil eine wei­te­re Dramatisierung weder mög­lich noch nötig ist. Dadurch gewinnt der schmerz­haf­te Gang durch die Katakomben der Kirche auf der Suche nach nur einem Würdenträger, der Würde besitzt und das Versprechen, für Aufklärung und Gerechtigkeit zu sor­gen, ein­löst, eine Allgemeingültigkeit. So funk­tio­nie­ren Machtapparate immer und über­all, egal in wel­cher Größe oder Farbe. Verweigern, Verharren, Vertuschen, bis ins höchs­te Amt. Ozon hat trotz­dem eine opti­mis­ti­sche Geschichte geschrie­ben, die den Widerstand von unten gegen die Missstände von oben aus­lo­tet. Die erzählt, wie eini­ge Menschen den Mut auf­brin­gen, durch einen eiser­nen Vorhang gehen zu wol­len und ihr Beispiel ande­re über­zeugt, eben­falls die Grenzen zu ignorieren.

La majo­ri­té des faits, grâce à Dieu, sont pre­scrits, mais cer­ta­ins peut-être pas”

Ein Großteil der Taten ist, Gott sei Dank, ver­jährt, aber man­che viel­leicht nicht.“

(Kardinal Philippe Barbarin anno 2016)

Stained glass win­dows keep the cold outside
While the hypo­cri­tes hide inside
With the lies of sta­tu­es in their minds
Where the Christian reli­gi­on made them blind
Where they hide
And prey to the God of a bitch spel­led back­wards is dog“

(PIL, Religion II)

[nbsp]
Credits:

Grâce à Dieu
FR 2019, 137 Min., frz. OmU

Regie, Buch: François Ozon
Kamera: Manu Dacosse
Schnitt: Laure Gardette
mit: Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann Arlaud, Éric Caravaca, François Marthouret, Bernard Verley, Martine Erhel 

 

Termine:

  • noch kei­ne oder kei­ne mehr 

[nbsp]
Trailer:

GRACE A DIEU (Official Trailer, Französisch/deutsch)