Forever Young

Ein Film von Valeria Bruni Tedeschi.

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In ihrer jüngs­ten Regiearbeit ver­ar­bei­tet Valeria Bruni Tedeschi die eige­ne Zeit an der berühm­ten Pariser Schauspielschule Théâtre des Amandiers. FOREVER YOUNG folgt einer Gruppe Schauspielstudentinnen über ein knap­pes Jahr, vom Vorsprechen bis zur Premiere der ers­ten Studieninszenierung. Dabei ist die Kamera immer so nah bei ihnen, dass fast der Eindruck eines Dokumentarfilms ent­steht. Innerhalb des Figurenensembles, dem der Film durch Partys, Liebschaften und Workshops folgt, erhält die Beziehung zwi­schen Stella (Nadia Tereszkiewicz) und Etienne (Sofiane Bennacer) die Hauptaufmerksamkeit: Sie, die Tochter aus rei- chem Hause (und offen­sicht­li­ches alter ego der Regisseurin), ist dem schau­spie­le­risch inten­si­ven und pri­vat selbst­de­struk­ti­ven Junkie-Bad-Boy mit Mutterkomplex ver­fal­len, egal, wie oft er sie warnt, sie schlecht behan­delt und sie bestiehlt. Ähnlich wie in Joanna Hoggs Upper-Class-Gesellschaft in THE SOUVERNIR ist in Les Amandiers kein Platz für emo­tio­nal gesun­de Beziehungen und die Verarbeitung von Stress. Stattdessen wird in den spä­ten 1980ern, an die sich Bruni Tedeschi erin­nert, kon­stant geraucht, die Schulleiter nut­zen ihre abso­lu­te Macht, um die Lieblinge des Kollegen im Probenraum fer­tig zu machen oder sich den eige- nen Lieblingen anzu­nä­hern, und die Studentinnen las­sen sich in ihren hedo­nis­ti­schen Experimenten von der stän­dig prä­sen­ten Bedrohung durch AIDS kaum auf­hal­ten. Die Premiere naht, „The Show must go on!“, und geweint wer­den kann hin­ter der Bühne. Das bra­chia­le Regime scheint zu funk­tio­nie­ren, hat es doch der Regisseurin und vie­len ihrer Kommiliton*innen zu einer Karriere ver­hol­fen. FOREVER YOUNG erin­nert aber auch an die, die auf dem Weg ver­lo­ren gin­gen, und an die kind­li­che Naivität, die die able­gen muss­ten, die ihr Leben mit Spielen ver­brin­gen.
Christian Klose | indiekino

Wenn es gut läuft, wie hier, ähneln die Filme von Valeria Bruno Tedeschi den Figuren, die sie vor­zugs­wei­se als Darstellerin spielt, z.B. in dem Film Oublie moi. Ist das noch Hysterie oder schon Borderline? Dabei will sie auch nur Anerkennung und scheint doch in ihrer Jugend ste­cken geblie­ben zu sein. Völlig über­dreht, ein wenig neben der Spur, hart­nä­ckig, gren­zen­los, über­grif­fig, ist sie in ihrer Penetranz nicht gera­de eine Symphatieträgerin, und trotz­dem oder gera­de des­we­gen eine Emphatie zu ent­wi­ckeln, bedeu­tet eine loh­nen­de Aufgabe für uns Zuschauer*innen.

Credits:

Les Amandiers
FR 2022, 126 Min, frz. OmU
Regie: Valeria Bruni Tedeschi
Kamera: Julien Poupard
Schnitt: Anne Weil
mit: Louis Garrel, Sofiane Bennacer, Nadia
Tereszkiewicz, Micha Lescot, Clara Bretheau

Trailer:
Kinotrailer „Forever Young” – Kinostart 17. August 2023
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