Category Archives: archiv

Son of Saul

Ein Film von László Nemes. Ab 10.3. im fsk.

Auf Sauls Gesicht zeich­net sich kei­ne Regung mehr ab. Um nicht dem Wahnsinn zu ver­fal­len, hat er zwi­schen sich und den Gräueln, die sich um ihn her­um abspie­len, eine unsicht­ba­re Wand errich­tet. Der Blick ist leer, der Geist zwingt sich, nur das Unmittelbare wahr­zu­neh­men: Den stump­fen Alltag der Hölle, in der der Körper eine bes­tia­li­sche Arbeit ver­rich­ten muß. Die Kamera kon­zen­triert sich auf die­ses Gesicht, das auch dann aus­drucks­los bleibt, wenn Saul Scharen von Gefangenen durch die dunk­len Gänge des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau treibt, ihre Kleidung zusam­men­räumt, sie in die Gaskammern führt und spä­ter das Blut von den Kacheln schrubbt. Der Gegenpol die­ser Maske ist der Körper, der von den Befehlen der Aufseher gehetzt wird. Die Tonspur gibt eine ohren­be­täu­ben­de Kakophonie aus Angstschreien derer, die umge­bracht wer­den und dem Gebrüll ihrer Mörder wie­der, dazu das Geräusch des Feuers, der fal­len­den Körper, der Verrichtungen derer, die die Spuren weg­wi­schen. Saul Ausländer ent­deckt unter den Toten einen Jungen, den er für sei­nen Sohn hält. Er beginnt sich zu wider­set­zen, indem er alles ver­sucht, um ihn begra­ben zu las­sen. Die Bilder von Son of Saul ver­su­chen nicht, den phy­si­schen Ort des Vernichtungslagers zu zei­gen, son­dern des­sen Reflektion auf dem Gesicht des Gefangenen die­ses Ortes. Wenige Einstellungen zei­gen etwas ande­res, sie die­nen immer der grund­sätz­li­chen Orientierung.  Ähnlich wie Rosetta und Just the wind hetzt die Kamera hin­ter einem Fliehenden her, der weiß, das es kei­nen Fluchtort gibt.

Ungarn 2015, 107 Min., div. OmU, 
Regie: László Nemes
Buch: László Nemes, Clara Royer
Kamera: Mátyás Erdély
Schnitt: Matthieu Taponier

Cafe Waldluft

Ein Film von Matthias Koßmehl. Ab 31.3. im fsk.

Filme, die sich mit der Begegnung von Einheimischen und Ausländern beschäf­ti­gen und dabei den Culture Clash als will­kom­me­nen Anlass sehen, sich über die eine wie über die ande­re Seite lus­tig zu machen, sind sehr in Mode gekommen.

Dieser Film hier ist etwas anders gestrickt und schielt nicht wie ande­re auf den schnel­len Gag. Vielmehr bemüht sich der Film allen betei­lig­ten Personen gleich­be­rech­tigt einen Platz ein­zu­räu­men und stellt nie­man­den aus.

Einst kamen die Touristen in gan­zen Busladungen, um im schö­nen Café Waldluft einen Platz an der Sonne zu suchen, zumin­dest für die Zeit ihres wohl­ver­dien­ten Urlaubs. Seit zwei Jahren aber beher­bergt das Traditionshotel in Berchtesgaden, mit Blick auf den deut­schen „Schicksalsberg“ Watzmann und sei­ne Ausläufer, Gäste aus ande­ren Regionen der Welt: Sie stam­men aus Syrien, Afghanistan oder Sierra Leone und haben sich das Alpen-Musteridyll kei­nes­wegs aus­ge­sucht. Ihr Aufenthalt als Asylbewerber ist geprägt von end­lo­sem Warten, ermü­den­den Behördengängen, Heimweh und Sorge um ihre Verwandten.

Eine der Hauptpersonen ist die Wirtin des Gasthofes. Allein sie zu beob­ach­ten und zu spü­ren, wie­viel Empathie hin­ter ihrem Pragmatismus steckt, macht den Film schon sehenswert.

Deutschland 2015, 79 Minuten
ara­bisch, deutsch, eng­lisch mit deut­sche Untertitel
Regie: Matthias Koßmehl
Kamera: Bastian Esser
Schnitt: Andreas Nicolai

Folge meiner Stimme

Die klei­ne Jiyan und ihre Familie leben in einem kur­di­schen Bergdorf, in einer Gegend, in der die tür­ki­sche Polizei regel­mä­ßig nach Freischärlern sucht. Ihr Vater wird ver­däch­tigt, ein Gewehr zu besit­zen und des­halb gefan­gen genom­men – die Polizisten sagen: solan­ge, bis das Gewehr auf­taucht. Aber weil kei­ner in der Familie ein Gewehr besitzt, muss eines besorgt wer­den, damit der Vater wie­der frei kommt. Die Großmutter und Jiyan bre­chen des­halb auf, um jeman­den zu fin­den, der ihnen ein Gewehr ver­kauft. Und dazwi­schen, wenn sich die bei­den aus­ru­hen vom vie­len Gehen, erzählt die Großmutter ihrer Enkelin eine Geschichte, die sich eben­so zuge­tra­gen hat, wie die Geschichte, die die bei­den gera­de erleben.

Wie die Parabel vom Fuchs erzählt FOLGE MEINER STIMME in kla­ren, ein­fa­chen Bildern vom beharr­li­chen Immerweitermachen, das am Ende vom Erfolg gekrönt sein wird, aber auch davon wie unvor­her­seh­bar und bizarr das Dasein ist. FOLGE MEINER STIMME ist auch ein poe­ti­scher Film über das Geschichtenerzählen selbst, dar­über, wie in Fabeln und Gesprächen Tradition und Hoffnung von Generation zu Generation wei­ter gege­ben wer­den.” aus: Indiekino, Toni Ohms

OT: Were Dengê Min
Türkei, Deutschland, Frankreich 2013, 105 Min. OmU
Buch: Hüseyin Karabey, Abidin Parıltı
Regie: Hüseyin Karabey
Kamera: Anne Misselwitz
Schnitt: Baptiste Gacoin
Mit: Feride Gezer, Melek Ülger, Tuncay Akdemir u.a.

Folge mei­ner Stimme – Trailer 1 – Deutsch

Babai

Kosovo, in den 90er Jahren: Gezim ver­kauft Zigaretten auf der Straße und ver­sucht, sich irgend­wie über Wasser zu hal­ten, sein zehn­jäh­ri­ger Sohn Nori hilft ihm dabei. Aber Gezim will so nicht wei­ter­ma­chen, er will raus dem Kosovo, ohne sei­nen Sohn, der auf der Flucht nach Deutschland nur eine zusätz­li­che Belastung bedeu­ten wür­de. Nori jedoch will nicht zurück­blei­ben, stur hef­tet sich der Junge an den Vater. Bei einem Unfall wird Nori ver­letzt, der Vater bringt ihn ins Krankenhaus und lässt ihn dort aber allei­ne zurück. Nori ist ent­täuscht und wütend auf den Vater und nimmt sich des­halb heim­lich, was er braucht, um dem Vater hin­ter­her rei­sen zu kön­nen. Gemeinsam mit ande­ren Flüchtlingen über­quert Nori in einem Schlauchboot das Adriatische Meer und trifft in Deutschland schließ­lich wie­der auf den Vater, der mitt­ler­wei­le in einer Aufnahmestelle für Asylbewerber auf sei­ne Zukunft war­tet. Nori kann jetzt end­lich den Vater mit sei­ner Tat konfrontieren.

Im Kosovo der 90er Jahre herrsch­te ein sozia­les Klima, das ich schwer in Worte fas­sen kann. Das Erstaunliche dabei war weni­ger die Vorkriegsstimmung selbst, die ein­her­ging mit Hausdurchsuchungen, willkürlichen Erschießungen, Ausgangssperren und gro­ßer Armut, son­dern der Umgang der Menschen mit all jenen Begebenheiten. Das Gefühl der Kosovaren, dass es nicht gut um ihr Kosovo bestellt ist, war all­ge­gen­wär­tig … Das Thema des Films ist aber nicht das poli­ti­sche Klima. Das Klima ist die Grundstimmung, von der der Film getra­gen wird und der Rahmen, in dem mei­ne Geschichte ihren Anlauf nimmt. Der Film selbst erzählt eine sehr per­sön­li­che und höchst sub­jek­ti­ve Vater-Sohn-Geschichte in Zeiten der Fremdbestimmung. Da für einen poli­ti­schen Diskurs die Zusammenhänge viel zu kom­plex sind, habe ich mich beim Schreiben auf mei­ne per­sön­li­che Erfahrung kon­zen­triert. Es gibt kaum Szenen in dem Film, die ich nicht selbst oder aber im unmit­tel­ba­ren Umfeld erlebt habe.” aus einem Kommentar des Regisseurs Visar Morina

Babai” erhielt zahl­rei­che Preise (Auswahl): Filmfest München: Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Darsteller; Filmfestival Karlovy Vary: Beste Regie; Filmfestival Tirana: Bester Film; Filmfestival Cottbus: Bestes Debüt …

D, KOS, MK, F 2015,
104 Min.,  alba­nisch, deutsch, ser­bi­sche OmU
Buch, Regie: Visar Morina
Kamera: Matteo Cocco

Schnitt: Stefan Stabenow, Anne Fabini, Maja Tennstedt

BABAI (Trailer OmU) | missingFILMs | Kinostart 10.03.2016

Landstück

Ein Film von Volker Koepp. Ab 3.3. im fsk.

Im ruhi­gen Spiel von Licht und Schatten über den sanf­ten Hügeln, in der Weite der Landschaft und im Wolkenhimmel ver­lie­ren sich die Blicke nicht nur neu­er Bewohner ger­ne. In Landstück ist, nach Uckermark (2002), die immer schon dünn besie­del­te Endmoränenlandschaft zwi­schen Berlin und Ostsee ein wei­te­res Mal Mittelpunkt von Volker Koepps Beobachtungen. Der Regisseur por­trä­tiert in dem ihm eige­nen Rhythmus und mit wun­der­schö­nen Tableaus die Gegend um Wilmersdorf, Herrenstein und Temmen und die Menschen, die hier leben: Dorfbewohner, Zugezogene, Zurückgekommene und die, die es unfrei­wil­lig hier­her ver­schla­gen hat. Der Respekt vor der Natur eint die sonst so ver­schie­de­nen Nachbarn. Manche dar­un­ter haben hier eine neue Lebensqualität gefun­den, die nicht mit Geld auf­zu­wie­gen ist. Neben sozia­len Aspekten ist das sich durch­zie­hen­de Grundthema des Films die Nutzung und Ausbeutung des Bodens und die Zerstörung natür­li­cher Ressourcen. Als die land­wirt­schaft­li­chen Produktionsgenossenschaften der DDR abge­wi­ckelt wur­den, konn­ten sich die Äcker erho­len. Naturschutzgebiete ent­stan­den und bäu­er­li­che Familienbetriebe haben sich auf öko­lo­gi­schen Anbau umge­stellt. Aber der Boden wird auch im Osten immer knap­per und bran­chen­frem­de Investoren und Spekulanten trei­ben die Preise in die Höhe. Der kri­ti­sche Brückenschlag des Films zwi­schen Sojaanbau in Lateinamerika, Energieaufwand für Hähnchenmast, Monokulturen, Verlust und Erhaltung sel­te­ner Ackerblumen oder Wildvögel geht auf.

D 2016, 122 Min.,
Regie & Buch: Volker Koepp
Kamera: Lotta Kilian
Schnitt: Christoph Krüger

 

Freunde fürs Leben

Ein Film von Cesc Gay. Ab 25.2. im fsk Kino.

Im Original heißt der Film Truman und ich habe mich vor­her gefragt ob es um den Präsidenten oder den Autoren geht. Der Witz, daß es dann der alte stoi­sche Hund ist, geht beim neu­en Verleihtitel lei­der verloren.

Tomás ver­ab­schie­det sich von Frau und Kindern in Kanada, geht zum Flughafen, fliegt nach Madrid und checkt dort im Hotel ein. Mit gro­ßer Sachlichkeit schil­dert der Film die­se Verrichtungen einer Fernreise und bereits jetzt wird klar: Hier ist ein Film, der den Alltag schätzt und Dramatisierungen ver­mei­det. In Spanien besucht Tomás sei­nen alten bes­ten Freund, den Schauspieler Julian, der an Krebs erkrankt ist. Die Sache ist ernst, höchst­wahr­schein­lich ist es das letz­te Mal, dass sich die bei­den sehen wer­den. Doch der Ton zwi­schen den Freunden bleibt locker, auch wenn das für bei­de immer wie­der har­te Arbeit bedeu­tet. Es liegt eine gro­ße Zuneigung in dem freund­li­chen Geplänkel und den tro­cke­nen Wortwechseln, die sich Ricardo Darin (Julian) und Javier Cámara (Tomás) lie­fern, wäh­rend sie im Wortsinn letz­te Dinge erle­di­gen. Sie gehen zum Arzt, um die Behandlung abzu­bre­chen. Sie suchen psy­chi­sche Hilfe für Julians gro­ßen Boxer Truman, dem ja ein Verlust bevor­steht, und eben­so eine neue Heimat für den Hund. Und sie besu­chen Lucians Sohn, der in Amsterdam stu­diert. Dabei pas­siert nicht sehr viel. Es gibt kei­ne kathar­ti­schen Momente, kei­ne Geheimnisse, die noch ein­mal auf den Tisch müs­sen, weder den gro­ßen Zusammenbruch noch die gro­ße Versöhnung, noch letz­te Wünsche, die auf den letz­ten Drücker erfüllt wer­den müs­sen. Der Tod ist in FREUNDE FÜRS LEBEN kein auf­re­gen­des Drama, das das Leben noch ein­mal beson­ders hell strah­len lässt. Er ist und bleibt abscheu­lich. Aber wie die bei­den Freunde im Angesicht die­ser Abscheulichkeit mit einer Art lako­ni­scher Würde den Alltag einer Freundschaft auf­recht­erhal­ten, ist eben­so rüh­rend wie wohl­tu­end. Ihre gemein­sa­me Geschichte und Verbundenheit ist in jedem Moment spür­bar.“ Indiekino – Toni Ohms

Ausgezeichnet mit 5 Goyas: Bester Film, bes­te Regie, bes­tes Buch, bes­ter Darsteller (Ricardo Darin) und bes­ter Nebendarsteller (Javier Cámara)

Originaltitel: Truman
Spa./Arg. 2015,  113 Min., span. OmU 
Regie: Cesc Gay 
Buch: Cesc Gay, Tomas Aragay 
Kamera: Andreu Rebes 
Schnitt: Pablo Barbieri Carrera 
mit: Ricardo Darín, Javier Cámara,  Dolores Fonzi

FREUNDE FÜRS LEBEN – Trailer (Original mit deut­schen UT)

Als wir die Zukunft waren

Sieben Geschichten aus einem ver­schwun­de­nen Land, sie­ben Kindheits- und Jugenderinnerungen der­je­ni­gen, die in den 50er und 60er Jahren in der DDR gebo­ren wur­den und dabei hal­fen woll­ten oder soll­ten, das neue, bes­se­re Deutschland mit auf­zu­bau­en. Der Episodenfilm ver­eint ganz unter­schied­li­che Erinnerungen: vom selbst orga­ni­sier­ten Kaugummikauf an einem Westberliner Kiosk zur frü­hen Erfahrung von Bespitzelung und Vereinnahmung durch die Stasi. Wovon meh­re­re Episoden erzäh­len, ist die Flucht des jewei­li­gen Vaters in den Westen und die bit­te­ren Konsequenzen für den Rest der Familie.

Sechs Regisseure und eine Regisseurin, die alle bei der DEFA gear­bei­tet haben, und die ihren Blick auf die Vergangenheit ganz unter­schied­lich gestal­ten: mal in streng kadrier­ten Bildern, mal mit ani­mier­ten Szenen; mal mit der 8mm-Kamera gedreht, mal mit der neu­es­ten Videotechnik. Entstanden sind ganz ver­schie­de­ne und sehr per­sön­li­che Miniaturen, die von einer ver­gan­ge­nen Utopie erzäh­len und von einem System, das sei­nen Kindern nicht vertraute.

Deutsch­land 2015, 87 Min.
Regie: Lars Barthel, Gabriele Denecke, Andreas Voigt, Peter Kahane, Thomas Knauf, Hannes Schönemann, Ralf Marschalleck

 

Nichts Passiert

In Micha Lewinskys neu­em Film über­schla­gen sich Harmoniesucht und Konfliktscheue bis zur völ­li­gen Eskalation. Der unbe­ding­te Wille zu Passivität und Friedfertigkeit machen einen Vater blind vor den Konsequenzen sei­ner Taten und sind aus­schlag­ge­bend für zahl­rei­che absur­de Wendungen. Elegant chan­giert dabei die Stimmung, so dass manch befrei­tes Lachen sofort im Halse ste­cken bleibt. Eine Komödie aber ist der Film nicht, aber raben­schwarz. Komödiantisch könn­te man noch die ers­te Szene nen­nen, in der der Mann – Thomas – bei der Psychiaterin sitzt und sich red­lich bemüht, Harmonie und Wohlgefallen zu ver­brei­ten. Und je mehr er in der Therapie behaup­tet, alles sei in Ordnung, des­to weni­ger glau­ben wir ihm.
Eigentlich pas­siert natür­lich eine Menge in Nichts pas­siert. Seine Frau hat eigent­lich gar kei­ne Zeit und die Tochter kei­ne Lust. Trotzdem ist Thomas wild ent­schlos­sen, mit sei­ner Familie erhol­sa­me Skiferien in den Schweizer Alpen zu ver­brin­gen. Dass die­ses Jahr auch noch Sarah, die Tochter sei­nes Chefs, mit­kommt, macht die Sache nicht ein­fa­cher. Die bei­den Teenager kön­nen nicht mit­ein­an­der, zudem bekom­men sie Probleme mit der Dorfjugend. Als ver­ant­wort­li­cher Erwachsener müss­te Thomas han­deln, aber er setzt auf aus­sit­zen und posi­ti­ves Denken und beschwört die gute Laune auch noch, als längst nichts mehr gut ist. So ver­strickt er sich zuse­hends in einem Netz aus Lügen und Halbwahrheiten…

Der Drehbuchautor und Regisseur Micha Lewinsky  (Der Freund) schrieb mit Nichts pas­siert Devid Striesow eine Rolle auf den Leib, in der der Strahlemann des deut­schen Kinos die kom­ple­xe Hauptfigur mit furcht­erre­gen­der Sanftheit ver­kör­pert. An sei­ner Seite bril­liert die renom­mier­te Film- und Theater-Schauspielerin Maren Eggert, in einer Geschichte, die in ihrer Unausweichlichkeit einen unwi­der­steh­li­chen Sog entwickelt.

CH 2015  88 Min.
R., B.: Micha Lewinsky
K.: Pierre Mennel  S.: Gion-Reto Killias  Titelsong: Heidi Happy
D.: Devid Striesow, Maren Eggert, Annina Walt, Lotte Becker, Max Hubacher, Sarah Orlov

Nichts Passiert – ab Frühjahr 2016 im Kino!

Projekt A

Marcel Seehuber und Moritz Springer tref­fen Menschen, die eine Alternative zur behaup­te­ten Alternativlosigkeit leben. Ein Kollektiv im Athener Stadtteil Exarchia ver­sucht, ein zube­to­nier­tes Stückchen Land so umzu­ge­stal­ten, dass die Bedürfnisse der BewohnerInnen in den Nachbarhäusern gedeckt wer­den. Hier in Deutschland ver­mit­telt Hanna prak­ti­sches Wissen zur Durchführung von Aktionen und lässt sich an Eisenbahnschienen anket­ten, um als Sandkorn im Getriebe den Atommüll nicht völ­lig unge­hin­dert durch­fah­ren zu las­sen. In Spanien tref­fen die bei­den Regisseure den Aktivisten Enric, der sich bei 39 Banken fast eine hal­be Millionen Euro gelie­hen hat, mit dem Ziel, es nie­mals zurück­zu­zah­len, son­dern für sozi­al­re­vo­lu­tio­nä­re Projekte zu nut­zen. Das Münchener Kartoffelkombinat ist eine land­wirt­schaft­li­che Genossenschaft, die ihre Produkte ohne Zwischenhändler an die Mitglieder ver­teilt. Das Motto bringt eine Liedzeile der Ärzte auf den Punkt: Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur Deine Schuld, wenn Sie so bleibt.

Ihr Leben ist ein Ringen mit Obrigkeiten und ihre Prinzipien machen es ihnen alles ande­re als leicht. Ein Kampf für die gre Sache, der sich auch in bana­len Diskussionen ver­lie­ren kann. Und den­noch sind die ers­ten Schritte in Richtung einer neu­en Gesellschaft sicht­bar. PROJEKT A soll Mut machen, Diskussionen anstoßen und zei­gen, dass es an der Zeit ist, die Dinge wie­der selbst in die Hand zu neh­men. Die Notwendigkeit zur Verände­rung unse­rer Welt ist offen­sicht­lich, nicht nur für Anarchisten.“ Marcel Seehuber, Moritz Springer

[gss ids=„2512,2511,2510,2508” options=„timeout=4000”]

Deutschland 2015, 87 Min.
Regie, Kamera: Marcel Seehuber
Regie, Ton: Moritz Springer
Schnitt: Frank Müller

Valley of love

In „Loulou“, einem tol­len Film von Maurice Pialat aus dem Jahr 1980, spie­len Isabelle Huppert und Gérard Depardieu, bei­de noch sehr jung, ein unglei­ches Paar, das sich liebt und ent­täuscht und trotz­dem nicht trennt. Wenn man dann 35 Jahre spä­ter in „Valley of Love“ den Filmfiguren mit den Namen Isabelle und Gérard dabei zusieht, wie sie sich zum ers­ten Mal seit ihrer Scheidung wie­der­se­hen, denkt man unwei­ger­lich an die lei­den­schaft­li­che Liebe zwi­schen ihnen im älte­ren Film. Guillaume Nicloux arbei­tet sozu­sa­gen mit die­sem film-kol­lek­ti­ven Gedächtnis, indem er die Rollen der Geschiedenen mit die­sen bei­den Schauspielern besetzt.

Das Testament ihres ver­stor­be­nen Sohnes führt Isabelle und Gérard ins Death Valley, dort sol­len sie zu vor­ge­ge­be­nen Uhrzeiten bestimm­te Dinge tun. Und wäh­rend sie in der Hitze einer unwirt­li­chen Landschaft auf ein Zeichen ihres Sohnes war­ten, über­rascht bei­de, wie tief die Vertrautheit zwi­schen ihnen noch immer ist, obwohl sie sich doch so weit aus­ein­an­der­ge­lebt hatten.

Mit sei­nem gigan­ti­schen Körper schiebt sich Depardieu regel­recht raum­fül­lend durchs Bild. Es ist wie­der­um Hupperts eigen­wil­li­ge phy­si­sche Präsenz, die sich von sei­ner Körperfülle nicht domi­nie­ren lässt, die eben auf ihre Weise das Bild füllt. Und man muss ein­fach gese­hen haben, mit wel­cher Sanftheit Depardieu mit sei­ner Pranke über ihr som­mer­spros­si­ges Gesicht strei­chelt.“ Anke Leweke, Deutschlandradio Kultur, 21.1.2016

Frankreich, Belgien 2015, 93 Min., engl./franz.  OmU

Buch und Regie: Guillaume Nicloux

Kamera: Christophe Offenstein

Schnitt: Guy Lecorne

Mit: Isabelle Huppert, Gérard Depardieu u.a.