Ein Film von Denys Arcand.
Pierre-Paul ist Mitte 30, hat einen Doktor in Philosophie und arbeitet als Kurierfahrer. Nicht ungewöhnlich, könnte man denken, wer kann mit einem Dr. Phil. schon was anfangen? Doch Pierre-Paul könnte Karriere machen, will nur nicht. Finanzieller und geschäftlicher Erfolg, so ist ihm sehr richtig bewusst, hat immer mit Schweinereien zu tun. Aber genau dort gerät der freundliche Kapitalismusgegner plötzlich hinein: eine missglückte Geldübergabe hinterlässt viele Tote und säckeweise Scheine, die der zufällig anwesende Pierre-Paul, ohne groß nachzudenken, in seinen Wagen lädt. Schnell ist ihm klar, dass er die aus Verbrechen stammende Ladung für seine eigenen altruistischen Zwecke nutzen könnte und dafür Hilfe braucht.
Seine erste Partnerin ist Aspasie, selbständige Escort-Lady mit besten Kontakten, die nicht zufällig den Namen der ersten bekannten Philosophin trägt. Dazu wird Sylvain, der während seiner Knastzeit Ökonomie studierte, um sich ganz legal bereichern zu können, ausgesucht, sowie Jacmel, einziger Überlebende des Überfalls, der deshalb von allen Seiten schwer bedrängt wird und allen Grund hat, sich zu verstecken. Schließlich benötigen sie den windigen Offshore Banker Wilbrod Taschereau, um das Geld zu legalisieren. Alle sind zunächst rein am Geld interessiert und müssen noch von der Notwendigkeit, Gutes zu tun, überzeugt werden. Das weitaus größere, ebenfalls von Pierre-Paul weitgehend erfolgreich ignorierte Problem, sind die beiden skrupellosen Gangs, die hinter der Beute her sind, und die Polizei, die sich an seine Fersen heftet.
Es ist nicht eigentlich entscheidend, ob das Ziel, eine letztlich legale Stiftung zu gründen, erreicht wird, sondern wie. Das Austricksen des Systems durch Jonglieren mit Gepflogenheiten der Finanzwelt lässt einen schwindeln, die Angst vor der Skrupellosigkeit der Gangs schaudern, die Umpolung der Helfer lachen. „Der unverhoffte Charme des Geldes“ ist eine Satire mit realpolitischem Hintergund, zwar auch mal zynisch-brutal, meist jedoch verspielt und dazu rührend-sympathisch in seinem Engagement gegen Armut und Obdachlosigkeit.
La chute de l’empire américain
CA 2018, 128 Min., frz. OmU
Buch und Regie: Denys Arcand
Kamera: Van Royko
Schnitt: Arthur Tarnowski
mit: Alexandre Landry, Maripier Morin, Rémy Girard, Pierre Curzi, Louis Morissette
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