Archiv des Autors: fsk

Die Stadt als Beute

Ein Film von Andreas Wilcke. Ab 8.9. im fsk.

West-Berlin war ein Fluchtort am Ende der Welt, nur eine hal­be Großstadt, aber eben auch zum hal­ben Preis. Nach dem Mauerfall kam der Abenteuerspielplatz Ost dazu, plötz­lich hat­te es Platz ohne Ende, sogar frei betret­ba­res Umland. Die ers­te Generation Immobilienspekulanten ver­lor der­weil in den 90ern viel Geld, denn die jetzt wie­der gan­ze Stadt woll­te nicht boo­men. Aber mit der zwei­ten Hälfte der Nullerjahre dreh­te sich end­gül­tig der Wind, die easyJet Generation flu­te­te das sta­gnie­ren­de Kreuzberg, Neukölln wur­de ein aner­kann­ter Begriff und die Profis der Immobilienbranche wis­sen sich auf der siche­ren Seite, wenn sie in Berlin zulan­gen. Weiterlesen

Rudolf Thome – Überall Blumen

ein Film von Serpil Turhan.

[im Kino] [Pres­se­zone]

Hanns Zischler, Bruno Ganz, Hannelore Elsner, Hannah Herzsprung – sie alle haben sich in den Filmen von Rudolf Thome die Zähne geputzt – denn, so Thome: Jeder putzt sie sich anders und das sei doch lus­tig. Jetzt steht Thome selbst vor dem Badezimmerspiegel bzw. vor der Kamera, dahin­ter und im Off zu hören ist Serpil Turhan, die ihrer­seits in Thomes Weiterlesen

Krieg und Spiele

Ein Film von Karin Jurschick. Ab 18.8. im fsk. Am 19.8. in Anwesenheit der Regisseurin.

Treffen Maschinen die bes­se­ren Entscheidungen, weil sie frei sind von Gefühlen und nicht getrie­ben von Rachegedanken? Oder müss­te man nicht umge­kehrt die gefühl­lo­sen Computer mit einer Ethiksoftware aus­stat­ten? Wie ver­än­dert sich Krieg, wenn sich die geg­ne­ri­sche Seite nicht im Kriegsgebiet befin­det, son­dern Soldaten weit ent­fernt davon, an einem geschütz­ten Ort vor einem Computerbildschirm sit­zen und über­wa­chen, was die Maschine im Kriegsgebiet tut? Wenn des­halb einer­seits die Distanz zunimmt, gleich­zei­tig Weiterlesen

1001 Nacht – Teil 1- 3

Ein Film von Miguel Gomes. Aufgeteilt in 3 Teile:

  • Teil 1: Der Ruhelose – 125 min ab 28.7.
  • Teil 2: Der Verzweifelte – 131 min ab 11.8.
  • Teil 3: Der Entzückte – 125 min ab 25.8.

Ein poe­ti­sches Epos, das den Wahnwitz von Finanzkrise und Verschuldung in Gelächter auf­löst.“ Tagesanzeiger – CH
Einen Film über Portugal nach dem ver­ord­ne­ten finan­zi­ell­len Sparprogramm und sei­nen Folgen zu dre­hen, eigent­lich ein Ding der Unmöglichkeit für Miguel Gomez: „Du kannst kei­nen mili­tan­ten Film machen, der sei­ne Militanz bald ver­gisst und anfängt der Realität zu ent­flie­hen. Das ist Betrug. Disengagement. Dandyism.…“ Aber der Regisseur fin­det einen Weiterlesen

La isla mínima

Ein Film von Alberto Rodríguez. Ab 4.8. im fsk.

Ein ver­schla­fe­ner Ort in Andalusien – der jun­ge Kriminalbeamte Pedro (Raúl Arévalo) ist wenig begeis­tert, als er aus der Hauptstadt nach Villafranco del Guadalquivir ver­setzt wird. Hier teilt man ihm als Kollegen den erfah­re­nen, eben­falls aus Madrid stam­men­den Juan (Javier Gutiérrez) zu. Man kann sich auf Anhieb nicht lei­den, aber was hilf­t’s, ein heik­ler Fall ist zu lösen: Zwei Schwestern im Teenageralter sind ver­schwun­den, und am Ort zeigt kaum Weiterlesen

Out 1, noli me tangere

Ein zwölf­ein­halb Stunden lan­ger Film von Jacques Rivette. Am 20.& 21.8. in 2 Teilen im fsk.

Anläßlich des DVD-Releases gibt es bei uns eine ein­ma­li­ge Vorführung im Kinoformat von
Jaqcues Rivettes sehr lan­gem (12,5 Std.) Theater-Realitäts-Improvisationsfilm u.a. mit Jean Pierre Leaud und Juliet Berto in den Hauptrollen. Er wird in 2 Teilen an einem Wochenende gezeigt:

  • 20.8.: 11:00 Out 1, noli me tan­ge­re Teil 1 – OmU (mit Pause)
  • 21.8.: 11:00 Out 1, noli me tan­ge­re Teil 2 – OmU (mit Pause)

Zwei Theatergruppen pro­ben Stücke von Aischylos, ein taub­stum­mer jun­ger Mann (Jean-Pierre Léaud) zieht durch Pariser Cafés, legt Schicksalsbotschaften auf die Tische und  spielt Mundharmonika, ein Mädchen im roten Häkelponcho (Juliet Berto) betrügt in einem ande­ren Café frech und sehr char­mant diver­se Männer um diver­se Francs. Beide sto­ßen auf die Spuren eines Geheimbunds und einer Verschwörung. Rivettes Opus magnum erzählt frei nach Balzacs Histoire des 13 in bei­na­he 13 Stunden und acht Episoden die Geschichten von 13 Menschen, die in Paris leben und irgend­wie mit­ein­an­der ver­bun­den sind, aber nicht Weiterlesen

Seefeuer

Ein Film von Gianfranco Rosi. Ab 28.7. im fsk.

Samuele ist zwölf und lebt auf einer Insel im Mittelmeer, weit ent­fernt vom Festland. Wie alle Jungen sei­nes Alters geht er nicht immer gern zur Schule. Viel lie­ber klet­tert er auf Uferfelsen, han­tiert mit sei­ner Schleuder oder streift am Hafen umher. Doch sei­ne Heimat ist kei­ne Insel wie alle ande­ren. Schon seit Jahren ist sie das Ziel von Männern, Frauen und Kindern, die in viel zu klei­nen Booten und alters­schwa­chen Schiffen aus Afrika über­zu­set­zen ver­su­chen. Die Insel heißt Lampedusa und gilt als Metapher für die Fluchtbewegung nach Europa, die Hoffnungen und Nöte, das Schicksal hun­dert­tau­sen­der Emigranten. Sie seh­nen sich nach Frieden, Freiheit und Glück und wer­den oft nur noch tot aus dem Wasser gebor­gen. So sind die Einwohner von Lampedusa tag­täg­lich Zeugen der größ­ten huma­ni­tä­ren Tragödie unse­rer Zeit. Weiterlesen

Alles was kommt

Ein Film von Mia Hansen-Løve. Ab 18.8. im fsk.

Die Welt von Nathalie (gespielt von Isabelle Huppert) gerät ins Wanken: An der Schule, an der sie Philosophie unter­rich­tet, strei­ken die poli­ti­sier­ten Schüler gegen die Reformpolitik, aber davon will Nathalie nichts wis­sen, obwohl ihr lin­ke Denker am Herzen lie­gen. Kurze Zeit spä­ter erfährt sie, dass ihr Mann sie betrügt. Der zieht bald aus und weil die gemein­sa­men Kinder erwach­sen sind und schon lan­ge ihre eige­nen Wege gehen, ist sie plötz­lich allei­ne Weiterlesen

90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden

Ein Film von Eyan Hal­fon. Ab 30. Juni im fsk.

Der Eröffnungsfilm des Jüdischen Filmfestes Berlin-Brandenburg heißt im Original „The 90-Minute-War“ – bei uns wur­de der Krieg in Frieden umge­wan­delt: „Nach Abpfiff Frieden“ …

Der israe­li­sche Regisseur Eyan Halfon spielt hier ein hoch­gra­dig absur­des Ausgangsszenario durch, detail­reich, eini­ger­ma­ßen natu­ra­lis­tisch, aber mit Hieben nach allen Seiten und Anspielungen auf die Geschichte. Die Ausgangssituation: ein Fußballspiel, oder genau­er, die Zeit davor. Die Partie „Israel vs. Palästinensische Gebiete“ soll end­lich eine Entscheidung im und ein Ende des Nahost-Konfliktes brin­gen. Der Sieger erhält das Land, der Verlierer muss gehen.

90 MINUTEN beschäf­tigt sich nun nicht etwa mit dem alles ent­schei­den­den Spiel, son­dern mit dem diplo­ma­ti­schen und sport­li­chen Hürdenlauf zuvor, und natür­lich zeigt sich auch hier: der Teufel steckt in jedem Detail. Die Israelis haben bei­spiels­wei­se als Trainer Herrn Müller enga­giert. Als Zweifel auf­kom­men, ob Herr Müller sich als Deutscher sei­ner his­to­ri­schen Aufgabe bewusst ist [„Ich bin kein Historiker, kein Politiker, kein Soldat – es ist nur Fußball!“], wer­den er und das Team, statt zu trai­nie­ren, an his­to­risch bedeu­ten­de Orte von der Klagemauer bis Yad Vashem geschickt. Das paläs­ti­nen­si­sche Team dage­gen kommt erst gar nicht zum Training, da der Tourbus stän­dig an israe­li­schen Checkpoints schei­tert. Und über­haupt – wer darf bei den Palästinensern mit tun? Schicken die Emirate Spieler zur Unterstützung der Palästinenser – oder spen­die­ren sie nur Fußbälle? Die Frage, zu wel­chem Team ein ara­bi­scher Israeli gehört, zieht sich durch den gan­zen Film, aber auch die Einigung auf einen Schiedsrichter scheint unmög­lich. Auf Portugal als neu­tra­len Austragungsort kann man sich immer­hin eini­gen, und dort haben dann auch der Stadionchef und sei­ne Frau ein Lösung zumin­dest für die Schiedsrichterfrage parat.

»Während der Zuschauer die Vorbereitungen auf das Sportevent des Jahrtausends, d.h.„Israel gegen Palästina” beglei­tet, stellt Eyal Halfon vor allem die Verzweiflung des wah­ren Lebens bizarr auf den Kopf, ver­wan­delt die Realität in eine humor­vol­le Fantasie. Entstanden ist eine poli­ti­sche Satire par excel­lence, die auch ganz lei­se fragt, war­um bis­her kei­ne bes­se­re Lösung gefun­den wer­den konn­te…» epd-Film

(Mil­he­met 90 Hadakot)
D/Israel 2015, 85 Min. eng­lisch-ara­bisch-hebrä­isch-por­tu­gie­si­sche OmU
Regie & Buch: Eyan Halfon
Kamera: Daniel Kedem
Schnitt: Arik Leibovitch
D.: Moshe Ivgy, Nor­man Issa, Det­lev Buck, Pêpê Rapazote

90 Minuten – Bei Abpfiff Frieden Trailer from Camino Filmverleih on Vimeo.