Julius ist ein redegewandter junger Museumswärter, der sich allseits großer Beliebtheit erfreut. Eines Tages lädt er seine Kolleg*innen zu einem Segeltörn auf dem Boot seiner adeligen Familie ein. Die Stimmung kippt. Julius ist nicht der, der er zu sein vorgibt.
Moritz von Treuenfels ist die perfekte Besetzung für die Rolle des charmanten jungen Mannes, dem man zunächst gerne folgt, bevor einem unversehens immer unwohler wird. Denn Julius’ dynamische Haltung zum Leben bringt allerhand Widersprüche mit sich. In seinem feinsinnig geschriebenen und inszenierten Film über Identität und Sozialverhalten setzt Jöns Jönsson die Idee vom „Fake it till you make it“ der Zerreißprobe aus. Julius beeindruckt mit Weltgewandtheit und Eloquenz, er verkörpert das moderne Ideal eines Menschen, der sich selbst ständig neu erfindet. Doch seine Verhaltensmuster stehen in Konflikt mit gesellschaftlichen Regeln. Mit einer Flexibilität, ähnlich der des Protagonisten, erkundet Axiom diesen verstörenden Widerspruch – ein faszinierender Film, der Herz und Verstand erschüttert.
„Auf die Idee zu AXIOM kam ich durch eine kurze Anekdote, die mir ein Freund vor vielen Jahren erzählt hat. Ein Bekannter von ihm hatte einen neuen Kollegen, der immer etwas Interessantes zu sagen hatte. Ein charismatischer, sympathischer Typ, mit dem man sich gerne befreundete. Eines Tages hat er seine Kolleg*innen zu einem Segelboot eingeladen, doch der Ausflug fand nie statt. Es hat dann noch etwas gedauert, bis sie herausgefunden haben, was mit dem Typen nicht stimmte.
AXIOM ist ein Film über das Menschsein, wie ich es sehe, zusammengefasst in dem Satz “Fake it till you make it”, der für mich sehr treffend unser aller Verhalten von der Geburt an charakterisiert. Die Vorstellung solch einer Person, die auf widersprüchliche Weise so verbunden mit ihrer Umwelt und doch so isoliert von ihr ist, hat mich fasziniert und zum Nachdenken bewegt. Dies brachte mich schließlich an einen Punkt, an dem ich jede Art von “wahrer Identität” vollständig in Frage stellen musste, ganz im Sinne des Schriftstellers Luigi Pirandello, der vorschlug, dass wir alle für jede neue Person, die wir treffen, eine neue Identität erfinden.“
Jöns Jönsson
Credits:
DE 2021, 113 Min., dt. OmeU
Regie & Buch: Jöns Jönsson
Kamera: Johannes Louis
Schnitt: Stefan Oliveira-Pita
mit: Moritz von Treuenfels, Ricarda Seifried, Thomas Schubert, Zejhun Demirov, Sebastian Klein, Leo Meier, Ines Marie Westernströer
Trailer:
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