Apples

Ein Film von Christos Nikou.

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Christos Nikou erzählt in sei­nem Regieerstling von Aris, einem eher ein­sam wir­ken­den Mann mitt­le­ren Alters, der eines Tages nicht mehr weiss, wer er ist und wo er hin­ge­hört. Am Ort, an dem man ihn betreut, macht man Tests und ord­net sei­nen Gedächtnisverlust einem Phänomen zu, das sich breit­ge­macht hat und von dem vie­le betrof­fen sind. Eine Therapie soll auch Aris hel­fen, wie­der zu sich zu kom­men, oder müss­te man sagen: Ein neu­es Sich zu fin­den? Der von Erinnerung Unbelastete kann, wenn man das posi­tiv betrach­ten will, neu anfan­gen. Es gibt sogar ein Programm, das ihm beim Aufbau eines Bewusstseins hel­fen soll; Aris bekommt bana­le Aufgaben gelie­fert, die er erfül­len und zu denen er mit einer Instantkamera jeweils ein Bild fest­hal­ten soll: Fahrradfahren, Kinobesuch, Ausgang. Über die Aufgaben bil­den sich neue Erinnerungen und, wer weiss, so etwas wie eine Identität. Aris ist nicht allein, auch das gehört zu sei­nen Lernschritten. Da taucht eine Anna auf, die das glei­che Regenerations-Programm durch­läuft. Kannten sich die bei­den vor dem Gedächnisverlust? Oder pas­sen sie zusam­men? Schaffen ein­fa­che Erfahrungen eine neue Identität? Definiert die­se sich übers Erinnern? Der Spielfilm aus Griechenland pro­vo­ziert Fragen und wirkt mit unse­rer Pandemieerfahrung noch amü­san­ter, als er es ohne­hin ist. Der Humor, der ihn prägt, ist aber ein lako­ni­scher und stil­ler. Wir sind ein­ge­la­den zu Betrachtungen einer sur­rea­len Welt, von der wir inzwi­schen wis­sen, dass sie so sur­re­al nicht ist, und vor allem: Unsere eige­ne Welt kann schlag­ar­tig recht sur­re­al wer­den.“ Walter Ruggle
„Christos Nikou hat bei Yorgos Lanthimos’ Dogtooth als Regieassistent gear­bei­tet. Dessen Vorliebe für Versuchsanordnungen, Lebensskripte und „unwahr­haf­ti­ge“ Beziehungen haben in Nikous Debut deut­li­che Spuren hin­ter­las­sen. Auch das blut­lee­re Spiel und der sur­rea­le Humor sind Attribute einer bestimm­ten Ausformung des „neu­en grie­chi­schen Kinos“. Apples ist jedoch deut­lich vager ange­legt als die Arbeiten von Lanthimos, auch men­schen­freund­li­cher, weni­ger gars­tig. Hinter Aris’ Auftreten fin­den sich Anzeichen von Melancholie und auf­rich­ti­ger Trauer – und eine Einsamkeit, die mehr als Erinnerungsverlust ahnen lässt. Dass die Geschichte in zir­ku­lä­ren Bewegungen und repe­ti­ti­ven Mustern fort­schrei­tet, ent­fal­tet ganz eige­nen Charme.“
Esther Buss

Credits:

Mila
GR 2020, 90 Min., grie­chi­sche OmU,
Regie & Kamera: Christos Nikou
Schnitt: Giorgos Zafeiris
mit: Aris Servetalis, Sofia Georgovasili, Anna Kalaitzidou, Argiris Bakirtzis

Trailer:
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