Ein Film von Constantin Wulff.
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Manchmal ist es doch erstaunlich, was im Nachbarland so möglich ist: Die Arbeiterkammer Wien ist seit über 100 Jahren eine unabhängige, selbstfinanzierte zentrale – und wirksame – Interessenvertretung der Beschäftigten und Anlaufstelle für die vielen, die um ihre Rechte kämpfen. Erstaunlich ist aber auch, dass die diversen Regierungen ihr noch nichts anhaben konnten. Die rote Faust im Foyer markiert die Institution als historische Errungenschaft der Arbeiterbewegung. Dass sich ihre Idee in der digitalen Gegenwart nicht überlebt hat und sogar höchst notwendig ist, zeigt die Nachfrage: Es herrscht reger Betrieb.
Einer Frau soll während der Elternteilzeit gekündigt werden. Einem Mann hat seit Monaten keinen Lohn bekommen, Lohnzettel gibt es keine. Ein anderer ahnt, dass ihm sein Arbeitgeber beim nächsten Mitarbeitergespräch eine einvernehmliche Kündigung nahelegen wird, nach 25 Jahren im Betrieb. Sie alle sind Hilfesuchende, die in den ersten Minuten von Wulffs Dokumentarfilm bei der Arbeiterkammer Beratung bekommen, ganz selbstverständlich.
Besonders beeindruckend ist dabei auch die Vielsprachigkeit: Beraterinnen wechseln ansatzlos zwischen Deutsch und Serbisch, es gibt fließende Gebärdensprachen-Simultanübersetzung, bei juristischen Beratungen sitzen Übersetzer dabei und assistieren. Es ist, immer wieder, diese Selbstverständlichkeit, die so beruhigend und zugleich ergreifend ist, gegenüber Paketboten, Verpackerinnen, Bauarbeitern, Facharbeiterinnen, bei Arbeitsunfällen, Lohnbetrug, der Verweigerung von Sozialleistungen.
Im Direct-Cinema-Stil gibt der Film den Menschen, deren individuelle Geschichten sich hinter abstrakten Begriffen wie Krise, Rezession und Arbeitsmarktverwerfungen verbergen, und den in dieser Institution arbeitenden, ein Gesicht, und vor allem: „Nichts daran ist auch nur einen Moment trocken, denn es geht um die Essenz des Menschlichen.“ ORF
Credits:
AT 2022, 120 Min., Deutsch, Serbokroatisch, Türkisch, Ungarisch OmU,
Regie: Constantin Wulff
Kamera: Johannes Hammel, Michael Schindegger
Schnitt: Dieter Pichler
Trailer:
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