Das Zimmermädchen Lynn

Das Schöne am Putzen ist, dass es immer wie­der schmut­zig wird.“ Lynn Zapatek putzt ger­ne. Und gründ­lich. Ihr Job in einem Hotel Eden ist da ide­al, auch für eine ande­re Vorliebe: jeden Mittwoch legt sich Lynn, aus­ge­stat­tet mit Proviant und Kissen, unters Hotelbett und ver­folgt das meist unspek­ta­ku­lä­rem Treiben des jewei­li­gen Gastes. Dieser etwas ein­sei­ti­ge zwi­schen­mensch­li­che Kontakt deu­tet die Schwierigkeiten der ver­schlos­se­nen jun­gen Frau mit Beziehungen an, und es gibt Anspielungen auf einen über­stan­de­nen Klinikaufenthalt. Bewegung kommt in ihr Leben, als ein Gast ein Call-Girl im Zimmer emp­fängt. Völlig fas­zi­niert von „Chiara“ bestellt Lynn sie zu sich nach Hause. Es könn­te der wich­ti­ge Impuls für eine Veränderung sein.

Welche Formstrenge, wel­che Ästhetik. Welch gro­ßes Bewusstsein des rich­ti­gen, des aus­schließ­lich mög­li­chen fil­mi­schen Ausdrucks. … Das Porträt einer Verlorenen, von der wir nie erfah­ren, wie ver­lo­ren sie ist, auf wel­che Weise, wie sehr, wie tief. Und die genau des­halb fas­zi­niert. Und deren Charakter das kar­ge, aber kla­re, das distan­zier­te, aber emo­tio­na­le Filmbild, das Haeb und sei­ne Kamerafrau Sophie Maintigneux ent­wer­fen, per­fekt wider­spie­gelt.” Harald Mühlbeyer | kino-zeit.de

zimmermädchenlynn1Das Zimmermädchen Lynn ist in mei­nen Augen auch ein eman­zi­pa­to­risch wert­vol­ler Film. Weil die Suche nach (weib­li­cher) Identität hier weit abseits gän­gi­ger Normen und Rollen statt­fin­det. Weil der Regisseur nie der Versuchung erliegt, die Zuschauer_innen zu einem voy­eu­ris­ti­schen Blick auf sei­ne Heldin zu ver­füh­ren. Und weil der Film weib­li­che Sexualität als erfül­lend und lei­den­schaft­lich cha­rak­te­ri­siert, als not­wen­di­gen und fun­da­men­ta­len Bestandteil unse­rer Identität.” Sophie Charlotte Rieger

D 2015, 90 Min.
Regie & Buch: Ingo Haeb
Kamera: Sophie Maintigneux
Schnitt: Nicole Kortlüke
mit Vicky Krieps, Lena Lauzemis, Christine Schorn, Steffen Münster, Christian Aumer

 

  • am 30.5. kom­men der Regisseur Ingo Haeb & die Hauptdarstellerin Vicky Krieps zum Filmgespräch