Ein Film von Florian Koerner von Gustorf.
Paul und Astrid wollten ein romantisches Wochenende in Ungarn verbringen. Doch als Astrid in einem anderen Hotelgast ihre Jugendliebe wiedererkennt, wird die Pärchenreise zu Trip in die Vergangenheit.
WAS GEWESEN WÄRE ist eine komplexe Ost-West-Geschichte, die vorsichtig Gegenwart und Vergangenheit verflicht und ein Gefühl dafür vermittelt, wie vielfältig die Wendeerfahrungen sind und wie viele Geschichten aus dieser Zeit noch unerzählt. Die Gegenwart spielt in Budapest. Paul (Ronald Zehrfeld) und Astrid (Christiane Paul), beide Mitte 40 und seit ein paar Monaten ein Paar, verbringen dort einen Städteurlaub im Grand Hotel. Für Astrid ist es eine Reise in die Vergangenheit – seit ihrer Ausreise damals aus der DDR über Ungarn in die BRD hat sie die Stadt nicht mehr gesehen – und für beide die Gelegenheit, einander besser kennenzulernen. Das war jedenfalls Pauls Idee, doch als Astrid in einem anderen Hotelgast ihre Jugendliebe Julius (Sebastian Hülk) wiedererkennt, ist die Vergangenheit auf einmal präsenter als geplant. Astrid driftet immer wieder in schöne und schmerzhafte Erinnerungen ab, und mit Astrid erinnert sich auch der Film zurück – an eine Party am See, den Ausreiseantrag der besten Freundin, die On-Off Liebesgeschichte mit Julius und den Bruch, der lose Enden hinterlassen hat. Dass Regisseur Florian Koerner von Gustorf die meisten von Christian Petzolds Filmen produziert hat, merkt man seinem Regiedebüt vor allem an der etwas spröden, melancholischen Tonlage und den blau-grauen Alltagsfarben an. Dessen Faible für die Überhöhungen des Genrekinos teilt er dagegen nicht. Stattdessen erzählen von Gustorf und Gregor Sander, der das Drehbuch zu seinem eigenen Roman verfasste, sehr differenziert von erwachsenen Menschen, die vorsichtig, mit Brüchen, Sackgassen, Umwegen und Missverständnissen eine Gegenwart navigieren, in der die jeweiligen Vorgeschichten wie Untiefen im Unsichtbaren präsent sind und erstmal kartografiert werden müssen.
Toni Ohms | indiekino
DE 2019, 90 Min.,
Regie: Florian Koerner von Gustorf
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Mona Bräuer
mit: Christiane Paul, Ronald Zehrfeld, Sebastian Hülk
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