Ein Film von Kitty Green.
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Anzügliche Bemerkungen und sexistische Witze sind sicher nicht ausschließlich in Hotelbars im australischen Outback an der Tagesordnung, aber hierher hat es die beiden amerikanischen Rucksacktouristinnen Hanna und Liv nun einmal verschlagen. „Work and Travel“ heißt das Programm, das sie nach ihrer, vom ausgiebigen Feiern verursachten finanziellen Pleite, für ein paar Wochen hinter die Bar des „Royal Hotel“ in einer abgelegenen Bergbaugegend geschickt hat. Ihre englischen Vorgängerinnen scheinen die Zeit hier genossen zu haben, und nun freuen sich die Barbesucher, unschwer zu übersehen, auf das „Frischfleisch“.
Die gebürtige Australierin Kitty Green hat mit The Assistant den wahrscheinlich besten Spielfilm zu Thema ME TOO gedreht, wo sie nicht Einzelne als alleinige Täter sah, sondern alles durchsetzt von der Akzeptanz des Missbrauchs. Im „Royal Hotel“ werden rauere Töne angeschlagen, aber auch hier muss der Thriller keine Gewalttaten schildern, um in Fahrt zu kommen. Von der Bedrohlichkeit der Situation, die sich nach anfänglichen, fast verzweifelt gesuchten Urlaubsgefühlen breit macht, will Liv nichts wissen. Hanna fühlt sich jedoch immer unwohler. Stets taxiert sie den Grad ihrer Bedrohung und die Grenzen im Umgang mit den Gästen. War das nur ein Scherz, eine Drohung, ab wann ist übergriffig? Eine alltägliche Situation, aber einfach abhauen geht hier in der Wüste, wo nur alle drei Tage ein Bus fährt, nicht, und so ist die junge Frau 24⁄7 in Habt-Acht-Stellung.
„Konsequent geht Kitty Green dann das ganze Spektrum an Verhalten durch, das sich in einer solchen Situation ergibt: von der höflichen Frage nach einem Date, die mit einem Nein sowieso schon rechnet, bis zu aggressiven Trinkgeldspielchen und vielen weiteren Situationen, in denen sich (sehr allgemein gesprochen) männliches Interesse so äußert, dass Hannah und Liv sich die ganze Zeit dazu verhalten müssen – bis Hanna sich schließlich als Girl mit der Axt in einer Rolle wiederfindet, die sie sonst von sich wohl nicht entdeckt hätte. Wir wollten doch einfach nur so weit weg von Zuhause wie möglich, sagt Liv einmal. Das hat sich anders erfüllt als gedacht. Gutes Drehbuch, gut gespielt, auf eine rawkus way nuanciert.“
Bert Rebhandl | Cargo
Credits:
AU 2023, 91 Min., englische OmU
Regie: Kitty Green
Kamera: Michael Latham
Schnitt: Kasra Rassoulzadegan
mit Jessica Henwick, Julia Garner, Hugo Weaving, Bree Bain, Toby Wallace
Trailer:
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