Ein Film von Ken Loach.
„Sorry we missed you“ – Wir haben Sie leider nicht angetroffen. Wenn sich dann niemand aus der Nachbarschaft erbarmt, dann muss das Paket wieder mitgenommen und die Tour nochmal gefahren werden. Was dann auch heißt, dass die Ablieferliste für den nächsten Tag länger wird. Für jede verspätete Lieferung muss Ricky eine Strafe an das Unternehmen zahlen, das ihn als „Selbständigen“ beschäftigt. Deshalb versucht er so kurze Pausen wie möglich zu machen oder verzichtet ganz darauf. Die Arbeit von Rickys Frau Abbie ist ähnlichen Bedingungen unterworfen: jede Minute, die sie über die vorgegebene Zeit für die Pflege der älteren Damen und Herren braucht, bekommt sie nicht bezahlt. Das neoliberale System gibt einen Takt vor, den beide immer weniger einhalten können. Und Zeit für die Kinder zu Hause bleibt auch kaum – erst recht nicht für notwendige Auseinandersetzungen mit dem pupertierenden Sohn.
„Lange wurde uns erzählt, wenn du hart arbeitest und darum kämpfst, dann hast du ein gutes Leben, kannst deine Familie versorgen und bist sicher. Aber das hat sich geändert – und das ist kein Scheitern des Kapitalismus, das ist einfach purer Kapitalismus, wie er funktioniert“, sagte Ken Loach auf der Pressekonferenz zu seinem neuen Film. So wie die Lebensbedingungen für viele Arbeiterinnen und Arbeiter immer schwieriger werden, so werden auch die Filme von Ken Loach immer härter – und ein hoffnungsvolles Ende, wie bei den früheren Filmen, bleibt jetzt aus. „Sorry we missed you“ ist kaum zu ertragen – und das ist gut so. Er zeigt uns die unbequeme Rückseite eines Services, den man so gern vom Sofa aus nutzt.
GB 2019, 100 Min., engl. OmU
Regie: Ken Loach
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Jonathan Morris
Buch: Paul Laverty
mit: Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone, Katie Proctor, Ross Brewster, Mark Birch
- noch keine oder keine mehr