Wir freuen uns, auch dieses Jahr das jüdische Filmfestival bei uns zu Gast zu haben, diesmal mit mehr Filmen und mehr Gästen. Fünf aktuelle Dokumentarfilme, von denen sich vier direkt oder indirekt auf die Shoah beziehen und vier Spielfilme aus der DDR und Polen. Die Spielfilme sind Teil der Reihe deutsch-polnische Zeitreise,
in Die Passagierin kommt es bei einer Schiffspassage zur Begegnung zwischen der Überlebenden Marta und einer ehemaligen KZ-Aufseherin, ein Kammerspiel inmitten der endlosen, atlantischen Weite. Andrzej Wajdas Das gelobte Land portraitiert ein jüdisch, polnisch, deutsches Trio mit Aufstiegsambitionen zur Zeit der Industrialisierung Ende des 19ten Jahrhunderts. Epische 180 Minuten, und das meinte 1974 eine Filmreise/eine Reise im Film. Chronik eines Mordes konfrontiert die Jüdin Ruth, die verschleppt wurde und deren Eltern im KZ umkamen, mit den Mördern, die weiterhin ungestört in Amt und Würden unter uns waren. Die Schauspielerin wagt einen melodramatischen Ansatz: die große Liebe (am Theater, unter Schauspielern). Mark bekommt als Jude Berufsverbot, Maria verfolgt ihren Weg erfolgreich weiter, bis sie sich radikal umentscheidet.
Unter den Dokumentarfilmen ist Displaced eine erneute Auseinandersetzung der dritten Generation der Holocaust Überlebenden mit der eigenen Familiengeschichte. Ein weiterer Versuch, das Schweigen aufzubrechen. Love, it was not thematisiert die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Opfer und Täter. Die Jüdin Helena, in Auschwitz inhaftiert, gefällt einem SS Offizier, er wähnt sich in Liebe, jederzeit seiner Macht bewußt und extrem brutal, wie es seine Totenkopfblechmarke verspricht. Sie versucht ihr Leben zu retten und für ihre Mitgefangenen zu sprechen. Muranow war lange ein Ort bunten Gewimmels, mehrheitlich jüdisch bewohnt. Nach dem Überfall auf Polen wurde es zum Warschauer Ghetto und beim Aufstand 1943 fast vollständig zerstört. Eine Spurensuche heute, wo Ort und Bewohner nichts mit der Vergangenheit zu verbinden scheint. Walter Kaufmann- welch ein Leben portraitiert natürlich den Schriftsteller, der als jüdisches Kind während des 12 jährigen Reichs nach Großbritannien entkam, dort als Deutscher inhaftiert auf einem Seelenfänger nach Australien verschifft wurde und schließlich der Seefahrt und dem Schreiben frönte. Zum Abschluß des Festivals bei uns führt Ziyara in ein ganz anderes Land: Marokko. Lange lebten Muslime und Juden hier relativ problemlos zusammen, auch die Familie der Regisseurin. Eine weitere Spurensuche.
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