Ein Film von Teona Strugar Mitevska.
»Sag ihnen, du bist 24!«, rät die Mutter, als ihre Tochter wieder einmal zu einem Job-Interview aufbricht, das sie gegen den Willen der 31-jährigen Petrunya arrangiert hat. Die hat zwar einen Einser-Uni-Abschluss in Geschichte, doch wer braucht schon eine Historikerin in ihrem Heimatort Štip in Nordmazedonien, 100 Kilometer südöstlich von Skopje? So sitzt diese außergewöhnliche Frau vor dem potenziellen Arbeitgeber, einem Fabrikbesitzer, der von oben herab auf ihr geblümtes Kleid schaut und sie nicht ernst nimmt. Auf dem Heimweg nach dieser demütigenden wie erfolglosen Vorstellung springt Petrunya spontan von der Brücke ins kalte Wasser. Es ist Dreikönigstag, und wie in jedem Jahr tauchen die jungen Männer der Stadt nach einem kleinen heiligen Kreuz, das der Priester in den eisigen Fluss wirft. Es zu ergattern, soll Glück bringen. Diesmal aber ist kein Mann, sondern Petrunya am schnellsten und hält die Trophäe in die Fernsehkameras – ein Skandal! Zwar hat Petrunya mit der Kirche eigentlich nichts an Hut, aber ihr Widerstandsgeist ist geweckt . Mit stoischer Miene verteidigt sie ihr Kreuz, einen Tag und eine Nacht lang, begleitet von öffentlichem Furor und gegen die geballte Männerwelt. Bei der Berlinale waren die Kirchen nicht so streng, der Film bekam den Preis der Ökomenischen Jury.
»Es ist eine Groteske und doch bitterernst. Es ist eine Maximal-Bagatelle. Petrunya war nicht tauchbefugt, denn sie ist eine Frau. Man ahnt alles, was kommt, und dann kommt es genau so, bloß ganz anders. Mitsamt Polizeirevier und TV-Berichterstattung. Und das Unglaubliche geschieht: Teona Strugar Mitevska hält diese Hochspannungsbalance. Der Überraschungsmoment liegt nie im Banal-Anderen, sondern in den Graden der Intensität und Wahrhaftigkeit. Und in der Komik natürlich.« Kerstin Decker | Tagesspiegel
Gospod postoi, imeto i’ e Petrunija
MK / BE / SI / HR / FR 2019, 100 Min., mazedonische OmU
Regie: Teona Strugar Mitevska
Kamera: Virginie Saint Martin
Schnitt: Marie-Hélène Dozo
mit: Zorica Nusheva, Labina Mitevska, Simeon Moni Damevski, Suad Begovski, Violeta Shapkovska
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Gott existiert, ihr Name ist Petrunya from JIP Film und Verleih on Vimeo.