Ein Film von Philipp Reichenheim.
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Dinosaur jr. sind Pioniere des Indie-Rock, aber es gab schon früh Berichte über Spannungen zwischen den drei Bandmitgliedern. In FREAKSCENE reden J. Macsis, Lou und Murph offen über die toxische Atmosphäre in der Band.
Mitte der 80er Jahre veröffentlichte die Band Dinosaur jr. – damals noch als „Dinosaur“, das „jr.“ war die Folge einer Klage der älteren Hippie-Band „Dinosaurs“ – ihr Debütalbum, das zwar noch im US-Hardcore-Punk verwurzelt war, aber eine lässigere Haltung mit älteren Rockstilen einnahm. Dinosaur jr. waren (und sind) irrsinnig laut und wirkten trotzdem seltsam introvertiert. Die Band war schnell in Independent-Kreisen erfolgreich, und landete mit 1988 mit „Freak Scene“ einen Hit in den Independent-Charts, ein Jahr später kam ihre Coverversion des The Cure-Songs „Just Like Heaven“ auch in die Pop-Charts. Dinosaur jr. war auf dem Höhepunkt des Erfolgs, aber es gab Gerüchte darüber, dass die Musiker nicht mehr miteinander redeten. 1989 warf J. Mascis Lou Barlow aus der Band, zwei Jahre später hatte auch Drummer Murph genug.
In FREAKSCENE – THE STORY OF DINOSAUR JR. reden J. Macsis, Lou und Murph über die Gründung, Trennung, und Wiedervereinigung der Band, und sind dabei erstaunlich offen in Bezug auf die eigene toxische Männlichkeit, die sich bei Dinosaur jr. wenigstens nicht gegen Frauen richtete. Heute, nach den Missbrauchsskandalen um Ryan Adams und Marilyn Manson, ist klar, dass auch in der Independent Szene reichlich Macker-Gift verbreitet war und ist, aber damals standen die Stars auch für eine andere, komplexere Vorstellung von Männlichkeit. Heute zeigen sich auch Band-Diktator J. Mascis und Aggro-Bassist Lou Barlow einsichtig. Drummer Murph weckt aufrichtiges Mitgefühl dafür, den Psycho-Terror seiner Band so lange ausgehalten zu haben. Als Porträt einer Banddynamik ist FREAKSCENE großartig, nur kommt die Faszination der Musik von Dinosaur jr., die gerade in der flächigen Entfaltung der Songs und in den brachialen Dynamikwechseln liegt, in den Songschnipseln nicht herüber. Für Fans ist der Film Gold, für Nicht-Eingeweihte weniger.
Tom Dorow | indiekino.de
Credits:
DE/US 2020, 82 Min.
Regie: Philipp Reichenheim
mit: J Mascis, Lou Barlow, Murph, Kim Gordon, Henry Rollins, Bob Mould, Thurston Moore
Trailer:
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