Ein Film von Emine Emel Balcı, Ab 16.6. im fsk.
Mit ihrem Vater, dem ständig abwesenden Fernfahrer, gemeinsam in einer Wohnung leben; nicht mehr länger vom Schwager, bei dem sie untergekommen ist, als Schmarotzerin gescholten werden. Seraps familiäre Verhältnisse sind prekär, auch an Geld mangelt es. Mit eisernem Willen aber hält die junge Frau, starke Protagonistin dieses starken Debüts, an ihrem Wunsch nach Geborgenheit fest. Sie schuftet in der Textilfabrik, sie hetzt sich ab, sie gönnt sich nichts. Dabei wirkt ihr einsamer Kampf um ihren Platz in der Welt nicht trostlos, er zeugt nur von der Wirklichkeit und davon, wie wirtschaftliche Zwänge Menschen korrumpieren.
„Die Themen, mit denen ich vertraut bin und über die zu sprechen mir am wichtigsten ist, betreffen Frauen. In einer Gesellschaft wie der türkischen, in der das Patriarchat viele Lebensbereiche prägt, ist es unvermeidlich, dass Frauen übersehen, ignoriert und vom System unterdrückt werden. Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man nur die Beziehungen zwischen den Einzelnen betrachtet. Ich empfinde diese Situation als sehr hoffnungslos und versuche deshalb, Geschichten über Themen zu entwickeln, die mit dem Leben von Frauen zu tun haben. (…)
Ich habe versucht herauszufinden, woher Seraps Einsamkeit kommt. Ich bin dabei auf eine Gesellschaft gestoßen, in der Frauen wie Serap sich jeden Morgen in dem dunklen und stickigen Laderaum eines Transporters wiederfinden. Anhand von Seraps Geschichte
möchte ich zeigen, wie sehr uns die Konzepte von Geschlecht und Familie, die bisher als heilig galten, fremd geworden sind.” (Emine Emel Balcı)
OT: Nefesim kesilene kadar
Tr/D 2015, 94 Min., türkische OmU
Regie & Buch: Emine Emel Balcı.
Kamera: Murat Tunçel
Schnitt: Dora Vajda.
Darsteller:
Esme Madra (Serap), Rıza Akın (Vater), Sema
Keçik (Sultan), Gizem Denizci (Dilber), Ece Yüksel (Funda),
Uğur Uzunel (Yusuf), Yavuz Pekman (Schwager), Pinar Gök
(Schwester), Yavuz Özata (Ibrahim)
Premiere: Berlinale 2015 – Int. Forum (Forumsblatt mit Interview)