Ein Film von Deniz Gamze Ergüven
Sommer in einem türkischen Dorf. Lale und ihre vier Schwestern wachsen nach dem Tod der Eltern bei ihrem Onkel auf. Als sie nach der Schule beim lustigen Herumtollen mit ein paar Jungs im Meer beobachtet werden, lösen sie einen Skandal aus. Ihr als schamlos wahrgenommenes Verhalten hat dra-matische Folgen: Das Haus der Familie wird zum Ge-fängnis, Benimmunterricht ersetzt die Schule und Ehen werden arrangiert. Anfangs versuchen die fünf sich mit kleinen Fluchten, Gesten des Widerstands zu helfen. Hier mal wegschleichen, da den geplanten gegen den gewüschten Ehemann tauschen. Doch ihre verschworene Gemeischaft bröckelt.
„Was Mustang aber wirklich zu einem sehenswerten Film macht, ist der visuelle Stil, den Ergüven zu-sammen mit ihren Kameramännern Ersin Gok und David Chizallet entwickelt. Mit weichem Licht filmen sie die Mädchen, erzählen die Geschichte in flirrenden Farben, die oft etwas Unwirkliches, Märchenhaftes haben. Sicher nicht zufällig fühlt man sich oft an die Filme von Sofia Coppola erinnert, besonders an den auch thematisch ähnlichen The Virgin Suicides. Durch das Überhöhen einer im Ansatz realistischen Geschichte in das Reich der Phantasie bekommt Mustang seinen besonderen Reiz, erzeugt er einen mitreißenden Sog, der auch das versöhnliche Ende konsequent erscheinen lässt.“ (programmkino.de)
Ich wollte erzählen, wie es ist, ein Mädchen bzw. eine Frau in der Türkei von heute zu sein. In einem Land, in dem die Rolle der Frau so stark wie nie im Zentrum der öffentlichen Debatte steht. Es war sehr hilfreich, dass ich nicht ständig in der Türkei lebe und das Land auch von außen betrachten kann. Jedes Mal, wenn ich dorthin zurückkehre, spüre ich eine Art Korsett, das mich einengt. Alles, was mit Weiblichkeit in Verbindung steht, wird oft auf Sexualität reduziert. Es ist, als wäre jede weibliche Geste sexuell aufgeladen. Es gibt Schulen, die Jungen und Mädchen verbieten, dieselbe Treppe zu benutzen.
(Deniz Gamze Ergüven)
Türkei/ Frankreich/ Deutschland 2015, 97 Min., türk. OmU
Regie: Deniz Gamze Ergüven
Buch: Deniz Gamze Ergüven, Alice Winocour
Kamera: David Chizallet, Ersin Gok,
Schnitt: Mathilde van de Moortel
Darsteller: Nihal Koldas, Ayberk Pekcander, Ilayda Akdogan, Tugba Sunguroglu, Elit Iscan, Doga Zeynep Doguslu, Gunes Nezihe Sensoy