Guidelines ist der zweite Film Jean-Francois Caissys in einer geplanten Reihe von fünf Dokumentarfilmen, die sich mit den verschiedenen Abschnitten des Lebens beschäftigen. Der erste, La Belle Visite, war 2009 ebenfalls im Forum des internationalen Films in Berlin zu sehen und thematisierte das Alter. Diesmal geht um Jugend. In ruhigen, beobachtenden Einstellungen zeigt der Film uns Ausschnitte aus dem alltäglichen Leben in eines Gymnasiums nahe Quebec – neben dem Lernen gibt es vor Allem Außenaktivitäten zu erleben. Cheerleader üben ihre Sprünge, Jugendliche veranstalten BMX-Rennen durch die Landschaft, im Sommer klettern sie auf Brücken und springen in den Fluss, im Winter brettern sie sinnlos mit dem Snowmobil durch den Schnee. Gegen die weiten Bilder aussen werden begrenzte Bilder innen geschnitten: Diskussionen der Pädagogen mit den Schülern, in denen auch mißliebiges Verhalten wir Mobbing oder Drogenmißbrauch erörtert werden. Ziel der nicht sichtbaren Autoritätspersonen ist dabei nicht Bestrafung oder Maßregelung, sondern eine Auseinandersetzung, die den Schülern ihre persönliche Verantwortung vermitteln soll. Die Institution selber interessiert hier weniger als eine wissensvermittelnde, sondern ist die letzte Einflussmöglichkeit der Gesellschaft auf ihre Kinder, wobei der Film selbst ganz und gar nicht sozialpädagogisch daherkommt.
„Communicating much with very little, “Guidelines” (“La Marche à Suivre”) presents a profoundly hopeful view of education as a civilizing force and a haven for transformation. There have been many more eventful high school movies, but rarely one that’s more absorbed in the forming of adults and the shaping of citizens.“ schrieb die NY Times amläßlich der Aufführung im MOMA im Mai 2015
OT: La Marche à Suivre
Kanada 2014, 76 Min., franz. OmU
Regie & Buch: Jean-Francois Caissys
Kamera: Nicolas Canniccioni
Schnitt: Mathieu Bouchard-Malo
Im Kino mit deutschen Untertiteln