Fremd

Fremd beschreibt den von der Not dik­tier­ten Aufbruch eines jun­gen Maliers nach Europa. Seit zwei­ein­halb Jahren ist er unter­wegs in eine Welt, in der er nie leben woll­te. Der Film sucht die Beweggründe für die­se Flucht und gewährt Einblick in die Lebensumstände und den zer­mür­ben­den Alltag von Migranten auf ihrem Weg vom sub­sa­ha­ri­schen Afrika über Algerien und Marokko nach Europa. Er zeigt ihr Leben, das geprägt ist von Hetze und Hoffnung, Flucht und Stillstand. Vom Leben als jah­re­lan­ger Reisender und vom Überleben in der Fremde.

Je näher ich die jun­gen Männer und Frauen auf ihrer Odyssee vor Europa ken­nen­lern­te, des­to drin­gen­der ver­spür­te ich den Wunsch Ihnen – die in uns­rer poli­ti­schen Sprache meis­tens nur als anony­me Masse auf­tau­chen, vor der es sich zu schüt­zen gilt – ein Gesicht zu ver­lei­hen. Ich will sie in „Fremd“ als Individuen wahr­nehm­bar wer­den las­sen und ihnen die Möglichkeit geben für sich selbst zu sprechen.
Ich bewun­der­te die mir anfangs frem­den Migranten für ihre Konsequenz und ihren unbe­ding­ten Willen einen Kontinent errei­chen zu wol­len, den sie nur sche­men­haft kann­ten. Diese Bereitschaft zu einem kom­plet­ten Bruch mit ihrem bis­he­ri­gen Leben mach­te mich neu­gie­rig. Als mir bewusst wur­de, unter wel­chen Umständen sie in ihren Ländern leben, wel­cher Trostlosigkeit und Restriktion sie sich häu­fig gegen­über­se­hen, ver­stand ich, dass für sie ein Leben, selbst mit den ein­fachs­ten Wünschen in ihren Heimatländern unmög­lich ist.
Denn wie kann man sich selbst ver­wirk­li­chen, auf Bildung, Rechtsstaatlichkeit, und per­sön­li­che Freiheit hof­fen wenn man jeden Tag erneut ums Überleben kämp­fen muss? Wenn man kei­nen Cent in der Tasche hat? Wenn man sich fremd fühlt im eige­nen Land?
Die drang­sa­lier­ten, durs­ti­gen aber immer noch unge­bro­che­nen Migranten an pro­vi­so­ri­schen Orten, in Wäldern ver­steckt wie­der­zu­tref­fen, gab mir das Gefühl sie sei­en ver­lo­ren und ihre Reise bräch­te sie eher wei­ter von sich weg als näher zu sich selbst.
Fremd ist eine Geschichte über Menschen auf Reisen, auf der Suche nach einem ande­ren Leben. Eine Reflexion über den Verlust von Zeit und das Scheitern. Aber ist es nicht unser Scheitern?”
Miriam Faßbender

D / MALI / ALGERIEN / MAROKKO 2011

Regie, Buch & Kamera: Miriam Faßbender
Schnitt: Andreas Landeck, Andrea Schönherr, Sylke Rohrlach
Ton: Rainer Gerlach, Kai Lüde
Musik: Christof Vonderau
Produktion: Max Milhahn Filmproduktion

93 Min., fran­zö­sisch, bam­ba­ra OmU