Das polnische Filmfestival in Berlin findet dieses Jahr vom 27.August bis 2. September statt:
Die Filme im fsk:
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Im Foyer gibt es während filmPOLSKA eine Lichtinstalltion von
Sylwester Łuczak – Cinema of Light
Die Lichtinstallationen werden vom polnischen Künstlern Sylwester Luczak gestaltet und in drei Berliner Kinos präsentiert: im Bundesplatzkino, im FSK und im Wolf Kino. Diese Aktion im öffentlichen Raum ist ein wesentliches Zeichen des Zusammenlebens der deutsch-polnischen Kinolandschaft und ‑kultur.
Für unseren Space – „Eingriff“ in den öffentlichen Raum möchten wir mit den Kinos und dem Festival deren Stellenwert im Kulturleben markieren und eine klare Aussage abgeben: in Zeiten von Covid 19 sind Kulturbrücken mehr als notwendig.
Sylwester Luczak hat mehrere Dutzend Werke fertig gestellt. Jedes Projekt ist eine Konfrontation mit einem völlig anderen Raum. Er arrangiert kleine, intime Orte, Innenräume moderner und historischer Gebäude, ganze architektonische Einrichtungen, verschiedene Konzert- und Konferenzräume sowie: Galerien, Museen, Theater, Kinos, Hotels, Restaurants, Tempel, Denkmäler.
Seine Arbeiten greifen in den öffentlichen Raum ein, bilden neue Assoziationen oder dekonstruieren das Bestehende: Straßen, Amphitheater, Innenhöfe, Fassaden und ganze Gebäude.
Er verwendet auch verschiedene Techniken der Eingriffe in den vorhandenen Raum – hauptsächlich: Projektionen, Licht, Ton.
Seine Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, in Kombination mit Licht- und Videoprojektionen extrem plastische Effekte im Kulturraum zu erzielen. Dadurch entstehen virtuelle Szenarien, mit der sie originelle, dynamische und interaktive Formen bilden, die mit der Dramaturgie des Ereignisses harmoniert oder die szenographische Störung des vorhandenen Raums ermöglicht.
Wind. A Documentary Thriller / Wiatr. Thriller dokumentalny
PL 2019, R/B: Michał Bielawski, 75 min, OmeU
K: Bartek Solik, S: Hubert Pusek, M: Lukáš Kobela
Podhale, die südpolnische Region am Fuß der Karpaten, ist eine beschauliche, ländliche Gegend. Es gibt hübsche Landschaften, pittoreske Holzhäuser und exzellenten Räucherkäse – hier könnte das Paradies sein. Aber hier gibt es auch den Halny – ein Wetterphänomen, das den Einwohnern das Leben schwer macht. In unregelmäßigen Abständen wälzt sich dieser warme, trockene Fönwind ins Tal und reißt alles mit, was nicht festgenagelt oder tief verwurzelt ist.
Auch an Mensch und Tier geht der gewaltige Sturm nicht spurlos vorbei. Die rapide Druckveränderung, verbunden mit einem plötzlichen Temperaturanstieg, macht Kreislauf und Psyche zu schaffen. Die Selbst-/Mordrate steigt, die Menschen kämpfen mit Depressionen, möglicherweise geht sogar die eine oder andere Revolution auf das Konto des Halny.
Bielawski wirft sich furchtlos mitten in die Naturgewalten und schildert in atemberaubenden Bildern, wie die Einheimischen mit ihrem Schicksal und dem unsichtbaren, unberechenbaren Gegner ringen.
Michał Bielawski studierte Interdisziplinäre Geistes- und Gesellschaftswissenschaft in Warschau. Er drehte zahlreiche Dokumentarfilme und ‑serien, die sich sowohl mit Film und Kino als auch mit Sport beschäftigten.
27/08/2020, 20:30, [Tickets]
Vorfilm: Pointless Sodomy, 10´
Supernova
PL 2019, R/B: Bartosz Kruhlik, 78 min, OmU
K: Michał Dymek, S: Magdalena Chowańska, M: Endy Iden,
D: Marek Braun, Marcin Hycnar, Marcin Zarzeczny, Agnieszka Skibicka u.a.
Eine sonnenüberflutete sommerliche Dorfstraße. Nichts passiert, die Luft flirrt, eine Kuh schiebt sich behäbig durch das Bild. Kein guter Ort für großes Kino? Oh doch, denn in nur wenigen Minuten entwickelt sich hier aus einem Familienkrach und einem Verkehrsunfall eine Tragödie antiker Dimensionen, die in rasender Unumkehrbarkeit immer mehr Beteiligte in ihren Strudel zieht. In der Zeitung wären diese Ereignisse maximal eine Randnotiz wert, aber aus der schmerzhaften Nähe der unermüdlichen Kamera sind sie unendlich tragisch, weil schmerzhaft menschlich.
Dem Überraschungs-Debütanten Kruhlik gelingt es, auf kleinstem Raum, mit sparsamer Ausstattung (Handkamera, Verzicht auf Musik und künstliches Licht) und einem kleinen, aus unverbrauchten Gesichtern bestehenden Ensemble nahezu in Echtzeit ein Drama zu entwickeln, das den Zuschauer förmlich einsaugt. Darüber hinaus vermittelt die Handlung in ihrer Alltäglichkeit eine Metaebene: Eine Supernova ist ein hell explodierender Stern kurz vor seinem Untergang, eine sterbende Welt – und gleichzeitig der Beginn von etwas Neuem.
Bartosz Kruhlik (geb. 1985) studierte Regie in Łódź und drehte ein Dutzend Kurz- und Dokumentarfilme, mit denen er diverse Preise gewann. „Supernova“ ist sein Langspiel-Debüt.
28/08/2020, 20:30, [Tickets]
Vorfilm: Marcel, 25´, OmeU
All for my mother / Wszystko dla mojej matki
PL 2019, R/B: Małgorzata Imielska, 103 min, OmU
K: Tomasz Naumiuk, S: Agnieszka Glińska, M: Włodzimierz Pawlik,
D: Zofia Domalik, Jowita Budnik u.a.
Ola (grandios: Zofia Domalik) hat es im Leben nie leicht gehabt. Mit fünf Jahren wurde sie ihrer Mutter, einer Leistungssportlerin, weggenommen. Bei den Adoptiveltern ging es ihr nicht viel besser und so sitzt sie nun in einer trostlosen Anstalt für straffällig gewordene Mädchen und hat nur einen Wunsch: Sie will ihre Mutter wiederfinden, denn sie ist davon überzeugt, dass diese ihre Tochter wieder in die Arme schließen will.
Olas Vorteil: Sie kann laufen. Sie kann durchhalten, auch wenn die Kräfte schwinden. Und sie kann sich immer wieder aufrappeln, wenn sie gestürzt ist – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Und sie stürzt oft, denn das Leben rollt ihr ununterbrochen Hindernisse in den Weg.
Imielska gibt uns ein Genre zurück, das in Polen einst Meisterwerke hervorbrachte und in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geriet – das klassische Sozialdrama. Sie führt uns in Welten, die sonst für uns verschlossen sind, und erzählt dabei trotzdem eine universale Geschichte, die mit jedem von uns etwas zu tun hat.
Małgorzata Imielska (geb. geb. 1969) studierte in Kraków sowie Katowice und drehte knapp 30 Dokumentarfilme, bevor sie mit „Wszystko dla mojej matki“ ihren ersten Spielfilm auf die Leinwand brachte.
29/08/2020, 20:30, [Tickets]
Vorfilm: Ulica Jodłowa / Jodlowa Street, 5´
Corpus Christi / Boże Ciało
PL 2019, R: Jan Komasa, 115 min, OmU
B: Mateusz Pacewicz, K: Piotr Sobociński jr., S: Przemysław Chruścielewski, M: Evgueni Galperine, Sacha Galperine
D: Bartosz Bielenia, Aleksandra Konieczna, Eliza Rycembel, Tomasz Ziętek u.a.
In der Logik des Christentums ist Gott nicht nur in der Kirche präsent, sondern überall. Auch in der Strafanstalt für junge Männer, in der wir Daniel kennenlernen – einen fragilen Jungen mit klarem, unschuldigen Blick, der bei den Knast-Gottesdiensten aufblüht und doch als Vorbestrafter keine Chance hat, jemals Priester zu werden.
Beim Arbeitseinsatz in einem Karpatendorf bietet sich plötzlich unverhofft die Gelegenheit: Der junge Mann wird für einen Geistlichen gehalten und schlüpft zunehmend bereitwillig in die ersehnte Rolle. Und es geschieht das Erstaunliche: Die Menschen hören ihm zu, wenn er im Freestyle zu ihnen spricht. Zunehmend beginnt er, sich in die Geschicke des Dorfs einzumischen. Wie lange kann dieses riskante Spiel gut gehen?
Komasa mischt Krimi mit Sozialstudie und Romanze mit Thriller. Dabei kann er sich vor allem auf seinen grandiosen Hauptdarsteller Bartosz Bielenia verlassen, der glaubwürdig den Spagat zwischen einem Straßenjungen mit Drogenerfahrung und einer belesenen, weisen Respektperson schafft.
Jan Komasa (geb. 1981) studierte an der Filmhochschule Łódź und gewann mit seinem Langspiel-Debüt „Sala samobójców“ (2010) zahlreiche Preise. Dank seinen ebenfalls sehr erfolgreichen Filmen „Miasto 44“ (2014) und „Boże Ciało“ gilt er als einer der talentiertesten Vertreter der jungen Regie-Generation.
30/08/2020, 15:30, [Tickets]
I am REN / Jestem REN
PL 2019, R: Piotr Ryczko, ?? min, OmU
B: Piotr Ryczko, K: Yori Fabian, S: Jakub Kopeć, M: Paweł Stolarczyk,
D: Marta Król, Marcin Sztabiński, Olaf Marchwicki, Marieta Żukowska, Janusz Chabior
Das Glück der Liebe ist ein äußerst seltenes und leicht zerbrechliches Gut. Besonders schwer hat es das Glück, wenn sich in den Alltag Kräfte aus dem All einmischen.
Renata und Jan leben im puren Glück der Liebe: Die Freude in der Beziehung wird durch ein gemeinsames Kind belohnt und das Familienglück des Alltags wächst solange weiter, bis das Programm „Glück“ aus dem All infiziert wird. Von einem Tag auf den anderen wird alles, was bis jetzt für selbstverständlich und schön gehalten wurde, in Frage gestellt – sogar die Echtheit der eigenen Person und die Liebe und Zuneigung der anderen. Es tauchen bei Renata Fragen um Fragen auf: Sind die gehörten Stimmen die eigenen Gedanken oder Kräfte von außen? Ist das, was ich sehe, da oder nur ein trügerisches Bild der manipulierten Wahrnehmung? Stehen meine Liebsten an meiner Seite oder sind es die Handlanger einer fremden Kraft?
Der Film balanciert geschickt zwischen Horror und Sciencefiction und versetzt den Zuschauer in eine Welt, in der er selbst allmählich den Boden unter den Füssen verliert.
Piotr Ryczko (geb. 1973) ist aufgewachsen in Norwegen. Er studierte Regie an der National Film School in Łódż und an der Wajda Film School. Ryczko ist außerdem Autor und Blogger. Seine Bücher und Geschichten sind oft Grundlage für seine Filme. So auch für sein Spielfilmdebüt ICH BIN REN.
30/08/2020, 20:30 (mit online-Gast: Piotr Ryczko) , [Tickets]
Vorfilm: Story, 5´, OmeU
Monument
PL 2018, R/B: Jagoda Szelc, 90 min, OmU
K: Przemysław Brynkiewicz, S: Anna Garncarczyk, M: Rafał Nowak
D: Zuzanna Lit, Anna Biernacik, Paulina Lasota, Oskar Borkowski, Jakub Zając, Mateusz Czwartosz u.a.
Zwanzig junge Leute absolvieren in einem Waldhotel ein Praktikum. Die stramme Managerin macht gleich bei der Begrüßung klar, dass das kein Erholungsurlaub wird. Hier wird nicht widersprochen, sondern geschuftet – im Wäschekeller, in der Küche, im Zimmerservice, auf dem Müllplatz. Und ein rätselhaftes Podest muss jeden Tag neu geschrubbt werden.
Das klingt simpel, realistisch und unspektakulär, wird aber in der Umsetzung schnell zum Kunstwerk. Denn während wir die jungen Leute dabei beobachten, wie sie ihre Arbeit verrichten, heimlich Party machen oder die schier endlosen Räume der in die Jahre gekommenen Herberge erkunden, schleichen sich Unklarheiten, Rätselhaftigkeiten und Fragwürdigkeiten ein.
Falls noch jemand auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger für David Lynch ist: Hier ist Jagoda Szelc. In ihrem zweiten Langfilm „Monument“ zeigt sie wiederholt eindrucksvoll, wie perfekt sie Spannung aufbauen, Unbehagen erzeugen und markante Figuren aufbauen kann. Dabei spart sie sich weitgehend Horror-Effekte, sondern schafft es, mit Andeutungen und Atmosphäre ein dunkles Kopfkino in Gang zu setzen.
Jagoda Szelc (geb. 1984) studierte an der Kunstakademie Wrocław und an der Filmhochschule Łódź. Nach zehn Kurzfilmen folgten ihre gefeierten und preisgekrönten Langspielfilme „Wieża. Jasny dzień / Tower. A Bright Day“ (2017) und „Monument“.
31/08/2020, 20:30 (mit online-Gast: Jagoda Szelc), [Tickets]
Vorfilm: Sandra, 4´, OmeU
In Touch
PL/ISL 2019, R: Paweł Ziemilski, 61 min, OmeU
B: Paweł Ziemilski, Haukur M. Hrafnsson, Łukasz Długołęcki, K: Filip Drożdż, Asta Julia, Gudjonsdottir, S: Dorota Wardęszkiewicz, M: Arni Valur Kristinsson, Martina Bertoni
Auf den ersten Blick ist Stare Juchy im idyllischen Masuren ein Dorf wie viele andere in Polen. Manche sind geblieben, manche sind gegangen und haben Leerstellen hinterlassen. Das Besondere an diesem Ort ist, dass fast ein Drittel der Einwohner in den letzten 40 Jahren nach Island ausgewandert ist. Sie haben weit weg ein neues Leben begonnen. In Stare Juchy ließen sie Verwandte und Freunde zurück.
Mit einem raffinierten Schachzug bringt Ziemliski beide Seiten – die Ausgewanderten und die Dagebliebenen – wieder zusammen. Wände verlassener Häuser, Wohnzimmertapeten, Rasen, Autoscheiben und viele andere Flächen nutzt er als Projektionsflächen, auf denen er den Zurückgelassenen bewegte Bilder aus dem Leben der polnischen Neu-Isländer zeigt. Auf der Tonspur hören wir derweil Skype-Gespräche über Banalitäten des Alltags. So entsteht ein bildgewaltiger Essay, in dem Bilder und Worte zu einer Narration über das Verlassen und Vermissen zusammenfließen.
Paweł Ziemilski (geb. 1981) studierte Regie in Łódź und drehte nach zahlreichen Kurzfilmen den Dokumentarfilm „Miejscy kowboje“ (2016). „In Touch“ gewann u.a. bei Festivals in Amsterdam und Saloniki Preise und war für den polnischen Filmpreis nominiert.
01/09/2020, 20:30 , [Tickets]
Vorfilm: Stawberry Boys, 20´, OmeU
Love and Empty Words / Miłość i puste słowa
PL 2018, R/B: Małgorzata Imielska, 77 min, OmU
K: Maciej Kozłowski, S: Marek Skorupski, M: Marek Napiórkowski
Wenn das Schicksal plötzlich zuschlägt, sind wir meistens sprach- und machtlos. Wenn sich aber das Schicksal auf leisen Sohlen einer Alzheimer-Erkrankung einschleicht, wird der Mensch peu a peu in all seinen Funktionen zersetzt und mutiert zum stummen Objekt der puren Existenz.
Adam und Wanda, ein älteres Ehepaar, haben bereits das höhere Stadium der Liebe erreicht, in dem Aufmerksamkeit, Zuneigung und Verständnis den Alltag gestalten. Doch das Glück hängt oft an einem seidenen Faden. Die fortschreitende Entwicklung der Demenz bei der Frau stellt den Ehemann vor unerwarteten Aufgaben. Adam wird zum Rundumbetreuer und seine geliebte Frau Wanda zum hilflosen Objekt, das in seinem Persönlichkeitszerfall 24 Stunden am Tag eine Begleitung braucht. Anziehen, füttern, Zähne putzen, aufs Klo setzen, abwischen, spazieren führen, bespaßen, ins Bett bringen – tagtäglich und ohne einen Hauch Hoffnung auf Verbesserung.
Die feinfühlige Dokumentation über eine Krankheit, die zum Nachdenken über das Menschsein anregt und über die Treue, die Würde und die Grenzen des Zusammenseins erzählt.
Małgorzata Imielska (geb. 1969) Regisseurin und Drehbuchautorin. Sie studierte Film- und Fernsehregie an der Fakultät für Radio und Fernsehen der Schlesischen Universität Katowice. Seitdem realisierte sie vor allem zahlreiche Dokumentar‑, aber auch Fernsehfilme.
02/09/2020, 20:30, [Tickets]
Vorfilm: Koniec sezonu / The End of the Season, 20´, OmeU